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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Ankunft hat er den kleinen Curieux durch Monsieur Bonnet vom Vater und der Mutter, die für ihn sorgten, erbitten lassen; Monsieur Bonnet hat ihn sofort erlangt.«
    »Niemand weiß, was aus ihr geworden ist?«
    »Bah,« sagte Colorat; »das junge Ding hielt sich für verloren; sie hatte Angst im Lande zu bleiben. Sie ist nach Paris gegangen. Und was tut sie dort? Das ist der faule Punkt. Sie dort suchen, heißt ein Marmorkügelchen in den Kieseln der Ebene da finden zu wollen!«
    Colorat wies auf die Ebene von Montégnac von der Höhe der Rampe aus hin, auf welcher Madame Graslin nun ritt, sie war nur noch einige Schritte vom Schloßgitter entfernt. Die beunruhigte Sauviat, Aline und die Leute warteten dort, da sie nicht wußten, was sie von einer so langen Abwesenheit zu halten hatten.
    »Nun,« sagte die Sauviat, als sie ihrer Tochter beim Absitzen vom Pferde half, »du mußt furchtbar ermüdet sein.«
    »Nein, liebe Mutter,« sagte Madame Graslin mit so erregter Stimme, daß die Sauviat ihre Tochter ansah und dann merkte, daß sie viel geweint hatte. Madame Graslin ging in ihr Gemach mit Aline, die ihre Befehle für alles, was ihr inneres Leben anlangte, hatte, und schloß sich dort ein, ohne ihrer Mutter aufzumachen; denn als die Sauviat hineinkommen wollte, sagte Aline zu der alten Auvergnatin:
    »Madame ist eingeschlafen.«
    Am folgenden Morgen brach Véronique, nur von Maurice begleitet, zu Pferde auf. Um schnell nach der Roche-Vive zu kommen, wählte sie den Weg, welchen sie am Vorabend zurückgekommen war. Als sie durch den Grund des Schlundes hinaufritt, der die Felsspitze von dem letzten Waldhügel trennte – denn von der Ebene aus gesehen erschien die Roche-Vive isoliert – sagte Véronique zu Maurice, er sollte ihr Farrabesches Haus zeigen, auf die Pferde achten und sie erwarten; sie wolle allein gehen. Maurice geleitete sie daher nach einem Fußpfad, der den Abhang der Roche-Vive hinunterführt, der dem nach der Ebene zu gelegenen entgegengesetzt ist, und zeigte ihr das Strohdach einer beinahe zur Hälfte in dem Berge versteckten Behausung; unter ihm zogen sich Baumschulen hin. Es war nun gegen Mittag. Ein leichter Rauch, der aus dem Kamine aufstieg, kündete das Haus an, bei welchem Véronique bald anlangte; aber sie zeigte sich nicht sofort. Beim Anblick dieser bescheidenen Behausung, die inmitten eines von einer vertrockneten Dornenhecke umgebenen Gartens lag, verharrte sie einen Augenblick in Gedanken verloren, die nur ihr bekannt waren. Hinter dem Garten zogen sich einige Arpents Wiesen hin, die von einer lebenden Hecke umfriedigt waren, und hier und da breiteten sich die abgeflachten Kronen von Aepfel-, Birnen- und Pflaumenbäume aus. Oberhalb vom Hause, nach der Berghöhe hin, wo das Terrain sandig wurde, erhoben sich die gelben Wipfel eines Kastanienhains. Als sie die leichtvergitterte Türe aus fast verfaulten Planken, die als Verschluß diente, aufmachte, erblickte Madame Graslin einen Stall, einen kleinen Hinterhof und all das Malerische, die lebenden Requisiten der Behausungen des Armen, die auf dem Lande gewißlich ihre Poesien besitzen. Wer kann ohne Rührung die auf der Hecke ausgebreiteten Linnen, das an der Decke hängende Zwiebelbund, die zum Austrocknen dastehenden eisernen Fleischtöpfe, die von Geisblatt beschattete Holzbank und den Hauswurz auf dem Strohfirst sehen, der fast alle Hütten Frankreichs begleitet und ein bescheidenes, fast vegetatives Leben offenbart!
    Véronique konnte unmöglich bei ihrem Wächter anlangen, ohne bemerkt zu werden, zwei schöne Jagdhunde schlugen an, sobald sich das Geräusch ihres Reitkleides in den trockenen Blättern hören ließ. Sie nahm die Schleppe des langen Gewandes unter ihren Arm und näherte sich dem Hause. Farrabesche und sein Kind, die auf einer Holzbank draußen saßen, standen auf, zogen alle beide den Hut und nahmen eine ehrerbietige Haltung an, die aber nicht den mindesten Anschein von knechtischer Gesinnung hatte.
    »Ich habe gehört,« sagte Véronique, das Kind voller Aufmerksamkeit betrachtend, »daß Sie meine Interessen vertreten: ich wollte selber Ihr Haus und die Baumschulen sehen und Sie hier selbst nach zu treffenden Verbesserungen fragen.«
    »Ich stehe Madame zu Befehl,« antwortete Farrabesche.
    Véronique bewunderte das Kind, das ein reizendes, ein wenig sonnenverbranntes, braunes, aber sehr regelmäßiges Gesicht von vollkommenem Oval, eine klar gezeichnete Stirn, zwei orange Augen von außerordentlicher

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