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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Akrobaten und die Bärenhatzen! Es ist so arg, wie es damals in den ärgstenZeiten von Crexis dem Ziegenbock gewesen sein soll!« Jetzt selbst rot im Gesicht, ballte Isgrimnur die Fäuste und stierte zu Boden.
    »In Hernystir« – Eolairs Stimme klang nach dem heiseren Ausbruch des Rimmersmanns sanft und melodisch – »sagen wir: ›Ein Hirte, kein Schlächter‹, und wir meinen damit, dass ein König Land und Volk wie eine Herde hüten und ihnen nur das nehmen soll, was er unbedingt braucht, dass er sie aber nicht ausbeuten darf, sodass ihm zum Schluss nichts anderes übrigbleibt, als sein eigenes Land aufzuessen.« Eolair sah hinauf zu dem kleinen Fenster und den Pergamentstaubkörnchen, die im schwachen Licht tanzten. »Das ist es nämlich, was Elias tut: Er isst sein Land auf, einen Bissen nach dem anderen, so sicher wie einst der Riese Croichma-Feareg den Berg bei Crannhyr verschlang.«
    »Und doch war Elias einmal ein guter Mann«, sagte Isgrimnur grübelnd, »viel umgänglicher als sein Bruder. Gewiss sind nicht alle Prinzen zum König geboren, aber mir scheint, dass hier mehr nicht stimmt, als dass einem Mann seine Macht nicht bekommt. Irgendetwas liegt verdammt im Argen – und es sind nicht nur Fengbald und Breyugar und ihresgleichen, die ihn in den Abgrund führen.« Der Herzog war wieder zu Atem gekommen. »Wir wissen doch, dass es dieser bösartige Bastard Pryrates ist, der ihm die seltsamen Raupen in den Kopf setzt und ihn nachts mit Lichtern und unheiligem Lärm da oben im Turm wachhält, sodass man manchmal den Eindruck hat, dass der König nach Sonnenaufgang überhaupt nicht weiß, wo er ist. Was kann Elias von so einem Hurensohn von Priester nur wollen? Er ist der König der bekannten Welt – was könnte ihm Pryrates darüber hinaus bieten?«
    Eolair, den Blick noch immer auf das Oberlicht geheftet, stand da und wischte sich mit dem Ärmel die Stirn. »Ich wünschte, ich wüsste es«, sagte er endlich. »Nun denn. Was also können wir tun?«
    Isgrimnur kniff die alten, wilden Augen zusammen. »Was hat Escritor Velligis gesagt? Schließlich ist es ein Dom der Mutter Kirche, den man mit Sankt Sutrin beschlagnahmt hat. Es sind Herzog Leobardis’ Nabbanai-Schiffe – neben denen Eures eigenen Königs Lluth –, die Guthwulf unter dem Vorwand der ›Pestgefahr‹ aus dem Reichshafen von Abaingeat gestohlen hat. Leobardis und LektorRanessin sind gute Freunde; sie herrschen über Nabban wie ein Monarch mit zwei Köpfen. Velligis muss doch irgendetwas im Namen seines Gebieters vorzubringen haben.«
    »Er hat viel vorzubringen, aber nur wenig zu sagen«, meinte Eolair und ließ sich wieder auf seinen Schemel fallen. Der helle Streifen Sonnenlicht war kleiner geworden, weil die sinkende Sonne den Durchlass teilweise versperrte, und der kleine Raum lag in noch tieferem Schatten. »Velligis behauptet, er wisse nicht, was Herzog Leobardis von diesem Piratenstück – drei Kornschiffe, ganz unverhohlen aus einem Hernystirhafen geraubt – hält. Was seinen Meister angeht, ist er vage wie stets. Ich glaube, Seine Heiligkeit beabsichtigt, den Friedensstifter zwischen Elias und Herzog Leobardis zu spielen und dadurch zugleich die Stellung Eurer ädonitischen Kirche hier am Hof zu stärken. König Lluth, mein Herr, hat mich beauftragt, als Nächstes nach Nabban zu reisen, und vielleicht werde ich dort die Wahrheit herausfinden. Ich fürchte aber, falls das wirklich sein Plan ist, irrt sich der Lektor: Denn wenn die Missachtung, mit der der König und seine Ohrenbläser Velligis behandelt haben, überhaupt auf etwas hindeutet, dann darauf, dass der König sich unter dem breiten Schatten der Mutter Kirche noch unbehaglicher fühlt als sein Vater.«
    »So viele Pläne!«, stöhnte Isgrimnur. »So viele Intrigen … Mir wird ganz schwindlig. Ich bin kein Mann für so etwas. Gebt mir ein Schwert oder eine Axt und lasst mich Schläge austeilen!«
    »Ist das der Grund dafür, dass Ihr Euch in Wandschränke zurückzieht?«, lächelte Eolair und zauberte aus seinem Mantel einen Schlauch mit Sauerhonigmet. »Es sieht nicht so aus, als gäbe es hier jemanden zum Verprügeln. Ich finde, Ihr nehmt Euch auch in Eurem fortgerückten Alter als Intrigant recht gut aus, ehrwürdiger Herzog.«
    Isgrimnur runzelte die Stirn und nahm den angebotenen Schlauch. Er ist selber ein geborener Intrigant, unser Eolair, dachte er. Ich sollte zumindest dankbar sein, dass ich jemanden habe, mit dem ich reden kann. Trotz seines ganzen

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