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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Schätzung Sie würdig, glücklich zu sein. Ich habe die notwendigen Befehle erteilt, um die Bauten der großen Pächterei zu vollenden, die nach Monsieur Graslins Absichten beim Schlosse aufgeführt werden sollte; Sie sollen mein Pächter werden und Gelegenheit haben, Ihre Kräfte, Ihren Fleiß zu entfalten und Ihren Sohn zu beschäftigen. Der Generalprokurator in Limoges soll wissen, wer Sie sind, und die demütigenden Bedingungen ihres Banns, der Ihr Leben beengt, werden schwinden, das versprech' ich Ihnen!«
    Bei diesen Worten fiel Farrabesche wie durch die Verwirklichung einer vergebens geliebkosten Hoffnung niedergeschmettert auf seine Knie; er küßte den Saum von Madame Graslins Reitkleid und küßte ihre Füße. Als Benjamin die Tränen in, seines Vaters Augen sah, fing er zu schluchzen an, ohne zu wissen warum.
    »Stehen Sie auf, Farrabesche,« sagte Madame Graslin, »Sie wissen nicht, wie selbstverständlich es ist, daß ich für Sie tue, was ich Ihnen hier verspreche ... Nicht wahr, Sie haben jene grünen Bäume dort gepflanzt?« sagte sie, auf einige Weißtannen, die Pinien des Nordens, Fichten und Lärchen am Fuße des gegenüberliegenden trocknen und dürren Hügels zeigend. »Ja, Madame!«
    »Dort ist das Erdreich also besser?«
    »Die Gewässer verwüsten jene Felsen dort immer und setzen bei uns ein bißchen lockeren Boden ab; das hab' ich ausgenutzt, denn die ganze Länge des Tales, die unterhalb des Weges liegt, gehört Ihnen. Der Weg bildet die Grenzlinie.«
    »Rinnt denn viel Wasser in jenem langen Talgrunde?«
    »Oh, Madame!« rief Farrabesche, »in einigen Tagen, wenn das Wetter etwa regnerisch geworden ist, werden Sie vielleicht vom Schlosse aus den Wildbach tosen hören! Doch nichts ist mit dem zu vergleichen, was zur Zeit der Schneeschmelze vor sich geht. Die Wassermengen stürzen dann durch die im Rücken von Montégnac gelegenen Waldteile, jene großen an die Bergkette grenzenden Hänge, an dem Ihre Gärten und der Park liegen, hinunter; kurz, alle Gewässer dieser Hügel fließen dorthin und bilden eine Ueberschwemmung. Zu Ihrem Glücke halten die Bäume das Erdreich fest, das Wasser gleitet über die Blätter hin, die im Herbst wie ein Wachstuchteppich sind; ohne das würde der Boden im Talgrunde höher werden, aber die Neigungsfläche ist auch recht steil, und ich weiß nicht, ob das mitgeführte Erdreich dort bleiben würde.«
    »Wo gehen die Gewässer hin?« fragte Madame Graslin, aufmerksam geworden.
    Farrabesche wies auf die enge Schlucht hin, die das Tal unterhalb seines Hauses zu schließen schien:
    »Sie ergießen sich auf ein kreidiges Plateau, das Limousin von der Corrèze trennt und bleiben dort in grünen Pfützen mehrere Monate lang; dann verlieren sie sich aber langsam in den Erdporen. Kein Mensch wohnt in dieser ungesunden Ebene, wo auch nichts hochkommen will. Kein Tier will die Binsen und das Schilf fressen, die in diesen brackigen Gewässern wachsen. Dies wüste Land, welches vielleicht dreitausend Arpents umfaßt, dient drei Gemeinden als Gemeindeweideplatz; aber es verhält sich dort wie mit der Ebene von Montégnac, man kann nichts damit anfangen. Bei Ihnen auf Ihrem Kiesboden gibt's noch ein bißchen Sand und Erde, dort aber ist nur reiner Tuffstein.«
    »Lassen Sie die Pferde holen, ich will alles selber sehen.«
    Benjamin ging fort, nachdem Madame Graslin ihm die Stelle bezeichnet hatte, wo Maurice sich aufhielt.
    »Sie, der Sie, wie man mir gesagt hat, die geringsten Eigenarten des Landes hier kennen,« fuhr Madame Graslin fort, »sollen mir erklären, warum die Abdachungen meines Waldes, die nach der Ebene von Montégnac hin hegen, nicht einen Wasserlauf, nicht den kleinsten Sturzbach, weder in den Regenzeiten noch zur Schneeschmelze, nach dort senden.«
    »Ach, Madame!« antwortete Farrabesche, »den Grund davon hat der Herr Pfarrer, der sich so viel mit Montégnacs Gedeihen befaßt, erraten, ohne den Beweis zu haben. Seitdem Sie hier angekommen sind, hat er mich von Stelle zu Stelle den Weg der Gewässer in jeder Schlucht, in all den Tälern untersuchen lassen. Gestern kam ich. vom Fuße der Roche-Vive, wo ich die Terrainbewegungen geprüft hatte, in dem Augenblick zurück, wo ich die Ehre hatte, Ihnen zu begegnen.
    Ich hatte das Pferdegetrappel gehört und wollte wissen, wer von dort käme. Monsieur Bonnet ist nicht nur ein Heiliger, Madame, er ist auch ein Gelehrter. »Farrabesche« – hat er zu mir gesagt – ich arbeitete damals an der Straße, welche

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