Der Drache aus dem blauen Ei
Drachen-Mitternachts-Fußballturnier im Wald!“
Am Freitag war es endlich so weit. Lavundel war schon seit Tagen so aufgeregt, dass er kaum schlafen konnte. Als es um halb zwölf Uhr nachts klingelte, schrie er: „Juhuuu!“, und sauste zur Tür.
„Wuff!“, begrüßte ihn Mogli und tanzte schwanzwedelnd um ihn herum. Seit der Sache mit Prinz verstanden Lavundel und er sich ganz prächtig.
„Alles bereit?“, fragte Herr Meisenbeißer und rieb sich unternehmungslustig die Hände. „Dann mal los!“
Bo war nicht dabei, um der Gruppe nachzuwinken, er schlief schon. Heute waren nur Papa, Herr Meisenbeißer, Anja und Alexander unterwegs. Und natürlich Mogli, denn wer sonst konnte Lavundel schnell wiederfinden, falls er noch mal verloren gehen würde?
Im Augenblick hockte der kleine Drache aber noch gut verstaut im Picknickkorb, den Anja trug. Es war aufregend, durch die finstere Nacht zu spazieren. Die Straßenlaternen waren schon ausgeschaltet und es war kaum noch ein Auto unterwegs. Nach einer halben Stunde Fußmarsch erreichten sie den Waldrand. Herr Meisenbeißer schaltete seine Taschenlampe ein. Der Lichtkegel huschte erst über den Kiesweg und dann über Baumstämme. Frost glitzerte an den Zweigen. Es war gruselig, als sie zwischen den Bäumen hindurch zum Spielplatz liefen. Bei Nacht sah er noch viel unheimlicher aus als der Wald: Die Schaukeln schwangen einsam im Wind. Die Seilbahn knarzte und die Indianerhütten waren verlassen. „Buuuh, hier spukt es!“, grollte Alexander mit Grabesstimme. „Der Geist des Waldes frisst kleine Mädchen!“
„Hör auf!“, zischte Anja und stellte den Picknickkorb auf den Boden. Sie klappte den Deckel hoch. Lavundel sprang aus dem Korb und flitzte sofort los. Er kletterte geschickt an der Seilbahn hoch und balancierte flink wie ein Eichhörnchen auf dem Seil entlang. „Auch klettern!“, forderte er Anja und Alexander auf. Kurze Zeit später war aller Grusel vergessen. Im Licht der Taschenlampe sausten sie an der Seilbahn über den Spielplatz und schaukelten mit Lavundel um die Wette.
„Schaut mal! Ich habe hier einen Fußball, den auch Lavundel ohne Probleme kicken kann“, sagte Papa. Er holte einen roten Wasserball hervor und blies ihn auf.
„Torwart!“, sagte Lavundel und stellte sich breitbeinig vor den Eingang einer Indianerhütte.
„Na, dann halt dich mal fest, Rakete!“, sagte Alexander und kickte den Ball in seine Richtung. Es wurde ein Riesenspaß! Mogli bellte und tanzte. Lavundels Augen leuchteten.
Als Anja viel später ganz erschöpft im Bett lag, dachte sie noch lange daran, wie glücklich Lavundel beim Einschlafen gelächelt hatte. Schon halb im Traum sah sie wieder den roten Ball, der im Licht der Taschenlampe mit Mogli zusammen über die nächtliche Wiese tanzte.
Frühlingsgrüne Drachenfüße
Jede Freitagnacht gingen sie nun mit Lavundel in den Wald. Sie durchstreiften die Lichtungen, spielten Verstecken, kletterten auf Jägerstände und erzählten sich unter Tannen sitzend und dick in Decken eingemummelt Gespenstergeschichten. Bald wurde Anja gefürchtet für ihre schrecklichen Gruselmärchen. Sogar Alexander sah sich auf dem Rückweg nach Hause verstohlen um. Lavundel freute sich schon die ganze Woche auf das nächste Abenteuer. Das Wort „laaangweilig“ sagte er nie wieder. Nachmittags saß er nun am liebsten bei Anja und machte mit ihr zusammen Hausaufgaben. Das heißt, er übte mit einem Bleistiftstummel, Buchstaben zu schreiben. Der war für ihn so groß wie eine Keule. Trotzdem gelang ihm zumindest das A schon gut. Als er eine Woche später bei einem zittrigen C angekommen war, wirkte der Bleistiftstummel in seinen Armen gar nicht mehr so riesig. Als er auch noch das H gelernt hatte, fiel Anja auf, dass Lavundel ganz schön gewachsen war. Er passte nicht mehr in eine Hand, sondern hatte schon die Größe eines Zwergkaninchens. Inzwischen war es Ende März geworden. Lavundel verschlang solche Unmengen an Milch, dass Papa kaum mit dem Einkaufen nachkam. „Wenn das so weitergeht, müssen wir eine Kuh kaufen“, stöhnte er. „Da wird sich Frau Heck-Schaube aber sicher über ein Rindvieh im Garten freuen!“
Auch Lavundels Flügel sahen nicht mehr so winzig aus. Anja bemerkte, wie er immer öfter damit zu flattern übte. Sie waren zart wie Fledermausflügel und ein bisschen durchscheinend. Die größte Veränderung kam aber genau eine Woche vor Ostern, am ersten April. In den Gärten blühten schon überall die Tulpen und die
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