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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Witze. Manche sangen betrunken vor sich hin.
    Fengbald stand auf dem Anger, den Kopf in den Nacken geworfen. Das schwarze Haar hing ihm aufgelöst über den Rücken seines befleckten Wamses, und er starrte zum Himmel hinauf. Er deutete nach oben; eines nach dem anderen hoben sich die Gesichter der anderen und folgten seinem Blick.
    Wie gemalt zog sich quer über den Himmel ein roter Streifen. Es sah aus wie eine tiefe Wunde, die das Nachtschwarz mit Blut bespritzte – ein riesenhafter roter Komet, dessen Schweif sich von Norden nach Süden über den Himmel erstreckte.
    »Ein Bartstern!«, rief jemand. »Ein Omen!«
    »Der alte König ist tot, tot, tot!«, schrie Fengbald und fuchtelte mit dem Dolch in der Luft herum, als wollte er die Sterne herausfordern, herabzusteigen und mit ihm zu kämpfen. »Lang lebe der neue König!«, rief er. »Ein neues Zeitalter hat begonnen!«
    Jubelrufe erschallten, und einige der Anwesenden stampften mit den Füßen auf und heulten vor Freude. Andere begannen lachend einen albernen Tanz aufzuführen, bei dem sich Männer und Frauen an den Händen hielten und im Kreis herumwirbelten. Über ihnen glomm der rote Stern wie glühende Kohle.
    Simon, der den Angeheiterten ins Freie nachgelaufen war, um den Grund für den Tumult zu erfahren, wollte gerade wieder in die Halle zurückgehen, da sah er Doktor Morgenes im Schatten der Zwingermauer stehen. Der alte Mann, gegen die kalte Luft in ein dickes Gewand gehüllt, bemerkte seinen Lehrling nicht – auch er starrte zu dem Bartstern hinauf, dem scharlachroten Schwerthieb quer über das Himmelsgewölbe. Aber im Gegensatz zu den anderen zeigte sein Gesicht weder Trunkenheit noch Freude. Es wirkte verängstigt und kalt und klein.
    Er sieht aus, dachte Simon, wie ein Mann, der ganz allein in der Wildnis dem Hungerlied der Wölfe lauscht.

7
Der Erobererstern

    rühling und Sommer im ersten Jahr der Regentschaft König Elias’ waren zauberhaft, sonnenhell von Pomp und Schaugepränge. Ganz Osten Ard schien neugeboren. Die jungen Adligen waren zurückgekehrt und füllten wieder die so lange schweigenden Hallen des Hochhorstes, und der Unterschied war so groß, dass es schien, als hätten sie Farbe und Tageslicht an einen Ort gebracht, der vorher dunkel gewesen war. Wie in Johans Jugendtagen war die Burg voller Lachen und Trinken, voll von der Prahlerei glänzender Schlachtschwerter und Rüstungen. Nachts hörte man wieder Musik in den von Hecken umfriedeten Gärten, und die wunderschönen Damen des Hofes huschten in der warmen Dunkelheit zum Stelldichein (oder flohen davor) wie anmutig schwebende Geister.
    Neues Leben erfüllte auch den Turnierplatz, der bunte Zelte trieb wie ein Blumenbeet frische Sommerblüten. Für das einfache Volk sah es aus, als wäre jeder Tag Feiertag, denn das Feiern nahm kein Ende. König Elias und seine Freunde tobten sich aus wie Kinder, die bald ins Bett müssen und dies wissen. Ganz Erkynland schien zu lärmen und herumzutollen wie ein vom Sommer berauschter Hund.
    Manche Dorfbewohner murmelten düster vor sich hin – es war schwer, die Frühjahrsaussaat zu bewältigen, wenn so viel Leichtfertigkeit in der Luft lag. Viele der älteren, sauertöpfischen Priester murrten über die Zunahme von Zuchtlosigkeit und Völlerei. Aber die meisten Menschen lachten über diese Unheilverkünder. Noch war Elias’ Königtum frisch, und das Erkynland – und, wie es schien, ganz Osten Ard – war nach einem langen Winter des Alters zu einer Jahreszeit unbekümmerter Jugend übergegangen. Was konnte daran unnatürlich sein?Simon merkte, wie sich seine Finger verkrampften, während er mühsam die Buchstaben auf das graue Pergament kratzte. Morgenes stand am Fenster und hielt ein langes, gerilltes Glasrohrstück gegen das Licht, um es auf Schmutzspuren zu untersuchen.
    Wenn er auch nur ein Wort darüber sagt, dass es nicht ordentlich sauber gemacht wäre, verschwinde ich, dachte Simon. Der einzige Sonnenschein, den ich noch zu Gesicht bekomme, ist der, der sich in den Bechern spiegelt, die ich poliere.
    Morgenes trat vom Fenster zurück und brachte das Stück Glasrohr zu dem Tisch hinüber, an dem Simon über seiner Schreibarbeit hockte. Als der alte Mann näherkam, bereitete sich Simon innerlich auf eine Strafpredigt vor und spürte, wie irgendwo zwischen seinen Schulterblättern eine Stelle vor Groll anzuschwellen begann.
    »Vorzüglich gemacht, Simon!«, sagte Morgenes stattdessen und legte die Pipette neben das Pergament. »Du

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