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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Apotheker, möchte, dass ich ein Paar Burgmäuse aufnehme und Männer aus ihnen mache.« Er nahm eine winzige Keule vom Teller und knabberte an dem Knochen. »Unmöglich.«
    Simon fühlte seine Knie nachgeben und den Magen bis zum Hals hochsteigen. »Aber … aber warum?«, stammelte er.
    »Weil ich euch nicht brauche. Ich habe Kämpfer genug. Euch kannich mir nicht leisten. Niemand kann etwas pflanzen, wenn es nicht regnet, und es stehen schon genügend Männer bei mir nach einer Arbeit an, die sie ernährt. Aber das Wichtigste ist, dass ich euch nicht will – ein paar talgweiche Burgjungen, denen im Leben noch nichts Schmerzhafteres zugestoßen ist als ein Klaps auf ihre rosa Ärsche, weil sie Kirschen geklaut haben. Macht, dass ihr verschwindet. Wenn es Krieg gibt, weil diese lästerlichen Heiden in Hernystir sich weiter dem Willen des Königs widersetzen oder der Verräter Josua wieder auftaucht, könnt ihr eine Mistgabel oder Sense führen wie die anderen Bauern – oder vielleicht sogar dem Heer folgen und die Pferde tränken, falls wirklich nicht genug Männer da sein sollten. Aber Soldaten, das werdet ihr nie! Der König hat mich nicht zum Befehlshaber seiner Wachen ernannt, damit ich Krabbelkinder hüte. Unteroffizier, zeig diesen Burgmäusen ein Loch, durch das sie abflitzen können.«
    Auf dem ganzen langen Weg zurück zum Hochhorst sprachen weder Simon noch Jeremias ein einziges Wort. Als Simon in seinem Alkoven hinter dem Vorhang allein war, zerbrach er sein Fassstockschwert über dem Knie. Er weinte nicht. Er würde nicht weinen.

    Es liegt etwas Merkwürdiges im Nordwind heute, dachte Isgrimnur. Etwas, das wie ein Tier riecht oder ein Sturm, der gleich losbrechen wird, oder beides … irgendetwas, das mir die Nackenhaare aufstellt.
    Er rieb sich die Hände, als sei die Luft kalt, was nicht der Fall war, und schob die Ärmel seines leichten Sommerwamses – in diesem seltsamsten aller Jahre um Monate zu früh angezogen – über den von dicken Adern durchzogenen alten Unterarmen zurück. Wieder ging er an die Tür und schaute hinaus, peinlich berührt, dass ein alter Soldat wie er die Ungeduld eines Backfischs an den Tag legte.
    Wo steckt bloß dieser verdammte Hernystir-Mann?
    Er machte kehrt, um sein Hin- und Herwandern wieder aufzunehmen, wäre fast über einen Stapel Urkundenkästen gestolpert und blieb stattdessen mit einer Stiefelschnalle an der untersten Rolle einer kleinen Pyramide aus Pergamenten hängen, die seinen ohnehinbeschränkten Bewegungsspielraum einengten. Vollmundig fluchend, bückte er sich gerade noch rechtzeitig, um den Aufbau am Einstürzen zu hindern. Gewiss war der verlassene Raum im Staatsarchiv – leergeräumt, damit die Schreibpriester dort ihre Elysiamess-Rituale durchführen konnten – der beste Ort, den man in der Eile für eine heimliche Zusammenkunft hatte finden können … aber warum konnten die Kerle zwischen ihren verdammten Klecksereien nicht wenigstens so viel Platz lassen, dass ein erwachsener Mann sich noch bewegen konnte?
    Der Türriegel klapperte. Herzog Isgrimnur, erleichtert, dass das Warten vorüber war, sprang vorwärts. Statt vorsichtig hinauszuspähen, riss er die Tür weit auf, fand jedoch nicht, wie erwartet, zwei Männer vor, sondern nur einen.
    »Gelobt sei Ädon, dass Ihr endlich kommt, Eolair !«, bellte er. »Wo ist der Escritor?«
    »Psst!« Der Graf von Nad Mullach hielt zwei Finger an die Lippen, trat ein und zog die Tür hinter sich zu. »Seid leiser! Der Erzbischof hält gleich nebenan in der Halle ein Schwätzchen.«
    »Und was geht mich das an?«, rief der Herzog, jedoch nicht so laut wie vorher. »Sind wir Kinder, dass wir uns vor diesem vertrockneten alten Eunuchen verstecken müssen?«
    »Wenn Ihr ein Treffen wolltet, von dem alle wissen«, erwiderte Eolair und setzte sich auf einen Hocker, »warum verbergen wir uns dann in einem Wandschrank?«
    »Es ist kein Wandschrank«, brummte der Rimmersmann, »und Ihr wisst ganz genau, warum ich Euch hierher bestellt habe und weshalb in der Inneren Feste kein Geheimnis sicher ist. Wo ist Escritor Velligis?«
    »Er fand, ein Schrank sei nicht der rechte Platz für die rechte Hand des Lektors«, lachte Eolair. Isgrimnur schwieg still. Wegen dessen geröteten Gesichts hielt er den Hernystirmann für betrunken oder zumindest für angeheitert. Am liebsten wäre er das auch gewesen.
    »Ich hielt es für wichtig, uns an einem Ort zu treffen, an dem man offen reden kann«, erklärte Isgrimnur

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