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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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zögernd.
    »Was?«
    »Mein Vorname.«
    Mempel-Werner lachte wieder. »Ach so, hätte ich auch allein drauf kommen können. Sabine. Schön, dich kennen zu lernen.«
    Er musste sich eingestehen, dass ihn das Tempo nervös machte. Unsicher griff er zum Weinglas, merkte erst, als er es schon an den Lippen hatte, dass es leer war, und schenkte sich aus der Karaffe nach.
    »Warst du immer schon solo?«
    »Ja. Es hat da mal jemanden gegeben, aber das hat sich zerschlagen.«
    »Also nimmst du, was du kriegen kannst, was? Feste Freundin?«
    »Nichts Festes, hier und da mal was für zwischendurch«, bog er die traurige Wahrheit zurecht. »Wo in Bochum befindet sich deine Wohnung?«
    »Langendreer, weit weg von meinem Mann. Ich wollte mir erst was außerhalb suchen, aber dann hätte ich einen zu weiten Weg zur Arbeit.«
    »Und, ahnt dein Mann schon etwas?«
    »Der Blödkopf? Nicht das Geringste. Und selbst wenn, wäre mir das egal. Ich habe genug Zeit mit ihm verschwendet.«
    Vollmert fasste einen Entschluss. Vielleicht war die Tussi ja an einem längerfristigen Verhältnis interessiert. In dem Fall wäre es ein Eigentor, wenn er seinem Auftraggeber die Fotos aushändigen und das Band von van der Felde vorspielen würde. Erst mal sehen, wie der Abend verlief, sein Honorar bekam er ja auf jeden Fall.
    »Hast du heute Abend noch etwas vor?«, fragte er mit klopfendem Herzen.
    »Eigentlich nicht«, schmunzelte Mempel-Werner. »Du?«
    »Auch nicht. Vielleicht könnte man ja…«
    »Ja? An was denkst du?«
    Sei nicht so schüchtern, dachte sich Vollmert. So eine Gelegenheit bekommt man nicht alle Tage.
    Als er sich endlich überwunden hatte und vorschlagen wollte, zusammen sein Hotelzimmer aufzusuchen, fiel sein Blick auf einen Passanten, der aus einem der kleinen, gemütlichen Geschäfte strebte. Im nächsten Moment bildete sich in Vollmern Magen ein stahlharter Klumpen.
    »He, was ist mit dir? Günter?«
    Der Detektiv hatte die Blonde an seinem Tisch vergessen, seine Augen klebten an einem Mann, der keine zwanzig Meter von ihm entfernt gemächlich über das Pflaster schritt. Wie hypnotisiert zog Vollmert seine Geldbörse hervor, legte dreißig Euro neben seinen Teller und stand auf.
    »Bist du bescheuert?«, fragte Mempel-Werner. »Was für ein abgefahrener Irrer bist denn du?«
    »Mhm?«, grunzte Vollmert, dem die Existenz der Blondine ein letztes Mal ins Bewusstsein drang. »Sorry, aber mir ist etwas dazwischengekommen. Morgen vielleicht.«
    Mit diesen Worten schnappte er sich seinen Rucksack, sprang eilig auf und beeilte sich, die Verfolgung aufzunehmen.

33
     
     
     
    Er hatte noch zehn Minuten. Peter Scheibel kurbelte wie wild an dem Videorad, um den optimalen Schnittpunkt zu erwischen. Der Bericht über den Brand im Krankenhaus nahm langsam seine endgültige Form an. Die nächste Ausgabe der Lokalnachrichten wollte mit der Meldung aufmachen, wenn er Glück hatte, würde sein Zwei-Minuten-Clip sogar in ganz NRW zu sehen sein.
    »Wie weit bist du?«, knurrte Thomas Lorenzen, der Kameraassistent.
    »Gleich fertig«, gab der Journalist unwillig zurück und überspielte den fertigen Bericht. »Mach mich bloß nicht wuschig.«
    »Wie soll das denn gehen? Mit deiner getrimmten Dauerwelle siehst du doch sowieso aus wie ein explodiertes Meerschweinchen.«
    »Schnauze!«, befahl Scheibel und nahm die Kassette aus dem Schacht. »Hier, bring das rüber in die Regie, sonst kriegen die noch einen Herzkasper.«
    Der schmächtige Kabelträger drückte seine halb gerauchte Kippe in einen Aschenbecher und erhob sich ächzend. Bei seiner Statur stellte das Gewicht des Kamerakabels für ihn tagtäglich eine gewaltige sportliche Herausforderung dar.
    Durch die offene Tür hörten die beiden Männer sich nähernde Stöckelschuhe. Scheibel und Lorenzen verdrehten die Augen. Das konnte nur eine sein.
    »Tag, die Herren. Na, noch beim Nachmittagsschlaf?«
    Renate Heeg, die Produktionsleiterin, steckte ihren kurz geschorenen Kopf durch die Tür und betrachtete missbilligend die beiden Männer am Schnittpult.
    »Reg dich ab«, meinte Scheibel und klaute Lorenzen eine Aktive. »Der Bericht ist fertig, Tommy wollte ihn gerade rüberbringen.«
    »Deinen Bericht kannst du in die Tonne kloppen«, sagte Heeg wütend. »Das Sahnehäubchen hast du doch eh nicht drauf.«
    »Bitte?«, fragte Scheibel.
    »Hast du es denn noch nicht gehört? Während des Brandes ist in dem Krankenhaus jemand ermordet worden.«
    »Was?«
    »Nicht ›was‹!«, ätzte die

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