Der Dominoeffekt
vorgehen?«
»Zunächst bleibt uns nichts anderes übrig, als auf die endgültigen Ergebnisse der Kriminaltechnik zu warten. Und einige mögliche Zeugen in der Nähe des Tatortes wurden noch nicht angetroffen, da bleiben wir dran.«
»Gut. Liegen irgendwelche Hinweise im Hinblick auf die organisierte Kriminalität vor? Übereinstimmung mit anderen Fällen?«
»Ich weiß noch nichts Genaues. Das BKA hält sich bisher vornehm zurück, Fresenius und seine Mitarbeiterin lassen uns schalten und walten und sehen nur zu, wie wir unsere Arbeit machen.«
»Ein gut gemeinter Rat: Hüten Sie sich vor Fresenius, der ist mit allen Wassern gewaschen. Und vor allem hat der keine Skrupel, eventuelle Lorbeeren für sich in Anspruch zu nehmen. Der Kerl ist aalglatt.«
Wielert war von der Redseligkeit der Juristin schwer beeindruckt. »Woher kennen Sie ihn?«
De Vries überlegte, ob sie nicht schon zu viel gesagt hatte. Hatte sie wohl nicht.
»Das liegt ein paar Jahre zurück«, erklärte sie. »Es ging um einen BKA-Mitarbeiter, der auf mysteriöse Weise verschwunden war, niemand wusste, an was für einem Fall er arbeitete – bis auf Fresenius. Irgendwann fand man dann seinen übel zugerichteten Leichnam.«
»Ich verstehe trotzdem nicht, warum Fresenius und Sie deshalb heute noch aneinander geraten.«
»Wielert, vielleicht erzähle ich irgendwann ein wenig mehr, das hat auch etwas mit persönlichen Animositäten zu tun«, wich de Vries aus. »Gutes Gelingen.«
Nach einem kleinen Moment hatte Wielert kapiert, dass die Audienz beendet war. Mit einem knappen Kopfnicken wuchtete er sich aus dem Sessel und kramte seine Unterlagen zusammen. Da intonierte sein Handy die kleine Nachtmusik von Mozart.
De Vries schaute ärgerlich auf das Mobiltelefon des Polizisten, so als ob in diesem Raum nur eine Person das Recht hätte, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Aber sie verkniff sich einen Kommentar.
»Ja, Berthold, ich höre…«, sagte Wielert. »Was? – Ehrlich? – Ihr seid schon unterwegs? Wo? – In Wesel? Ja, gib mir sofort Bescheid. Bis nachher.«
Wielerts verblüffter Gesichtsausdruck hatte das Interesse der Juristin geweckt.
»Ob Sie es glauben oder nicht«, freute sich Wielert. »Vielleicht können wir den Fall heute schon abschließen.«
De Vries hob die Augenbrauen. »Wie das?«
»Hofmann hat angerufen. Gestern Abend hat sich ein Krankenhaus in Wesel bei der Kripo Kalkar gemeldet. Ein Patient ist dort mit schweren Verletzungen aufgenommen worden, nachdem ihn ein Bus angefahren hat. Und nachdem er aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht ist, hat er Geschichten erzählt. Allem Anschein nach ist er der Mörder des kopflosen Toten, zumindest scheint er einiges über den Fall zu wissen.«
»Beachtlich«, lächelte de Vries schmal. »Wäre das schön, mal wieder einen Haken auf unserer To-do-Liste machen zu können.«
»Thalbach und Hofmann sind unterwegs. Vielleicht wissen wir in ein paar Stunden mehr.«
25
»Ist doch mal wieder typisch«, seufzte Katharina. »Kaum habe ich mal etwas vor, kommt so eine blöde Spazierfahrt dazwischen. Hoffentlich sind wir halbwegs pünktlich in Bochum zurück.«
»Was steht denn heute noch an?«, erkundigte sich Hofmann.
»Morgen früh erfährst du es. Bis dahin ist das topsecret.«
»Kennst du dich hier eigentlich aus?«, fragte Jessica Schwenke von der Rückbank, wo sie sich verzweifelt an dem Handgriff über dem Fenster festkrallte. Trotz des Sicherheitsgurts war sie einige Male heftig hin- und hergeschleudert worden.
»Ja. Die zweite rechts, dann sind wir da.«
Katharina nahm schwungvoll die Kurve zu der Einfahrt, die zu dem Gesundheitstempel führte. Wie selbstverständlich stellte sie den Vectra auf dem Vorplatz ab und pappte das Blaulicht aufs Dach.
»So, bin mal gespannt, ob wir nicht vielleicht doch einer Ente aufsitzen«, sagte Hofmann, während sie sich der Intensivstation näherten. Die nette junge Dame an der Pforte hatte ihnen den Weg nicht komplizierter beschrieben als unbedingt notwendig.
»Möglich ist alles. Direkt nach einer Operation am offenen Schädel würde ich wahrscheinlich auch weiße Mäuse sehen. Aber vielleicht ist es ja doch ein Treffer.«
»Eine Bekannte von mir hatte mal einen Schädelbruch«, plauderte Schwenke und hielt sich mal wieder verdächtig nah an Hofmanns Seite. »Die war noch ein paar Wochen danach völlig neben sich.«
»Ist das wahr?«, fragte Hofmann gelangweilt.
»Ja. Und manchmal hat sie noch heute so richtig
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