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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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»Nie gehört. Ist das auch eine Kirche?«
    »Boote …« Grimmric verzog in nachdenklicher Erinnerung das schmale Gesicht. »Da sind Boote.«
    Sludig nickte ernsthaft. »Ihr würdet ›Schiffshafen‹ sagen. Die Langschiffe von Rimmersgard liegen dort.«
    »Aber Rimmersmänner fahren nicht zur See!« Haestan war überrascht. »In ganz Osten Ard klebt kein anderes Volk so am festen Land!«
    »Ja, aber das war einmal anders.« Sludigs Züge glühten im Widerschein des Feuers. »Bevor wir über das Meer kamen – als wir noch in Ijsgard wohnten, im verschollenen Westen –, verbrannten unsere Väter Menschen und begruben Schiffe. Wenigstens erzählen das unsere Sagen.«
    »Sie verbrannten Menschen?«, fragte Simon erstaunt.
    »Die Toten«, erklärte Sludig. »Unsere Väter bauten Totenschiffe aus frischem Eschenholz und steckten sie mit den Toten auf demWasser in Brand, damit ihre Seelen mit dem Rauch zum Himmel aufstiegen. Aber unsere großen Langschiffe, die uns über die Meere und Flüsse der Welt trugen – die Schiffe, die für uns das Leben bedeuteten wie Äcker für die Bauern und Herden für die Hirten –, diese Schiffe begruben wir in der Erde, wenn sie zu alt waren, um noch seetüchtig zu sein. Dadurch sollten ihre Seelen in die Bäume wandern und sie hoch und gerade emporwachsen lassen, damit einmal neue Schiffe daraus würden.«
    »Aber du hast gesagt, dass das jenseits des Meeres war, vor langer Zeit«, wandte Grimmric ein. »Und Saegard liegt doch hier. In Osten Ard.«
    Die Sithi am Feuer verharrten stumm und reglos und lauschten gespannt Sludigs Antwort.
    »Ja. Dort stieß der Kiel von Elvrits Boot zum ersten Mal auf Grund, und dort sagte er: ›Wir sind über die schwarze See in eine neue Heimat gekommen.‹«
    Sludig sah sich im Kreis um. »Sie haben die großen Langschiffe dort begraben. ›Nie mehr wollen wir über die See segeln, in der die Drachen hausen‹, erklärte Elvrit. Überall am Grunde des Tals, zu Füßen der Berge, liegen die Hügel der letzten Schiffe. Auf der Landzunge am Rande des Wassers, unter der größten Aufschüttung, begruben sie Elvrits Schiff Sotfengsel und ließen nur seinen hohen Mast stehen, der aus der Erde aufragte wie ein Baum ohne Äste – und das fiel mir ein, als ich das Kloster vor mir sah.«
    Er schüttelte den Kopf, die Augen glänzten vor Erinnerungen. »Auf Sotfengsels Mast wachsen Misteln. Jedes Jahr zu Elvrits Todestag sammeln junge Mädchen aus Saegard die weißen Mistelbeeren und bringen sie zur Kirche.«
    Sludig verstummte. Das Feuer zischte.
    »Was du nicht erzählst«, sagte Jiriki nach einer Weile, »ist, wie ihr Rimmersmänner in dieses Land kamt, nur um andere daraus zu vertreiben.«
    Simon zog die Luft scharf ein. Trotz der gelassenen Miene des Prinzen hatte er etwas dieser Art vorausgesehen.
    Sludig antwortete mit überraschender Sanftmut, vielleicht, weil er immer noch die frommen Jungfrauen von Saegard vor Augenhatte. »Ich kann nicht ungeschehen machen, was meine Vorfahren getan haben.«
    »Daran ist etwas Wahres«, entgegnete Jiriki, »aber auch wir Zida’ya – Sithi – werden nicht mehr die gleichen Fehler machen wie unsere Verwandten vor uns.« Er richtete den grimmigen Blick auf Binabik, der ihn feierlich erwiderte. »Einige Dinge sollten zwischen uns allen klar sein, Binbineqegabenik. Ich habe nicht mehr als die Wahrheit gesagt, als ich dir meine Gründe, euch zu begleiten, nannte: ein gewisses Interesse für euer Ziel und eine lose, ungewöhnliche Bindung zwischen dem Menschenkind und mir. Glaube aber keinen Augenblick lang, dass ich eure Furcht teile und euren Kampf unterstütze. Was mich angeht, so könnt ihr und euer Hochkönig einander gegenseitig zu Staub zermahlen.«
    »Bei allem Respekt, Prinz Jiriki«, wandte Binabik ein, »Ihr habt die volle Wahrheit nicht geprüft. Wenn es nur um den Streit sterblicher Könige und Prinzen ginge, so säßen wir jetzt alle in Naglimund, um es zu verteidigen. Ihr wisst aber sehr wohl, dass zumindest wir fünf ein anderes Ziel verfolgen.«
    »Dann wisse auch das «, versetzte Jiriki steif. »Selbst wenn die Jahre, die zwischen unserer Trennung von den Hikeda’ya – die ihr Nornen nennt – und heute liegen, zahlreich sind wie die Schneeflocken, sind wir doch vom selben Blut. Wie könnten wir uns auf die Seite der Menschen, der Emporkömmlinge, stellen, wenn es um unser eigenes Geschlecht geht? Warum sollten wir das tun, wenn wir doch einst, als wir aus dem äußersten Osten hierherkamen, mit

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