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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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springende Figuren die Stunden des Mondes bevölkerten …
    »Seoman?« Eine Hand berührte seine Schulter und rüttelte ihn sanft. »Seoman, du weinst ja. Wach auf.«
    »Die Tänzer … die Masken …«
    »Wach auf!« Wieder schüttelte ihn die Hand, diesmal kräftiger. Er schlug die Augen auf und schaute in Jirikis schmales Gesicht, nur Stirn und Wangenknochen im trüben, schräg einfallenden Licht.
    »Du scheinst einen Angsttraum gehabt zu haben«, sagte der Sitha und hockte sich neben Simon nieder.
    »Aber … das war es eigentlich gar nicht.« Er schauderte. »Es war S-sommer … es war M-mittsommerabend.«
    »Aha.« Jiriki hob die Brauen und zuckte dann geschmeidig die Schultern. »Ich glaube, du bist durch Reiche gewandert, in denen du dich nicht aufhalten solltest.«
    »Was könnte am Sommer schädlich sein?«
    Wieder zuckte der Sithiprinz die Achseln und holte aus seinem Mantel – mit der Gebärde eines guten Onkels, der ein Spielzeug aus der Tasche zieht, um ein flennendes Kind zu beruhigen – einen glänzenden, in einen zierlich geschnitzten Holzrahmen gefassten Gegenstand hervor.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte Jiriki.
    »Ein … ein Spiegel.« Simon verstand nicht, worauf der Sitha hinauswollte. Wusste er, dass Simon den Spiegel in der Höhle in den Händen gehabt hatte?
    Jiriki lächelte. »Ja. Ein ganz besonderer Spiegel, mit einer sehr langen Geschichte. Weißt du, was man mit einem solchen Spiegel anfangen kann? Außer sich das Gesicht zu rasieren, wie die Menschen das tun?« Er strich Simon mit dem ausgestreckten, kühlen Finger über die flaumige Wange. »Kannst du es dir denken?«
    »Etwas s-sehen, das w-weit w-weg ist?«, erwiderte Simon nach einem Augenblick des Zögerns und wartete auf den Zornausbruch, der bestimmt folgen würde.
    Der Sitha machte große Augen. »Du hast von den Spiegeln des Schönen Volkes gehört?«, fragte er endlich voller Verwunderung. »Kommen sie immer noch in euren Geschichten und Liedern vor?«
    Simon hätte jetzt leicht der Wahrheit aus dem Weg gehen können. Stattdessen überraschte er sich selber.
    »Nein. Ich habe hineingeschaut, als wir in Eurer … Jagdhütte waren.«
    Zu seiner noch größeren Überraschung machte Jiriki bei diesem Geständnis nur ein noch erstaunteres Gesicht. »Du hast andere Orte darin gesehen? Mehr als ein Spiegelbild?«
    »Ich sah … ich sah die Prinzessin Miriamel … m-meine Freundin.« Er nickte und strich über ihren blauen Schal, den er sich um den Hals geknotet hatte. »Es war wie ein Traum.«
    Der Sitha starrte düster auf den Spiegel, nicht zornig, sondern als wäre das Glas die Oberfläche eines Teiches, unter der ein unsichtbarer Fisch dahinschoss, den er gern finden wollte.
    »Du bist ein junger Mann von großer Willenskraft«, erklärte er schließlich langsam, »größer, als du selbst es weißt – entweder das, oder es haben dich auf irgendeine Weise andere Mächte berührt …« Er sah von Simon wieder auf den Spiegel und schwieg eine Weile.
    »Dieser Spiegel ist uralt«, fuhr er dann fort. »Er soll eine Schuppe des Urwurmes sein.«
    »Was bedeutet das?«
    »Der Urwurm, das ist der Wurm, von dem es in vielen Sagen heißt, er ringele sich um die Welt. Wir Sithi jedoch sehen den Wurm als etwas, das alle Welten gleichzeitig umschlingt, die wachenden und die träumenden … die, die waren, und die, die sein werden. Er beißt sich selbst in den Schwanz, sodass er weder Ende noch Anfang hat.«
    »Ein Wurm? Meint Ihr einen D-d-drachen?«
    Jiriki nickte, eine abrupte Bewegung wie bei einem Vogel, der nach Körnern pickt. »Es heißt auch, alle Drachen stammten von diesem Urwurm ab, und jeder sei geringer als sein Vorgänger. Igjarjuk und Shurakai waren weniger gewaltig als ihre Mutter Hidohebhi, die ihrerseits nicht so ungeheuer war wie ihr Vater Khaerukama’o der Goldene. Wenn das alles stimmt, werden die Drachen eines Tages ganz aussterben – sofern sie nicht schon verschwunden sind.«
    »D-das w-wäre gut«, meinte Simon.
    »Wirklich?« Wieder lächelte Jiriki, aber seine Augen blieben kalte, glänzende Steine. »Die Menschen werden groß, während die großen Lindwürmer … und andere … kleiner werden. Das scheint der Lauf der Welt zu sein.« Er streckte sich mit der glatten Anmut einer soeben erwachten Katze. »Der Lauf der Welt«, wiederholte er.»Aber ich habe diese Schuppe des Urwurmes hervorgeholt, weil ich dir etwas zeigen wollte. Möchtest du es sehen, Menschenkind?«
    Simon nickte.
    »Diese Reise war nicht

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