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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Dunkelheit gab es einen Knall, gefolgt von weiß glühendem Auflodern, als die Glaspokale in Flammen aufgingen. Einen Herzschlag darauf rannen Feuerströme über Morgenes’ Mantelärmel, und eine Aureole aus knisternden Feuerzungen umgab seinen Kopf. Eine Welle furchtbarer Hitze trieb Simon zurück, als sich der Doktor noch einmal nach ihm umdrehte; schon schien sein Gesicht hinter dem Flammennebel, der es einhüllte, zu zerfließen und sich zu verwandeln.
    »Geh, mein Junge«, hauchte er, seine Stimme selbst wie eine Flamme. »Es ist zu spät für mich. Geh zu Josua!«
    Simon, von Grauen gepackt, taumelte zurück. Die zerbrechliche Gestalt des Doktors zuckte in brennender, strahlender Helle. Morgenes fuhr herum. Er machte ein paar zögernde Schritte und warf sich dann mit ausgebreiteten Armen auf die schreienden Wachen, die einander in ihrer verzweifelten Hast, durch die zerbrochene Tür zurückzuweichen, gegenseitig über den Haufen rannten. Höllenflammen schossen aufwärts und schwärzten die ächzendenDachbalken. Selbst die Wände zitterten. Einen kurzen Augenblick hörte Simon die rauhe, halb erstickte Stimme von Pryrates, die sich mit den Lauten von Morgenes’ Todeskampf vermengte … dann gab es einen furchtbaren Lichtblitz und ein ohrenbetäubendes Brüllen. Ein Peitschenschlag aus heißer Luft schleuderte Simon den Gang hinunter und schlug mit einem Krachen wie vom Hammer des Jüngsten Gerichts die Tür hinter ihm zu. Benommen vernahm er das mahlende, splitternde Aufschreien der zusammenstürzenden Dachbalken. Die Tür, begraben und verkeilt von einer Tausendlast aus Steinen und versengter Eiche, erzitterte.
    Lange Zeit lag er da, schluchzte und ließ sich die Tränen von der Hitze trocknen. Schließlich erhob er sich mühsam. Mit den Händen ertastete er die warme Steinwand und stolperte in die Dunkelheit hinein.

13
Zwischenwelten

    timmen, viele Stimmen – Simon konnte nicht sagen, ob sein Kopf sie hervorgebracht hatte oder die trostlose Finsternis und Schwere ringsum – Stimmen waren in dieser ersten entsetzlichen Stunde seine einzigen, wenn auch düsteren Gefährten.
    Simon Mondkalb! Wohl schon wieder tief in der Patsche, Sein Freund ist tot, sein einziger Freund, seid nett zu ihm, seid nett!
    Wo sind wir?
    In Finsternis, auf ewig in Finsternis, fledermausflatternd durch die endlosen Tunnel wie eine verlorene, kreischende Seele …
    Simon Pilgrim ist er jetzt, verurteilt zum Wandern, zur ewigen Suche …
    Nein, schauderte Simon und versuchte die schreienden Stimmen zu bändigen, ich will mich erinnern. Ich will mich an die rote Linie auf der alten Karte erinnern und an die Tan’ja-Treppe, was immer sie auch sein mag. Ich will mich an die schwarzen Augen des Mörders Pryrates erinnern … und an meinen Freund … meinen Doktor Morgenes.
    Er sank auf dem sandigen Tunnelboden zusammen und weinte vor hilflosem, kraftlosem Zorn, ein kaum noch klopfendes Lebensherz in einem Universum aus schwarzem Stein. Die Schwärze legte sich schwer auf ihn und presste den Atem aus ihm heraus.
    Warum hat er es getan? Warum ist er nicht geflohen?
    Er starb, um dich zu retten – dich und Josua. Wäre er geflohen, hätte man ihn verfolgt – Pryrates’ Zauber war stärker. Man hätte euch gefangen genommen, und sie hätten ungehindert dem Prinzen nachjagen, ihn hetzen und in seine Zelle zurückschleppen können. Deshalb ist Morgenes gestorben.
    Simon hasste die Laute seines eigenen Weinens, dieses abgehackte, schnüffelnde Geräusch, dessen Echo ihn verfolgte. Er presstealles aus sich heraus, schluchzte, bis seine Stimme nur noch ein trockenes Rasseln war – ein Ton, mit dem er leben konnte, nicht das weinerliche Blöken eines verirrten Mondkalbs im Dunkeln.
    Ihm war schwindlig und übel. Er wischte sich mit dem Hemdsärmel das Gesicht ab und fühlte plötzlich das Gewicht von Morgenes’ Kristallkugel in seiner Hand. Der Doktor hatte ihn mit Licht versorgt! Das und die Papiere, unbequem ins Gürtelband von Simons Hosen gestopft, waren sein letztes Geschenk.
    Nein, flüsterte eine Stimme, das vorletzte, Simon Pilgrim.
    Simon schüttelte den Kopf, um die murmelnde Angst zu verscheuchen, die ihn zu überwältigen drohte. Was hatte Morgenes gesagt, als er das glitzernde Schmuckstück ans dünne Sperlingsbein band? Sei stark mit deiner schweren Bürde? Warum saß er hier in der Pechfinsternis, winselnd und sabbernd – war er nicht schließlich Morgenes’ Lehrling?
    Benommen und zitternd kam er auf die Füße. Unter

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