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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Umgangsformen.
    »Trotzdem sind die Ergebnisse mehr als unbefriedigend«, antwortete er daher misstrauisch. »Thalbach und Hofmann haben zwar am Freitag einen Zeugen gefunden, der vage einen Mann beschreiben konnte, der das Fabrikgelände zum wahrscheinlichen Todeszeitpunkt verlassen hat, aber diese Beschreibung passt so ziemlich auf jeden dritten Mann.«
    »Vielleicht hilft dieser Zeuge ja noch irgendwann bei einer Gegenüberstellung«, tröstete de Vries. »Alle übrigen Indizien sind dagegen ja weniger viel versprechend.«
    »Wie man es nimmt. Die Kugel wurde aus einer Automatikwaffe abgefeuert, Kaliber 7,65, vermutlich mit einem Schalldämpferaufsatz. Solche Waffen benutzt normalerweise kein Durchschnittskrimineller und bis jetzt haben wir keine Anhaltspunkte, dass die Pistole heiß ist.«
    »Der Fußabdruck? In der Blutlache?«
    »Sicher wissen wir es nicht, aber es könnte sich um einen Armeestiefel handeln, ein endgültiger Abgleich des Schuhprofils war allerdings noch nicht möglich.«
    De Vries nahm erneut einige Unterlagen zur Hand. »Brettschneider schreibt von einem Schuss, der höchstwahrscheinlich aus nächster Nähe abgefeuert wurde, maximaler Abstand höchstens zehn Zentimeter.«
    »Vermutlich eine regelrechte Hinrichtung. Der Vergleich des Blutes mit den Spuren aus dem Lkw hat eine hundertprozentige Übereinstimmung erbracht. Damit ist eindeutig bewiesen, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Der Tote hatte etliche innere Verletzungen, anscheinend waren seine Kumpane der Meinung, dass ihnen der Mann nur Schwierigkeiten bereiten würde, einen Arzt konnten sie ja schlecht aufsuchen. Und bevor er elendig zu Grunde ging, bekam er halt den Gnadenschuss.«
    »Klingt einleuchtend. Über die Identität wissen wir noch nichts?«
    »Nein. Brettschneider hat die Blutproben zum BKA geschickt, aber ich glaube nicht, dass das etwas bringt. Die Haut an den Händen war vollständig verbrannt, unmöglich, Fingerabdrücke zu nehmen. Das Gesicht kann in Wiesbaden rekonstruiert werden, doch das dauert Wochen.«
    »Die Gebissaufnahmen?«
    »Eher aussichtslos. Das Opfer war noch sehr jung, Brettschneider schätzt ihn auf maximal fünfundzwanzig. In einem Backenzahn hatte der Tote eine Plombe, aber es sieht wohl nicht danach aus, als ob das in den letzten Jahren gemacht worden sei. Zwei Zähne hatten Löcher, waren aber nicht saniert. Meiner Meinung nach ergibt es wenig Sinn, alle Zahnärzte der Umgebung abzuklappern.«
    »Ich stimme zu. Wie ich sehe, hat auch die Untersuchung des Wagens nichts Neues erbracht?«
    »Als Brandbeschleuniger wurde Benzin benutzt. Neben den Leichenteilen haben wir Überreste von Stofffasern gefunden, die bringen uns aber nicht weiter, sind völlig unspezifisch. Und Fingerabdrücke – das können Sie sich bestimmt denken.«
    De Vries nickte. »Anscheinend ist Bochum ein besonders gutes Pflaster für hoffnungslose Fälle.«
    Wielert stutzte. Am Ende der letzten Woche waren im ehemaligen Herne 2 zwei stark verweste Leichen auf einem Brachgelände gefunden worden, beide mit einem Einschussloch im Hinterkopf. Da Herne auch zum Zuständigkeitsbereich der Bochumer Kripo gehörte, hatte er selbstverständlich mit den ermittelnden Kollegen gesprochen, aber trotz der offensichtlichen Parallelen glaubte Wielert nicht, dass die Fälle miteinander zu tun hatten. Allein schon wegen des großen zeitlichen Abstands der Taten. »Sehen Sie einen Zusammenhang zu den beiden Leichen aus Wanne-Eickel?«
    Häufungen von Gewaltdelikten hatten inzwischen fast schon eine gewisse Gesetzmäßigkeit. Manchmal herrschte im Hinblick auf Schwerverbrechen im Verantwortungsbereich des hiesigen KK 11 tote Hose, dann wieder passierte alles gleichzeitig – wie im Moment. Erst der spektakuläre Bruch bei dem Juwelier, dann der geköpfte und verbrannte Tote – und nun die beiden schätzungsweise bereits vor einem halben Jahr entsorgten Leichen. Nach den zurzeit erscheinenden Presse- und Fernsehberichten musste jemand, der Bochum und die nähere Umgebung nicht kannte, die Gegend für so gefährlich halten wie das Chicago der Fünfzigerjahre.
    »Nein, absolut nicht. Einerseits liegen die Tatzeitpunkte viel zu weit auseinander, andererseits wäre es ein absoluter Zufall, wenn ausgerechnet und nur bei uns nach und nach die Mitglieder einer international operierenden Bande umkommen würden.«
    »Wenigstens kümmert sich ja eine andere Mordkommission um Wanne-Eickel«, seufzte Wielert erleichtert.
    »Wie wollen Sie weiter

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