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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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der jetzt zu ihnen trat. Elias war mit einem kostbaren seegrünen Wams bekleidet. An seiner Seite schritt in flatternder Robe der dunkeläugige Pryrates, eine kameradschaftliche Scharlachfledermaus.
    Josua erhob sich und streckte Isgrimnur die Hand entgegen, um dem Älteren beim Aufstehen zu helfen. »Herzog Isgrimnur übertreibt wie gewöhnlich«, bemerkte der Prinz sanft. »Ich war gezwungen, ihn zu Boden zu schmettern und mich auf ihn zu setzen, um mein eigenes Leben zu retten.«
    »Ja, ja, wir haben eurer Rauferei vom Hjeldinturm zugeschaut«, erwiderte Elias und machte eine achtlose Handbewegung dorthin,wo die Steinmasse des Turms die Außenmauer des Hochhorstes überragte, »nicht wahr, Pryrates?«
    »Jawohl, mein König.« Pryrates’ Lächeln war fadendünn, seine Stimme ein trockenes Rasseln. »Euer Bruder und der Herzog sind in der Tat gewaltige Männer.«
    »Darf ich Euch«, begann Isgrimnur, »etwas fragen, Majestät? So ungern ich Euch jetzt auch mit Staatsangelegenheiten belästige?«
    Elias, der mit starren Augen über den Platz geblickt hatte, drehte sich nach dem alten Herzog um und sagte leicht verärgert. » Zufällig bin ich gerade damit beschäftigt, mit Pryrates einige wichtige Dinge zu erörtern. Warum kommst du nicht zu mir, wenn ich bei Hof über solche Fragen spreche?« Wieder kehrte er Isgrimnur den Rücken zu. Auf der anderen Seite des Turnierplatzes jagten Guthwulf und Graf Eolair vom Nad Mullach – ein Verwandter des Hernystir-Königs Lluth – einem widerspenstigen Hengst nach, der seine Stränge zerrissen hatte. Elias lachte über den Anblick und stieß Pryrates mit dem Ellenbogen in die Seite. Der Priester schenkte ihm ein weiteres flüchtiges Lächeln.
    »Vergebung, Majestät«, setzte Isgrimnur von neuem an, »aber ich versuche seit vierzehn Tagen, Euch in dieser Angelegenheit zu sprechen. Immer wieder erklärt mir Euer Kanzler Helfcene, Ihr wäret zu beschäftigt –«
    »Im Hjeldinturm«, fügte Josua knapp hinzu. Kurz und heftig prallten die Blicke der Brüder aufeinander, dann wandte sich Elias dem Herzog zu.
    »Also gut. Um was geht es?«
    »Um die königliche Garnison in Vestvennby. Die Leute wurden vor mehr als einem Monat abgezogen und bis heute nicht ersetzt. Die Frostmark ist immer noch eine wilde Gegend, und ohne die Garnison in Vestvennby habe ich nicht genügend Männer, um die nördliche Weldhelmstraße zu sichern. Wann wollt Ihr endlich neue Truppen entsenden?«
    Elias hatte den Blick wieder auf Guthwulf und Eolair gerichtet, zwei winzige Gestalten, die in der Hitze schimmerten, während sie den immer kleiner werdenden Hengst jagten. Ohne sich umzudrehen, antwortete er: »Skali von Kaldskryke sagt, du hättest mehrMänner als nötig, mein alter Onkel. Er meint, du hortest deine Soldaten in Elvritshalla und Naarved. Warum tust du das?« Seine Stimme war von trügerischer Unbekümmertheit.
    Bevor der verblüffte Herzog etwas erwidern konnte, bemerkte Josua: »Wenn er das behauptet, ist Skali Scharfnase ein Lügner. Nur ein Narr kann ihm glauben.«
    Elias wirbelte herum, die Lippen zornig zusammengepresst. »Ist das wahr, Bruder Josua? Skali ein Lügner? Und das auf dein Wort hin, das Wort eines Mannes, der nie versucht hat zu verbergen, dass er mich hasst?«
    »Nun, nun«, unterbrach Isgrimnur bestürzt und nicht ohne Furcht, »Elias … Majestät … Ihr kennt meine Treue. Ich war der beständigste Freund, den Euer Vater je hatte.«
    »O ja – mein Vater! «, schnaubte Elias.
    »Und lasst bitte nicht Josua Euren Unmut über diese skandalösen Gerüchte – denn um mehr handelt es sich nicht – entgelten! Er hasst Euch nicht! Er ist Euch so treu, wie ich es bin!«
    »Daran«, erwiderte der König, »zweifle ich nicht. Ich werde Vestvennby eine neue Garnisonsbesatzung schicken, wenn ich es für richtig halte, und keinen Augenblick früher.« Er starrte die beiden mit weit aufgerissenen Augen an. Pryrates, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, hob die weiße Hand und zupfte Elias am Ärmel.
    »Ich bitte Euch, Herr«, sagte er, »hier ist nicht Zeit noch Ort für solche Dinge …« – er warf Josua unter schweren Lidern einen schier unverschämten Blick zu –, »… wenn ich das in aller Demut erwähnen darf.«
    Der König sah seinen Günstling starr an und nickte dann einmal. »Ihr habt recht. Ich habe mich sinnlos aufgeregt …« Und zu Isgrimnur gewendet, meinte er: »Vergib mir, Onkel, denn wie du selber sagtest, ist es ein heißer Tag. Verzeih meine

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