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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hinausschiebt, war ihm, als verfolge er ein Licht, das vor ihm zurückwich, einen hellen Fleck gerade außerhalb seiner Reichweite. Vor den Fenstern deckte Regen den dunklen Spiegel von Geloës See zu.

27
Türme aus Spinnweben

    r versuchte, die Hand auf seiner Schulter zu ignorieren, aber das war unmöglich. Als er die Augen aufschlug, fand er den Raum noch völlig im Dunkel. Nur zwei gesprenkelte Sternhaufen ließen erkennen, wo die Fenster waren. »Lass mich schlafen!«, stöhnte er. »Es ist doch wirklich viel zu früh!«
    »Steh auf, Junge!« Ein rauhes Flüstern. Es war Geloë, lose in ihr Gewand gewickelt. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Simon blinzelte mit trockenen und schmerzenden Augen an der knienden Frau vorbei auf Binabik, der wortlos dabei war, seinen Rucksack zu packen. »Was ist denn los?«, fragte er, aber der Troll schien zu beschäftigt, um zu antworten.
    »Ich war draußen«, erklärte Geloë. »Man hat den See entdeckt – wahrscheinlich die Männer, die euch jagten.«
    Sofort setzte Simon sich auf und suchte seine Stiefel. In der fast undurchsichtigen Finsternis kam ihm alles ganz unwirklich vor, aber trotzdem konnte er seinen beschleunigten Herzschlag fühlen.
    »Usires!«, fluchte er leise. »Was machen wir jetzt? Ob sie uns angreifen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Geloë und verließ ihn, um Malachias – nein, Marya, ermahnte sich Simon – zu wecken. »Es sind zwei Lager, eines auf der anderen Seite des Sees, dort wo der Zufluss ist, das andere nicht weit von hier. Entweder wissen sie, wem dieses Haus gehört, und überlegen noch, was sie unternehmen sollen, oder sie wissen gar nicht, dass hier eine Hütte steht. Vielleicht sind sie erst gekommen, als wir die Kerzen schon gelöscht hatten.«
    Simon fiel plötzlich eine Frage ein. »Woher wisst Ihr, dass siedrüben am anderen Ende sind?« Er spähte durchs Fenster. Der See war wieder in Nebel gehüllt, und nichts deutete auf Lagerfeuer hin.
    »Es ist doch dunkel«, fügte er hinzu und sah zu Geloë hinüber. Sie war ganz und gar nicht dazu angezogen, im Wald umherzustreifen. Ihre Füße waren nackt.
    Aber noch während er sie so betrachtete, das hastig übergestreifte Gewand und die feuchten Nebelperlen, die ihr in Gesicht und Haar hingen, erinnerte er sich an die riesigen Schwingen der Eule, die auf dem Weg zum See vor ihnen hergeflogen war. Und er konnte die starken Klauen noch fühlen, die ihn fortgetragen hatten, als das widerwärtige Wesen auf der Straße der Träume das Leben aus ihm herauspressen wollte.
    »Aber das ist jetzt wohl weniger wichtig, nicht wahr?«, schloss er endlich. »Wichtig ist nur, dass wir wissen, dass sie da draußen sind.« Trotz des schwachen Mondlichtes sah er, dass die Zauberfrau grinste.
    »Recht hast du, Simon«, erwiderte sie leise und half dann Binabik, zwei weitere Rucksäcke zu füllen, einen für Simon und einen für Marya.
    »Hört zu«, sagte Geloë, als der inzwischen angekleidete Simon neben sie trat. »Es ist klar, dass ihr fort müsst, bevor es dämmert«, sie schielte einen Augenblick nach den Sternen, »was nicht mehr lange dauern wird. Die Frage ist nur, wie.«
    »Unsere einzige Hoffnung«, brummte Binabik, »ist, uns hinauszuschleichen und sie dann im Wald zu umgehen. Wir müssen uns ganz leise bewegen. Fliegen können wir jedenfalls nicht.« Er grinste ein wenig mürrisch. Marya, die sich gerade in einen Mantel wickelte, den ihr die Valada gegeben hatte, starrte verwirrt auf das Lächeln des Trolls.
    »Nein«, entgegnete Geloë ernsthaft, »aber ich bezweifle auch, dass ihr euch an diesen entsetzlichen Hunden vorbeischleichen könnt. Ja, ihr könnt nicht fort fliegen , aber vielleicht könnt ihr fort- schwimmen . Ich habe unter dem Haus ein Boot angebunden. Es ist nicht groß, aber ihr drei passt wohl hinein – und Qantaqa, solange sie keine Bocksprünge macht.« Sie kraulte liebevoll die Ohren der Wölfin, die neben ihrem hockenden Herrn lag.
    »Und was bringt das Gutes?«, erkundigte sich Binabik. »Sollenwir in die Mitte des Sees paddeln und sie dann morgen früh auffordern, herzuschwimmen und uns zu holen?« Er war mit dem letzten Rucksack fertig und schob Simon und dem Mädchen je einen zu.
    »Es gibt einen Zufluss«, erläuterte Geloë. »Er ist klein und hat nicht viel Strömung, nicht einmal so viel wie der Bach, dem ihr auf dem Herweg gefolgt seid. Mit vier Paddeln kommt ihr leicht aus dem See raus und ein Stück flussaufwärts.« Ihr leichtes Stirnrunzeln war eher

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