Der Dominoeffekt
hat mein Einsatz in Fresenius’ Soko einen anderen Hintergrund, als ich erzählt habe.«
»Donnerwetter. Und was bringt euch zu der Annahme, dass ausgerechnet Fresenius die Plaudertasche ist?«
»Die Häufung der Verdachtsmomente. Aber er war uns immer einen Schritt voraus. Zweimal haben wir ihm bereits eine Falle gestellt, leider ohne Ergebnis.«
»Demnach bist du sein persönlicher Wachhund?«
»Sozusagen. Als der Raub in Bochum geschah, sahen wir endlich eine Chance, ihm vielleicht etwas nachweisen zu können. Es war das erste Mal, dass jemand bei einer dieser Aktionen getötet wurde. Wenn Fresenius tatsächlich in diese Geschehnisse involviert ist, wäre das Grund genug für ihn, nervös zu werden. Wie gesagt, bisher liefen sämtliche Ermittlungen über seinen Tisch, bei einem Toten konnte er schwerlich verhindern, dass andere, örtliche Stellen beteiligt wurden.«
Hofmann griff nach seiner Pfeife. »Doch wie wollt ihr Fresenius denn nun auf die Schliche kommen? Vorausgesetzt, er ist tatsächlich der Maulwurf?«
»Wir können nur auf einen Fehler seinerseits warten. Augenscheinlich geht bei dieser Bande zurzeit alles drunter und drüber, zwei Tote binnen kürzester Zeit sprechen für sich. Und jetzt dieser ermordete Detektiv, der Fresenius geknipst hat.«
»Aber müsstest du Fresenius dann nicht auf Schritt und Tritt auf den Füßen stehen? Er ist doch immer noch die meiste Zeit alleine unterwegs.«
»Ja, leider. Immerhin ist er offiziell mein Vorgesetzter. Und ich kann ihm nichts vorschreiben oder mich seinen Anweisungen widersetzen, ohne ihn misstrauisch zu machen. Allerdings haben wir ein Auge auf ihn, wir wissen stets, wo er sich aufhält.«
»Wie das?«
»Sein Auto hat einen GPS-Sender. Aber verratet das niemandem!«
»Warum erzählst du uns das eigentlich alles?«, fragte Katharina.
»Ist das nicht offensichtlich? Um Fresenius zu täuschen, spiele ich die tumbe Nervensäge. Und eure Bereitschaft, mich an euren Erkenntnissen teilhaben zu lassen, tendiert gegen null. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, als euch ins Vertrauen zu ziehen, wenn ich Fresenius endlich das Handwerk legen will. Und ich bin überzeugt, dass er mit dem Mord gestern etwas zu tun hat. Jetzt kann ich ihn kriegen.«
»Er kann es aber nicht gewesen sein«, erklärte Katharina. »Das Zeitfenster zwischen der Tat und seinem Erscheinen hier im Präsidium ist viel zu kurz.«
»Ob er den Mord selbst begangen hat oder einer seiner Kumpane, das ist nebensächlich. Aber ich glaube nicht an Zufälle. Ich werde mal in Wiesbaden nachhören, ob die irgendetwas über den toten Detektiv in den Akten haben…«
39
Wielert beobachtete die Lichtreflexe, die von den Dächern der vorbeifahrenden Autos an die Wand und die Decke seines Büros geworfen wurden. Zum wiederholten Male versuchte er, anhand der Reflexion zu bestimmen, welche Farbe das entsprechende Auto haben mochte und um welche Marke es sich dabei handeln könnte. Aber er lag mit seinen Vermutungen stets falsch, entweder war es generell unmöglich oder er brauchte einfach noch mehrere Jahre Übung, bevor er bei Wetten, dass… auftreten konnte.
Trotzdem verschafften ihm diese Überlegungen mehr Unterhaltung als die beiden Besucher, die vor seinem Schreibtisch saßen. De Vries und Fresenius lieferten sich seit etlichen Minuten ein heftiges Rededuell. Beide spuckten Gift und Galle.
»Das ist absolut unmöglich«, meinte Fresenius gerade, »wie Sie Ihre Untersuchungen führen. Ist es eine Bochumer Gepflogenheit, sich die Verdächtigen wegmorden zu lassen?«
»Keineswegs«, fauchte de Vries zurück. »Im Gegensatz zu Ihnen hatten wir wenigstens Verdächtige. Wielert und seine Leute haben in wenigen Tagen mehr herausgefunden als Sie in zwei Jahren. Und die Verantwortung für die Morde liegt nicht bei uns.«
Normalerweise hätte sich Wielert gefreut, von der Staatsanwältin derart vehement verteidigt zu werden, obwohl er sich schon fragte, welches Wissen sie zu Tage gefördert hatten, das dem BKA bisher verborgen geblieben war. Doch im Moment wäre es ihm lieber gewesen, die beiden hätten ihren Hahnenkampf in einem anderen Ring ausgefochten.
»Letzten Endes war die Kripo nicht in der Lage, diesen Russen zu schützen«, fuhr der Wiesbadener unbeeindruckt fort. »Ob die Unfähigkeit von Herrn Wielerts Mitarbeitern oder die der Kollegen vom Niederrhein ursächlich ist, ist dabei sekundär. Tatsache ist, wir stehen mehr denn je mit leeren Händen da.«
»Ist ja für
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