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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Strupp, tiefe Falten auf der Stirn. »Warum murmelst du so vor dich hin?«
    Josuas kleine Schar war nur noch ein Farbfleck, der rasch in der Weite verschwand.
    »Vom Rand der südlichen Berge kommt ein Reitertrupp«, erklärte Jarnauga. »Von hier aus sieht es nicht nach einem großen Heer aus, aber sie sind noch sehr weit weg.« Er schloss die Augen, als wollte er sich an etwas erinnern und schlug sie dann wieder auf, um in die Ferne zu starren.
    Strupp machte instinktiv das Zeichen des Baumes. Die Augen des alten Rimmersmannes waren so hell und leuchteten so wild wie Lampen aus Saphir.
    »Ein Eberkopf zwischen gekreuzten Speeren«, zischte Jarnauga, »wer trägt das?«
    »Guthwulf«, antwortete Strupp verwirrt. Nach allem, was der alte Narr am Horizont erkennen konnte, hätte Jarnauga ebenso gut Gespenstern zuschauen können. »Der Graf von Utanyeat – die königliche Hand. «
    Ein Stück weiter auf der Mauer sah die Herrin Vara sehnsüchtig der immer kleiner werdenden Reiterschar des Prinzen nach.
    »Er kommt von Süden herauf, vor Elias’ Hauptmacht. Es sieht aus, als hätte Leobardis ihn bemerkt; die Nabbanai schwenken nach den Südbergen um, als wollten sie ihn herausfordern.«
    »Wie viele … wie viele Männer?«, fragte Strupp, der allmählich ganz und gar den Überblick verlor. »Wie kannst du das überhaupt alles erkennen? Ich sehe gar nichts, und dabei ist doch mein Augenlicht das einzige, das –«
    »Hundert Ritter, vielleicht auch weniger«, unterbrach ihn Jarnauga.
    »Das ist das Besorgniserregende: Warum so wenige? «

    »Barmherziger Gott! Was hat der Herzog vor?,« fluchte Josua und trat aufrecht in die Steigbügel, um besser Umschau halten zu können. »Er ist nach Osten umgeschwenkt und hält in vollem Galopp auf die Südberge zu. Hat er den Verstand verloren?«
    »Seht doch, Herr!«, rief Deornoth zu ihm hinüber. »Seht dort, am Saum des Stierrückenberges!«
    »Bei der Liebe Ädons, es ist das Heer des Königs! Was tut Leobardis? Glaubt er, er könne Elias allein angreifen?« Josua gab seinem Pferd einen Schlag auf den Hals und spornte es an.
    »Es sieht aus, als wäre es nur eine kleine Schar, Prinz Josua«, rief Deornoth. »Vielleicht die Vorhut.«
    »Warum hat er nur keine Reiter zu uns geschickt?«, fragte Josua klagend. »Seht nur, sie werden versuchen, sie nach Naglimund zu treiben, um sie dort vor der Mauer in die Falle zu locken. Warum, um Gottes willen, hat Leobardis mir keine Boten gesandt?« Erseufzte und wandte sich Isorn zu, der sich den Bärenhelm seines Vaters von der Stirn geschoben hatte, um den Horizont besser überblicken zu können. »Jetzt werden wir doch noch unseren Mut beweisen müssen, Freund.«
    Die Unvermeidlichkeit des Kampfes führte bei Josua zu einer seltsamen Gelassenheit. Seine Augen waren ruhig, und auf den Lippen stand ein wunderliches, halbes Lächeln. Isorn grinste zu Deornoth hinüber, der seinen Schild vom Sattelknauf löste, und schaute dann wieder den Prinzen an.
    »Zeigen wir es ihnen, Herr«, sagte der Herzogssohn.
    »Reitet!«, schrie der Prinz. »Vor uns steht der Räuber von Utanyeat. Reitet!«
    Damit spornte er sein scheckiges Schlachtross zum Galopp, dass der Boden unter den Hufen aufspritzte.
    »Für Naglimund!«, rief Deornoth und riss das Schwert hoch. »Für Naglimund und unseren Prinzen!«

    »Guthwulf hält die Stellung«, berichtete Jarnauga. »Er lässt die Nabbanai am Berg auf sich zukommen. Josua reitet ihnen jetzt entgegen.«
    »Kämpfen sie?«, erkundigte Vara sich ängstlich. »Was ist mit dem Prinzen?«
    »Er hat den Kampfplatz noch nicht erreicht – aber dort!« Jarnauga lief auf der Mauer entlang bis zum kleinen Südwestturm. »Jetzt treffen Guthwulfs Ritter auf den ersten Angriff der Nabbanai. Alles geht durcheinander!« Er kniff die Augen zusammen und rieb sie mit den Knöcheln.
    »Was? Was!?« Strupp steckte den Finger in den Mund und nagte mit aufgerissenen Augen an den Nägeln. »Verlier jetzt deine Stimme nicht, Rimmersmann!«
    »Es ist schwer, aus dieser Entfernung zu erkennen, was dort vor sich geht«, erläuterte Jarnauga unnötigerweise, denn weder seine beiden Begleiter noch sonst jemand auf den Burgmauern konnte mehr als die schwache Andeutung einer Bewegung im Schatten desin Dunst gehüllten Stierrückenberges ausmachen. »Der Prinz greift in den Kampf ein. Leobardis’ und Guthwulfs Ritter sind über den ganzen Berg verstreut. Jetzt … jetzt …«
    Er verstummte und konzentrierte sich.
    »Ah!«, sagte Strupp

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