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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Euch sorgfältig daran haltet, werdet Ihr gegen Ende auf dem Begräbnisplatz, jenseits der Mauern von Erchester, wieder an die Oberfläche kommen. Von dort aus findet Ihr sicherlich den Weg zu einem Unterschlupf für die Nacht.«
    Nachdem sie die Karte studiert hatten, nahm Morgenes Josua beiseite, und die beiden sprachen im Flüsterton miteinander. Simon, der sich mehr als nur ein wenig davon ausgeschlossen fühlte, stand da und betrachtete den Plan des Doktors. Morgenes hatte den Weg mit roter Tinte eingezeichnet. Von den vielen Drehungen und Windungen schwirrte Simon schon jetzt der Kopf.
    Als die beiden Männer ihre Diskussion beendet hatten, nahm Josua die Karte an sich. »Nun denn, alter Freund«, sagte er ruhig, »wenn ich gehen muss, dann am besten gleich. Es wäre unklug, fände mich die nächste Stunde noch hier im Hochhorst. Über die anderen Dinge, die Ihr mir mitgeteilt habt, werde ich sorgfältig nachdenken.« Sein Blick schweifte durch den vollgestopften Raum. »Ich fürchte nur um Euch, Morgenes, und die Folgen, die Eure tapferen Taten für Euch selbst zeitigen könnten.«
    »Daran könnt Ihr nichts ändern, Josua«, erwiderte Morgenes. »Auch bin ich nicht völlig ohne Verteidigung; es gibt ein paar Finten und Tricks, von denen ich Gebrauch machen kann. Sobald mir Simon von Eurer Entdeckung berichtete, habe ich mit gewissen Vorbereitungen begonnen. Ich fürchtete schon seit langem, dass ich zum Handeln gezwungen werden könnte; durch das heutige Ereignis ist nur eine geringfügige Beschleunigung eingetreten. Hier, nehmt diese Fackel.«
    Mit diesen Worten nahm der kleine Doktor eine Kienfackel von der Wand und reichte sie dem Prinzen, dazu einen Sack, der daneben am Haken gehangen hatte.
    »Ich habe Euch etwas zu essen und noch ein wenig von dem Heiltrank eingepackt. Es ist nicht viel, aber Ihr müsst mit leichtem Gepäck reisen. Bitte beeilt Euch jetzt.« Er hob die Sternkarte hoch und hielt sie von der Türöffnung zurück. »Sendet mir Botschaft, sobald Ihr sicher in Naglimund angekommen seid, und ich werde Euch noch andere Dinge berichten.«
    Der Prinz nickte und hinkte langsam in die Öffnung des Ganges hinein. Die Fackelflamme schob seinen Schatten tief in den Schacht hinunter, als er sich noch einmal umdrehte.
    »Ich werde Euch das nie vergessen, Morgenes«, erklärte er. »Und du, junger Mann … du hast heute eine tapfere Tat getan. Ich hoffe, dass du eines Tages deine Zukunft darauf aufbauen kannst.«
    Simon kniete nieder; seine Gefühle machten ihn verlegen. Der Prinz sah so abgehärmt und grimmig aus. Der Junge empfand Stolz und Trauer und Furcht, die alle zugleich auf ihn einstürmten und seine Gedanken aufrührten und eintrübten.
    »Lebt wohl, Josua«, sagte Morgenes und legte Simon die Hand auf die Schulter. Zusammen beobachteten sie, wie die Fackel des Prinzen sich im dunklen Gang verlor, bis die Schwärze sie verschlang. Der Doktor zog die Tür zu und ließ den Vorhang darüberfallen.
    »Komm, Simon«, meinte er dann, »wir haben noch viel Arbeit vor uns. Pryrates wird seinen Gast für die heutige Steinigungsnacht vermissen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn das freut.«
    Einige Zeit verging in Schweigen. Simon hockte auf der Tischplatte und ließ die Beine baumeln. Er hatte Angst, genoss aber dennoch die Erregung, die den Raum erfüllte – eine Spannung, die inzwischen über der ganzen, sonst so gesetzten alten Burg hing. Morgenes huschte nach allen Richtungen an ihm vorüber und eilte von einer unverständlichen Tätigkeit zur nächsten.
    »Das meiste davon habe ich erledigt, als du beim Essen warst, weißt du, aber ein paar Sachen sind noch übrig, ein paar lose Enden.«
    Die Erklärung des kleinen Mannes machte Simon kein bisschen schlauer, aber es war in so kurzer Zeit so vieles geschehen, dass selbst seine ungeduldige Natur fürs Erste zufriedengestellt war. Er nickte und baumelte weiter mit den Beinen.
    »So, ich glaube, das ist alles, was ich heute Abend tun kann«, erklärte Morgenes endlich. »Du solltest lieber zurück und ins Bett gehen. Komm morgen früh wieder her, vielleicht gleich, nachdem du mit deiner Hausarbeit drüben fertig bist.«
    »Hausarbeit?« Simon schnappte nach Luft. »Arbeiten? Morgen?«
    »Aber natürlich«, knurrte der Doktor bissig. »Du glaubst doch nicht, dass ein Wunder geschieht, oder? Meinst du denn, der König würde sich hinstellen und verkünden: ›Ach, übrigens ist gestern mein Bruder aus dem Verlies entkommen, darum nehmen wir

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