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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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taub sein, da er sie nicht gehört hatte. Doch wenn sich Ben ihm noch weiter näherte, würde er bestimmt entdeckt werden. Leise zog er sich wieder um die Ecke zurück. Ein Glück, dass der Bursche ein knallrotes Livree trug und
kein grünes wie die Hausdienerinnen, so hatte Ben ihn auch im Dunkeln sofort gesehen. Er schlich zurück zu Aiphyron und berichtete ihm von der Wache.
    »Lass mich mal sehen«, flüsterte Aiphyron und schlängelte sich um die Ecke. Es war unglaublich, wie leise sich ein so großes Geschöpf bewegen konnte, beinahe geräuschlos. Wie eine Katze auf Beutejagd schlich er an der Wand entlang. Langsam schob er den Kopf um die Ecke. Ben atmete auf, als keine Wache Alarm schrie. Aiphyron hatte sich selbst von der Lage überzeugt, jetzt konnten sie gemeinsam einen Plan entwerfen, wie sie in den Stall kämen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
    In diesem Moment sprang der Drache knurrend um die Ecke. Nein, verdammt!
    Lautlose Flüche auf den Lippen, raste Ben ihm nach.
    Aiphyron hatte den Wächter mit der Klaue umschlossen und schüttelte ihn. »Feuermensch! Gesteh, du bist ein Feuermensch! Willst wohl friedfertige Drachen anzünden, was!«
    Der Bursche im roten Livree wurde wild gebeutelt, war aber viel zu verdattert, um irgendwas zu rufen oder sich zu wehren. Vielleicht hatte er an der Wand gelehnt und gedöst und war noch gar nicht richtig wach.
    »Gesteh schon, Feuermensch! Wolltest die ganze Stadt abfackeln, was?!«
    »Ruhig, Aiphyron«, zischte Ben und trat dem Drachen in die Seite. Das konnte doch nicht wahr sein, dass er genau jetzt wieder mit diesem Unsinn anfing!
    »Ruhe da unten!«, brüllte irgendwer aus dem Palast heraus.
    Aiphyron hielt sich den Burschen prüfend vor das Auge, und der Wächter gluckste etwas Unverständliches. Weder Rauch noch Feuer kamen ihm aus Mund oder Nase.

    »Hm. Kein Feuermensch, was?«, stellte der Drache fest. »Dann zieh dich doch nicht so missverständlich an.«
    Der Bursche gluckste wieder, und Aiphyron setzte ihn auf den Boden und gab ihm einen Klaps auf den Hintern. Japsend rannte der Bursche in den Hof nach vorn.
    »Ganz toll«, giftete Ben. »Und jetzt? Warten wir auf die anderen Wachen, und schaust du dann, ob es Feuermenschen sind, oder was?«
    »Pah«, brummte Aiphyron und sprang mit einem gewaltigen Satz über den Stall hinweg.
    Ben fluchte und rannte außen herum. Vom Hof her waren nun die rennenden Schritte mehrerer Stiefelpaare zu hören, und eine schrille Stimme schrie: »Alarm!«
    Der ganze schöne Plan dahin, nur weil sich Aiphyron nicht zusammenreißen konnte!
    Der Drache packte die beindicken Gitterstäbe mit seinen Klauen und riss sie einfach aus der Verankerung, immer gleich drei oder vier auf einmal.
    Ben sprang hinzu und zischte in die Dunkelheit im Stall: »Schilfrücken, ich bin’s. Wir sind hier, um dich zu holen, um dir deine Flügel zurückzugeben.«
    Schilfrücken kam herbeigewatschelt, und Ben fasste ihn an den Schulterknubbel, während Aiphyron die letzten Gitterstäbe herausriss. Sofort spürte Ben das Pulsieren, und der Drache brummte zufrieden.
    »Ganz ruhig«, murmelte Ben. »Aiphyron trägt dich hier raus.«
    Schreie und schwere Schritte stürmten heran, immer lauter wurde das Gebrüll. Es waren sicherlich mehr als drei Wächter.
    »Tu was! Spei Feuer!«, blaffte Ben Aiphyron an. Der Drache
hatte es schließlich verbockt, sollte er es auch wieder hinbiegen!
    »Nein, kein Feuer«, knurrte Aiphyron und schleuderte die Gitterstäbe, die er in der Hand hielt, nach den Heranstürmenden. Ben konnte in der Dunkelheit und zudem hinter dem Stall rein gar nichts sehen, doch ein Mann schrie voller Schmerz auf, andere vor Schreck. Die Stäbe, die mindestens einen der ihren getroffen hatten, waren bestimmt vier Schritte lang. Kein Mensch konnte einen davon werfen, schon gar nicht vier auf einmal.
    »Ich hab es doch gesagt, ein Drache«, jammerte eine dünne Stimme.
    »Holt Ritter herbei!«, brüllte jemand. Mehrere Fußpaare trampelten davon.
    »He! Nicht alle zusammen!« Die Stimme des Rufers zitterte jetzt ein wenig. Er schien allein geblieben zu sein, zusammen mit dem Mann, der immer noch vor Schmerz fluchte.
    Ritter würden nicht so schnell fliehen. Ritter würden überhaupt nicht fliehen.
    Aiphyron packte Schilfrücken mit seinen Klauen und presste ihn sich an den Bauch. Schilfrücken klammerte sich fest, und Ben sprang auf Aiphyrons Rücken. Dieser murrte und stöhnte unter dem Gewicht und breitete die Flügel aus. Mühsam erhob er

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