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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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den Dichter, diesem eine Welt war. Ihr war er unbegrenzt ergeben, wie sie bis an ihren frühen Tod und während der fünf schwersten Jahre seines Daseins nur für den Jüngling-Mann gelebt zu haben scheint. Bis an sein Ende, und als längst eine andere, ihrer Würdige, ihre Stelle in seinem Herzen eingenommen hatte, blieb er ihrem Andenken treu und vergaß nie, was sie ihm gewesen. In seinem liebevollst gearbeiteten Werke, dem »Lys de la vallée«, hat er der Freundin in der Person der Heldin, Mme. de Mortsauf, ein rührendes und schönes Denkmal gesetzt.
    Vor allem galt's die Anerkennung des Publikums zu erobern. Das erste Werk der »Comédie humaine«, das durchdrang, war die »Peau de chagrin« (1831). Die feineren Köpfe im Publikum, die doch am Ende immer das letzte Wort haben, wurden aufmerksam; scharfsichtige Verleger suchten den Vogel mit den goldenen Eiern in ihren Käfig einzufangen. Die liebe Geldnot zwang Balzac, seine zukünftige Arbeit unterm Preise zu verpfänden, um nur schnell Bares in der Hand zu haben, und so begann die Sklavenarbeit von neuem, durchschnittlich nicht unter sechzehn Stunden täglich, oft dreiundzwanzig Stunden hintereinander, ohne die geringste Rücksicht auf Tag und Nacht, so im Wachen wie im Schlafen. Was tat's ihm? Hatte er doch seine Bahn gefunden; konnte er doch leben mit den Gestalten seiner Einbildung, sich dem hohen Ziele immer mehr nähern, das er sich vorgesetzt. Auch hielt mit der unermüdlichen Arbeitskraft die unerschöpfliche Hoffnungsfähigkeit Schritt: »Briefschreiben,« heißt's in einem der Briefe an die Herzogin von Abrantès, welche ihm damals nach Mme. de Berny und der schönen Herzogin von Castries [Fußnote: Die Herzogin von Abrantès, die Witwe Junots, ist bekannt durch ihre Memoiren. Die Herzogin de Castries, deren Bekanntschaft Balzac auf eine höchst romanhafte Weise machte – sie schrieb ihm anonym nach dem Erfolg der Peau de chagrin –, war nach Philarète Chasles un demi-cadavre élégant geworden, infolge eines Falles vom Pferde, bei dem sie das Rückgrat gebrochen. Sie scheint, immer nach P. Chasles, der Typus der leichtsinnigen und pikanten Grande Dame der Restauration gewesen zu sein, welche damals das 18. Jahrhundert neu aufzulegen versuchte. Sie war eine Maille, d. h. vom vornehmsten legitimistischen Adel, verschwägert mit den Montmorency und Fitzjames. Sie sass Balzac später für eine seiner Herzoginnen. ] am nächsten stand, »Briefschreiben! ich kann's nicht. Die Ermüdung ist zu groß. Sie wissen nicht, was ich vor drei Jahren über mein Vermögen hinaus schuldete: ich hatte nur eine Feder, um zu leben, und 120000 Franken Schulden zu zahlen. In wenigen Monaten werde ich alles bezahlt ... meinen armen kleinen Haushalt eingerichtet haben; aber noch sechs Monate habe ich alle Qualen des Elends vor mir, und ich genieße sie als die letzten. Ich habe bei niemandem gebettelt, ich habe keine Hand ausgestreckt um eine Zeile (lobender Kritik) oder um einen Heller; ich habe meine Kümmernisse, meine Wunden verborgen. Und Sie, die wissen können, ob man mit seiner Feder leicht Geld verdienen kann, Sie können mit Ihrem Frauenblick den Abgrund ermessen, den ich Ihnen aufdecke und an dessen Rande ich gewandelt bin ohne hineinzustürzen. Ja, ich habe noch sechs gar schwere Monate durchzumachen, um so schwerer, als wie Napoleon des Krieges müde war, ich gestehen darf, daß der Kampf mit dem Unglück mich zu ermüden beginnt.« Der arme Balzac! Die sechs Monate sollten neunzehn Jahre werden und nur der Tod ihn von dem »Kampf mit dem Unglück« erlösen.
    Der ersten Katastrophe von 1827 folgte eine zweite im Jahre 1836, eine dritte im Jahre 1846, eine vierte endlich, dank der Februarrevolution, im Jahre 1848. Immer größer wurden, trotz der belgischen Nachdrucke, welche die Hälfte des Absatzes konfiszierten, die Einnahmen mit dem wachsenden Rufe des Schriftstellers, immer gewaltiger schwoll aber auch die Schuldenlast an: »Die 150000 Franken, die ich in diesem Jahr verdient« (184o), schreibt er an eine Freundin, »haben mir die Ruhe nicht gegeben«; und sie zu erlangen, hatte er sechzehn Bände und zwanzig Akte schreiben müssen! Jeder Versuch aber, seiner Lage durch eine glänzende Spekulation, statt durch die Feder, Herr zu werden, stürzte ihn nur noch tiefer hinein, wie wenn er nach Sardinien reiste, um dort die metallhaltigen Schlacken der Bergwerke aus der Römerzeit auszubeuten. Ein großer Teil seines Honorars geht auf die Druckkosten, wie

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