Der Dominoeffekt
Sie nichts Ungewohntes.«
»In der Tat«, grinste Fresenius diabolisch. »Allerdings haben Sie mit Ihrer dilettantischen Arbeit dafür gesorgt, dass wir die Bande wohl nie zu fassen kriegen. Kamarov war unsere erste und wahrscheinlich letzte Chance, an die Hintermänner heranzukommen.«
»Das steht doch noch gar nicht fest. Und wenn Sie glauben sollten, uns den schwarzen Peter für Ihr jahrelanges Versagen zuschieben zu können, haben Sie sich getäuscht. Das lasse ich nicht mit mir machen.«
Als die beiden Widersacher endlich einmal tief Luft holten, ließ Wielert die Lichtspielereien außer Acht und mischte sich ein.
»Sollten wir uns nicht lieber auf das Wesentliche konzentrieren, als uns in gegenseitigen Schuldzuweisungen zu verlieren? Die Bande ist erheblich aufgeschreckt, wie der Mord an Kamarov zeigt. Die Leute fangen an, Fehler zu machen.«
»Ich betrachte das eher als konsequentes Verwischen aller Spuren«, knurrte Fresenius.
»Wie dem auch sei. Jedenfalls sind unsere Gegenspieler nervös geworden. Sie haben zwei ihrer eigenen Männer kaltblütig umgebracht und gerade beim letzten Mord war das Risiko einer Entdeckung groß, trotz der ablenkenden Brandstiftung.«
»Aber es ist gelungen.«
»Vordergründig ja. Jedoch besteht die Möglichkeit, dass wir Videoaufnahmen von dem Killer haben.«
Fresenius sah Wielert überrascht an und warf dann einen Blick auf de Vries. Der Leiter des KK 11 hatte die Staatsanwältin vorab schon per Telefon über einige Kleinigkeiten informiert, deshalb erlaubte sie sich ein hämisches Grinsen.
»Könnten Sie mich bitte genauer in Kenntnis setzen?«, sagte Fresenius ruhig.
»Ein Kamerateam war nach dem Brand vor Ort und hat Passanten interviewt. Dabei fiel den Journalisten im Nachhinein ein Mann auf, der offensichtlich die Unwahrheit erzählte und darüber hinaus versuchte, sein Aussehen zu verbergen.«
Fresenius winkte ab. »Das heißt doch nicht gleich, dass es sich bei dem Mann um den Mörder handelt!«
»Nein, natürlich nicht. Aber gestern Abend gab es einen weiteren Mord, bei dem ebenfalls Fotos eine Rolle spielen.«
Diesmal sah nicht nur Fresenius überrascht zu Wielert herüber. De Vries heftete ihren stechenden Blick auf den Hauptkommissar. »Was soll das heißen?«
»Gestern Abend wurde in Geldern ein Bochumer Privatdetektiv ermordet. Unmittelbar vor seiner Ermordung hat er mit seiner Digitalkamera einige Bilder geschossen.«
De Vries bekam runde Augen. Das hatte Wielert ihr noch nicht erzählt.
»Die Info habe ich erst bekommen, nachdem Sie bereits auf dem Weg zu mir waren«, log Wielert, der den Blick der Staatsanwältin richtig deutete. »Thalbach und Hofmann sind erst am Anfang ihrer Ermittlungen.«
»Das ist natürlich höchst interessant«, überging Fresenius die letzte Aussage. »Was hat denn der Detektiv mit der Sache zu tun?«
»Ich hatte gehofft, das könnten Sie mir sagen«, sagte Wielert in plötzlich sehr barschem Tonfall.
»Was soll das heißen?«, schoss Fresenius ebenso giftig zurück.
»Ganz einfach. Die Person, die der tote Detektiv als Letzte fotografierte, war niemand anderer als Sie selbst.«
Der Wiesbadener schnappte nach Luft. »Ich?«
Wielert zog stumm die provisorischen Abzüge hervor, die Hofmann ihm zusammen mit einem Zettel, der den Kommissariatschef über Schwenkes Bericht in Kenntnis setzte, in die Hand gedrückt hatte. »Schauen Sie sich rechts unten die Zeiteinblendung an. Das gestrige Datum, das letzte Bild wurde um fünf nach halb sechs am Abend geschossen. Die Zeiteinstellung der Kamera stimmt auf die Minute genau, wir haben das heute überprüft.«
Fresenius nahm die Bilder in die Hand und starrte sie kopfschüttelnd an.
»War Ihnen der Detektiv bekannt?«, fragte de Vries in Richtung Wielert.
»Nein, seine Fälle hatten wohl nie etwas mit unseren zu tun. Der Name sagt mir nichts, wir haben auch keine Eintragung über ihn. Der Mann hieß Vollmert, Günter Vollmert.«
»Was?«, fragte Fresenius, der mit einem Mal das Interesse an den Fotos verlor.
»Kennen Sie den Mann?«
»Das kann nicht sein!«, erklärte Fresenius entgeistert. »Selbstverständlich kenne ich Herrn Vollmert.«
Wielert kramte in den spärlichen Unterlagen und zog ein Polaroid von der Gelderner Leiche hervor. »Ist er das?«
Fresenius nahm den Schnappschuss entgegen und warf einen Blick darauf. »Er ist es«, sagte er danach.
»Wer ist das?«, fragte Wielert mit Nachdruck.
»Ein ehemaliger Mitarbeiter von Herrn Fresenius«, antwortete de
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