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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Prinzessin …«
    Eolair warf einen schnellen Blick auf Maegwin, die erstarrt dasaß. Was wollten sie von ihr?
    »Wenn ihr uns nicht sagt, wo … Prinzessin … werden wir diese … Geiseln …«
    Bei dem Sprecher, da war sich Maegwin sicher, handelte es sich um Skali selbst, so breitbeinig stand er da und so mürrisch und höhnisch war der Unterton in seiner Stimme, der selbst über die Entfernung noch gut herauszuhören war. Er schwenkte den Arm. Eine widerstrebende Frau in hellblauen Fetzen wurde vom Wagen gezerrt und zu ihm gebracht. Maegwin starrte hinunter und fühlte einen hässlichen Druck auf ihrem Herzen. Sie war sicher, dass das hellblaue Kleid Cifgha gehörte … der kleinen Cifgha, hübsch und dumm.
    »Wenn ihr es uns aber nicht sagt … ihr wisst … Prinzessin Miriamel … ergeht es diesen hier schlecht …« Skali machte eine Handbewegung, und das strampelnde, dünn vor sich hinweinende Mädchen – das vielleicht doch nicht Cifgha war, wie Maegwin sich einzureden versuchte – wurde wieder auf den Wagen geworfen, zwischen andere bleiche Gefangene, die auf dem Wagenboden in einer Reihe lagen.
    Also war es die Prinzessin Miriamel, nach der sie suchten, wunderte sich Maegwin. Die Tochter des Hochkönigs! War sie fortgelaufen? Hatte man sie geraubt?
    »Können wir denn gar nichts tun?«, flüsterte sie Eolair zu. »Und wer ist dieser ›Zauberlehrling‹?«
    Der Graf schüttelte barsch den Kopf, ohnmächtigen Grimm in jeder Falte seines Gesichtes. »Was sollten wir tun, Prinzessin? Skali wäre überglücklich, wenn wir zu ihm herunterkämen. Er hat zehnmal so viele Männer wie wir!«
    Lange, schweigende Minuten vergingen. Maegwin beobachtete.An ihren Gefühlen zerrte die Wut. Sie dachte über das nach, was sie Eolair und den anderen gern gesagt hätte – dass sie, wenn keiner der Männer gewillt war, sie zu begleiten, selber zum Taig gehen und Skalis Gefangene befreien oder, was wahrscheinlicher war, bei dem Versuch heldenhaft sterben würde. Da trat die untersetzte Gestalt, die jetzt den Helm abgesetzt hatte, sodass die kleinen gelben Flecke von Haar und Bart sichtbar wurden, noch einmal ganz nahe an den Fuß des Moir Brach heran.
    »Also gut!«, brüllte er. »… und Löken soll … Halsstarrigkeit verfluchen! Wir nehmen diese … mit!« Er deutete auf den Wagen. »Aber … hinterlassen euch … Geschenk!« Etwas wurde von einem der Pferde geschnallt, ein dunkles Bündel, und Skali Scharfnase vor die Füße geworfen. »Nur für den Fall … Hilfe erwartet! … nicht mehr viel nützen … gegen Kaldskryke!«
    Gleich darauf hatte er sein Pferd bestiegen, und mit einem rauhen Ruf des Horns donnerte er samt seinen Rimmersmännern das Tal nach Hernysadharc hinab, der Wagen polternd hinterdrein.
    Sie warteten eine Stunde, bevor sie vorsichtig die Böschung hinunterkletterten, wachsam wie eine Ricke beim Überqueren einer Lichtung. Als sie am Fuß des Moir Brach angekommen waren, huschten sie zu dem schwarzen Bündel, das Skali zurückgelassen hatte.
    Als sie es geöffnet hatten, schrien die Männer entsetzt auf – und weinten, ein wildes, qualvolles Schluchzen hilflosen Grams. Nur Maegwin vergoss keine Träne, nicht einmal, als sie sah, was Skali und seine Schlächter ihrem Bruder Gwythinn vor seinem Tode angetan hatten. Als Eolair den Arm um sie legte, um sie von der blutdurchtränkten Decke wegzuführen, stieß sie ihn zornig zurück, drehte sich um und schlug ihn hart auf die Wange. Er machte keinen Versuch, sich zu schützen, sondern starrte sie nur an. Die Tränen in seinen Augen, das wusste sie, hatten mit ihrem Schlag nichts zu tun, und das machte ihren Hass auf ihn in diesem Augenblick nur noch stärker.
    Aber ihre Augen blieben trocken.

    Die Luft war voller Schneeflocken – sie verwirrten den Blick, machten die Kleider schwer, ließen Finger und Ohren steif werden und schmerzhaft prickeln. Aber Jiriki und seinen drei Sithigefährten schien das wenig auszumachen. Während Simon und die anderen auf ihren Pferden mühselig vorwärtsstapften, liefen die Sithi munter vor ihnen her, wobei sie oft stehen blieben, damit die Reiter sie einholen konnten, geduldig wie wohlgenährte Katzen, eine undurchschaubare Gelassenheit in den leuchtenden Augen. Als sie den ganzen Tag vom Sonnenaufgang bis zur Abenddämmerung marschiert waren, machten Jiriki und seine Kameraden am Abend noch denselben leichtfüßigen Eindruck wie im Morgengrauen.
    Während die anderen dürres Holz für das abendliche Feuer

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