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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Bett und saubere Sachen geben würde – sogar über ein Bad würde er sich freuen! Das alles wartete irgendwo da draußen, wenn er es nur schaffte, den Kopf weit genug einzuziehen, um lebendig wieder von diesem Berg herunterzukommen.
    Wenn man sich einmal wirklich Gedanken darüber machte, überlegte er, gab es gar nicht so vieles im Leben, das man wirklich brauchte. Zu viele Wünsche zu haben war schlimmer als Habgier: Es war Dummheit – Verschwendung kostbarer Zeit und Mühe.
    Langsam arbeitete sich die kleine Schar um das Bergmassiv herum, bis die Sonne, wenn sie morgens aufging, ihnen über die rechte Schulter schien. Die Luft wurde schmerzhaft dünn und zwang sie, häufig stehen zu bleiben und Atem zu holen; selbst der zähe Jiriki und der geduldige An’nai bewegten sich langsamer, die Glieder schwer wie von darauf lastenden Gewändern. Die Menschen schleppten sich mühsam vorwärts. Nur der Troll machte eine Ausnahme. Grimmric war dank der Stärke des Qanucelixiers wieder auf die Beine gekommen, schlotterte und hustete jedoch beim Klettern.
    Von Zeit zu Zeit schwoll der Wind an und trieb die Wolken, die die Schultern des Urmsheim dicht umgaben, wie in Fetzen gekleidete Gespenster über den Himmel. Langsam kamen dann auch die schweigenden Nachbarn des Berges zum Vorschein, zerklüftete Gipfel, hoch über der Erde von Osten Ard in erhabene Gespräche vertieft, die unwürdige und winzige Landschaft zu ihren Füßen nicht achtend. Binabik, der die körperlose Luft des Daches der Welt so bequem atmete, als säße er in der Vorratskammer von Naglimund, zeigte seinen keuchenden Gefährten den breiten, felsigen Mintahoq im Osten und mehrere andere Berge, die die Troll-Fjälle von Yiqanuc begrenzten.Sie stießen ganz überraschend darauf, als sie noch gut die Hälfte des Berges vor sich hatten. Gerade kämpften sie sich mühsam über einen Felsvorsprung, das Halteseil zwischen ihnen straff wie eine Bogensehne, jeder Atemzug ein Brennen in den Lungen, da hörten sie von einem der Sithi, der vorausgeklettert und nicht mehr zu sehen war, einen seltsamen, pfeifenden Aufschrei. So schnell sie nur konnten, stürzten die Gefährten den Felsen hinauf; die Frage, was wohl dort auf sie wartete, blieb unausgesprochen. Binabik, der Erste am Seil, blieb oben auf dem Kamm stehen, ein wenig schwankend, um das Gleichgewicht halten zu können.
    »Tochter der Berge!« Der Troll rang nach Atem. Eine Dampfwolke strömte aus seinem Mund. Er stand da und rührte sich nicht. Simon kletterte vorsichtig die letzten paar Schritte zu ihm hinauf.
    Zuerst sah er weiter nichts vor sich als ein neues, weites Tal voller Schnee. Gegenüber erhob sich die weiße Bergwand, die rechte Seite stand der Luft und dem Himmel offen, und eine Reihe verschneiter Klippen zog sich an der Flanke des Urmsheim in die Tiefe. Simon drehte sich um und wollte Binabik fragen, warum er gerufen hätte. Die Frage erstarb ihm auf den Lippen.
    Auf der linken Seite grub das Tal sich tief in den Berg hinein. Der Talboden stieg an, während sich die hohen Wände immer mehr einander näherten. An ihrem höchsten Punkt, vom Boden hinaufreichend bis in das Dreieck graublauen Himmels, ragte ihnen der Udunbaum entgegen.
    »Elysia, Mutter Gottes!«, sagte Simon mit brechender Stimme. »Mutter Gottes«, wiederholte er.
    Angesichts der ungeheuerlichen, aberwitzigen Unwahrscheinlichkeit der Erscheinung hielt er sie im ersten Augenblick tatsächlich für einen Baum – einen titanischen Eisbaum, tausend Fuß hoch, dessen Myriaden Äste in der Mittagssonne funkelten und blitzten, während eine Krone aus Nebel die unfassbar hohe Spitze verhüllte. Erst als er endlich selbst glaubte, dass es Wirklichkeit war, was er da sah – dass ein solches Wunder in einer Welt existieren konnte, die auch so profanen Dingen wie Schweinen, Gartenzäunen und Rührschüsseln Platz bot –, erkannte er allmählich, was tatsächlich vor ihm lag: ein gefrorener Wasserfall, entstanden aus jahrelangheruntergetropftem, geschmolzenem Eis und Schnee, gefangen in Millionen Eiszapfen, ein kristallenes Maßwerk über einem zerklüfteten, steinernen Grat, der den Stamm des Udunbaumes bildete.
    Jiriki und An’nai standen nur wenige Ellen oberhalb der Talmulde wie angewurzelt und blickten zu dem Baum auf. Simon folgte Binabik und stieg nicht ohne Mühe zu ihnen hinunter; er fühlte, wie sich das Seil um seine Mitte spannte, als Grimmric oben ankam und ebenfalls zu Stein erstarrte, und wartete dann geduldig ab, bis es

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