Der Drache aus dem blauen Ei
das war: der kleinste Pirat der Welt. Und der versuchte gerade ihre Party zu entern!
„Das ist ja Lavun…mpf!“, rief Bo. Weiter kam er nicht, denn Mama hielt ihm den Mund zu.
„Kommt ins Haus, Mädchen!“, rief sie.
Die beiden Papageien begannen aufgeregt zu flattern und trennten sich in der Luft. Der größere schoss direkt auf die Mädchen zu. Schreiend und lachend brachten sie sich alle im Wohnzimmer in Sicherheit. Nur Anja rannte in den Garten zurück. Denn der zweite Papagei hielt mit Lavundel geradewegs auf das Fenster zu, aus dem immer noch Frau Heck-Schaube schaute!
„In Deckung, Hildegard!“, rief Herr Heck.
Aber da war das Unglück schon passiert. Der Papagei machte hektisch flatternd eine Vollbremsung in der Luft. Direkt vor Heck-Schaubes Nase. So konnte sie Lavundel sozusagen in Großaufnahme sehen: Auge in Auge.
„Aaah!“, kreischte sie, dass ihre Lockenwickler wackelten. „Ein Ungeheuer!“
„Aaaah!“, kreischte Lavundel mindestens genauso erschrocken. Vor Schreck ließ er die Papageienbeine los. Er sauste – „ssst!“ – in hohem Bogen durch die Luft und plumpste wie ein Stein in den Schnee. Dann war er verschwunden.
Der Schrecken der Nachbarschaft
Es dauerte keine fünf Minuten, bis die Polizei vor der Tür stand. Frau Heck-Schaube hatte in ihrer Panik sofort zum Telefon gegriffen. Die Papageien saßen auf dem Dach und beobachteten gespannt den Aufruhr im Garten. Prinz bellte immer noch. Frau Heck-Schaube zitterte vor Angst und Empörung. Papa versuchte die Nachbarn zu beruhigen. Anjas Freundinnen fanden das alles prima, aber Anja machte sich nur Sorgen um Lavundel. Wo war er nur abgeblieben? Mama war sofort ins Haus gestürzt, um Herrn Meisenbeißer anzurufen.
Gerade kam ein Polizist mit Herrn Heck in den Garten. Er zückte einen Notizblock und einen Stift und sah sich um. „Wo ist denn nun das Ungeheuer?“
„Es war eben noch genau vor meiner Nase!“, jammerte Frau Heck-Schaube. „Ein giftiges kleines Biest! Es hielt sich an dem Papagei fest.“
Der Polizist runzelte zweifelnd die Stirn. „Sie meinen, es flog? Mit einem Papagei?“
Frau Heck-Schaube nickte eifrig mit wippenden Lockenwicklern. „Ja! Es hatte eine Augenklappe wie ein Pirat. Aus einer halben Haselnussschale, glaube ich. Und einen aufgemalten Schnurrbart.“
„Eine Augenklappe“, meinte der Polizist. „Aus einer Nussschale. Und einen Schnurrbart.“
Heck-Schaube nickte. „Es wollte mich angreifen. Sicher haben die Kinder es mir auf den Hals gehetzt!“
„Das haben wir nicht, Frau Schreckschraube!“, rief Anja. Oh Mist! Sie biss sich auf die Unterlippe. Was war ihr da nur rausgerutscht!
„Wie hast du mich genannt?“, erboste sich die Nachbarin. „Du freches Gör, du …“
„Na-na-na“, sagte da plötzlich eine tiefe Stimme hinter Anja. „Wer wird denn zu einer so netten und freundlichen Nachbarin so böse Worte sagen?“
Anja blickte über die Schulter. Hinter ihr stand ein richtiger Pirat! Er trug eine schwarze Augenklappe, einen buschigen schwarzen Bart und einen riesigen Hut; dazu einen langen roten Mantel. Der Pirat zwinkerte ihr mit dem einen Auge verschwörerisch zu. Das Auge war blau. Herr Meisenbeißer! Er trug keine Brille und hatte sich offenbar in aller Eile verkleidet. Der Bart gehörte Alexander und der rote Mantel Papa.
„Verzeihen Sie, edle Dame“, sagte er nun freundlich zu Frau Heck-Schaube, lüpfte den Hut und machte eine tiefe Verbeugung. Dabei konnte man das rote Piratentuch bewundern, das er um seinen Kopf geschlungen hatte. „Martin Meisenbeißer mein Name. Ich fürchte, die Verwirrung hier ist meine Schuld. Diese tapfere Piratin hier feiert heute nämlich Geburtstag. Ich sollte mit meinen Papageien eine kleine Sondervorstellung geben. Aber leider sind meine beiden Vögel ausgebüxt.“
Er pfiff zum Dach und die beiden Papageien flatterten sofort los, segelten in den Garten hinunter und landeten auf seinen Schultern. Anjas Freundinnen und Alexander klatschten Beifall.
„Stimmt“, beeilte sich Anja zu sagen. „Das habe ich mir zum Geburtstag gewünscht. Die … äh … Flugshow mit dem großen Zauberpiraten Rotfrack …“
„Schnickschnack!“, schnitt Frau Heck-Schaube ihr das Wort ab. „Ihr zwei steckt doch unter einer Decke und wollt nur von dem Ungeheuer ablenken!“
„Ach, das Ungeheuer!“ Herr Meisenbeißer schlug sich an die Stirn, als wäre ihm eben etwas eingefallen. „Richtig, das muss ich noch erklären. Sehen Sie selbst.“
Wie
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