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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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die Gemeinde nach dem Schloße hin fertigbaute, von dort aus zeigte mir der Herr Pfarrer die ganze Gebirgskette von Montégnac bis zur Roche-Vive von fast zwei Meilen Länge – »damit dieser Abhang kein Wasser in die Ebene ergießt, muß die Natur eine Art Rinne geschaffen haben, die es anderswo hinführt!« – Nun, Madame, diese Erwägung ist so einfach, daß sie dumm zu sein scheint, ein Kind könnte sie anstellen! Doch kein Mensch, seitdem Montégnac Montégnac ist, weder die Edelleute noch die Verwalter, noch die Wächter, noch die Armen, noch die reichen Leute, welche, die einen wie die anderen, die Ebene des Wassermangels wegen unbebaut sahen, haben sich gefragt, wohin sich die Wassermengen des Gabou verliefen; der Gottesmann mußte kommen ...«
    Farrabesche hatte feuchte Augen, als er dies Wort aussprach. – »Alles, was geniale Leute finden,« sagte Madame Graslin, »ist so einfach, daß jeder glaubt, er würde es gefunden haben ... Doch,« sagte sie zu sich selber, »das Genie hat das Gute, daß es aller Welt gleicht und daß ihm niemand gleicht.«
    »Sofort,« erzählte Farrabesche weiter, »begriff ich Monsieur Bonnet; er brauchte mir keine langen Reden zu halten, damit ich meinen Auftrag verstände. Madame, die Tatsache ist um so merkwürdiger, als es auf der Seite Ihrer Ebene, denn sie gehört Ihnen ganz, ziemlich tiefe Risse in den Bergen gibt, die durch Schluchten und sehr tiefe Erdrisse gegraben sind; aber, Madame, all diese Spalten, diese Täler, Schluchten, Schlünde, diese Rinnsale endlich, durch welche die Gewässer fließen, senken sich in ein kleines Tal, das einige Fuß tiefer liegt als der Boden Ihrer Ebene. Heute weiß ich den Grund dieser Naturerscheinung, und zwar ist's der: von der Roche-Vive bis Montégnac zieht sich am Fuße der Berge eine Art Bankett hin, dessen Höhe zwischen zwanzig und dreißig Fuß wechselt. Es wird an keiner Stelle unterbrochen und setzt sich aus einer Felsart zusammen, die Monsieur Bonnet Schiefer nennt. Die Erde, die viel weicher ist als Stein, hat nachgegeben, ist ausgehöhlt worden, die Gewässer haben ihren Lauf durch die Ausschnitte dann natürlich nach dem Gabou genommen. Bäume, Gestrüppe und Sträucher verbergen diese Bodenbeschaffenheit dem Auge; wenn man aber die Wasserbewegung und die Spur, die ihr Lauf hinterläßt, verfolgt, kann man sich leichtlich von der Tatsache überzeugen. Der Gabou nimmt also die Gewässer der beiden Sturzbäche auf, die von der Rückseite der Berge, an deren Höhe Ihr Park liegt, und die von den Felsen, die uns hier gegenüber sind. Nach des Herrn Pfarrers Ideen wird dieser Stand der Dinge aufhören, wenn die natürlichen Rinnen des Abhanges, der auf Ihre Ebene sieht, sich durch Erdmassen und Steine, die sie mit sich führen, verstopfen, und sie höher werden als der Grund des Gabou. Ihre Ebene wird dann, wie die Gemeindewiesen, die Sie sehen wollen, überschwemmt werden; doch dazu sind hundert Jahre nötig. Ist's übrigens zu wünschen, Madame? Wenn Ihr Boden diese Wassermenge nicht aufsöge, wie es der der Gemeindeweiden tut, würde Montégnac stehende Gewässer haben, die das Land verpesten dürften.«
    »Die Plätze also, wo der Herr Pfarrer mir vor einigen Tagen Bäume zeigte, die ihr grünes Laub noch tragen, sollten demnach die natürlichen Rinnen sein, durch welche die Wassermengen in das Felsenbett des Gabou strömen?«
    »Ja, Madame. Von der Roche-Vive bis Montégnac gibt's drei Bergketten, folglich drei Pässe, durch welche die von dem Schieferbankett aufgehaltenen Gewässer sich in den Gabou ergießen. Der noch grüne Waldgürtel, der am Fuße liegt, und zu Ihrer Ebene zu gehören scheint, zeigt die vom Herrn Pfarrer festgestellte Rinne an.
    »Was Montégnacs Unglück bildet, wird bald sein Glück sein,« sagte Madame Graslin mit dem Tone vollster Ueberzeugung. »Und da Sie das erste Werkzeug dieses Werks gewesen sind, sollen Sie daran teilnehmen und tüchtige und ergebene Arbeiter suchen, denn Geldmangel muß man durch Ergebenheit und Arbeit ersetzen.«
    Benjamin und Maurice langten im Augenblick an, wo Madame Graslin diese Phrase vollendete; sie faßte den Zügel ihres Pferdes und machte Farrabesche ein Zeichen, Maurices Tier zu besteigen.
    »Führen Sie mich nach dem Punkt,« sagte sie, »wo die Wassermengen sich auf die Gemeindewiesen ergießen.«
    »Es ist um so nutzbringender, daß Madame dorthin geht,« sagte Farrabesche, »als der verstorbene Monsieur Graslin auf des Herrn Pfarrers Rat hin an der

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