Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
einige Querstraßen weiter wieder aufsah, überholten ihn vier schwer bepackte Diener, die von einer Reise in den Süden schwärmten und fluchten, dass sie nicht mit durften. Ein Passant nach dem anderen überholte ihn, manche schüttelten den Kopf, die meisten ignorierten ihn. Gesprächsfetzen umwehten ihn, huschten an seinen Ohren vorbei und wurden von ihm ignoriert. Kaum zwei vollständige Sätze hörte er, dann waren die Sprecher schon wieder aus seiner Hörweite verschwunden. Er war wirklich zu langsam für diese Stadt. Dann zogen sogar zwei Stadtwächter an ihm vorbei, obwohl der eine hinkte und der andere O-Beine hatte.
    »Das hat er wirklich gesagt?«, fragte der Hinkende mit knarzender Stimme.
    »Ganz sicher. Ich kenne Leon seit Jahren, er würde mich nicht belügen. Und er war bei der Befragung selbst dabei. Zwar musste er schwören, das Gehörte niemandem zu verraten, aber - wie gesagt - wir kennen uns seit Jahren. Und ich halte ja meine Fresse, da kann er sich drauf verlassen. Ich sag’s nur dir, und du kannst schweigen, das weiß ich.«
    Ben schüttelte belustigt den Kopf und sah den beiden nach, wie sie weitereilten. Wenn in Falcenzca alle so dachten, war das keine gute Stadt für Geheimnisse.
    »Von mir erfährt keiner, was der Ketzer gesagt hat«, versicherte der Hinkende.
    Der Ketzer? Sofort beschleunigte Ben seinen Schritt, er musste in Hörweite bleiben.

    »Natürlich ist das alles Unsinn, Irrglaube und leere Drohungen. Deshalb wollen sie ja auch nicht, dass die einfachen Bürger und Bediensteten davon erfahren, die werden nur panisch.«
    »Sind ja leicht zu verängstigen. Aber ehrlich gesagt, wenn das wahr wäre, würde ich mir auch in die Hosen machen. Und zwar gewaltig.«
    »Ja.« Der Wächter mit den O-Beinen lachte. »Aber wer nimmt schon die Worte eines Verurteilten für bare Münze? Er wollte nichts weiter, als uns Angst machen. Wir haben den König der Drachen, und wir werden ihn unterwerfen. Er wird eure Stadt niedertrampeln wie die Puppenhäuser einer verwöhnten Prinzessin. Er wird eure Häuser im Ganzen verschlingen, denn sein Rachen ist so groß wie eure Paläste. Alle werdet ihr sterben! Wer nimmt das schon ernst? Niemand hat je von einem solchen Drachen gehört, und keine Folter brachte ihn dazu, den Aufenthaltsort dieses angeblichen Königs der Drachen zu verraten. Diese verfluchten Ketzer haben gar nichts!«
    »Gar nichts«, wiederholte der Hinkende mit einem Lachen, das beinahe selbstsicher klang. »Mit so einem Unsinn muss man wirklich niemanden ängstigen. Die armen Kinder glauben das ja noch.«
    »Die Tochter meines Bruders bestimmt«, sagte der erste Wächter und begann ausgedehnt von einer langweiligen Familienfeier zu erzählen.
    Ben ließ sich wieder zurückfallen und suchte sich den Weg zum Tor hinaus. Der König der Drachen? Er musste Aiphyron dringend fragen, ob an dieser Geschichte etwas dran sein konnte.

HINTER GITTERN
    B ei Sonnenuntergang saßen Ben und Aiphyron in der Ruine zusammen und aßen roh, was der Drache den Tag über gefangen hatte. Ben hatte ihm alles berichtet, und sie hatten beschlossen, es heute Nacht zu wagen.
    »Ein Drache hinter Gittern!«, knurrte Aiphyron zum hundertsten Mal. Er war kaum zu bändigen gewesen, als er von der Gefangenschaft erfahren hatte und hatte sofort zu Schilf rückens Rettung losstürmen wollen - obwohl er wusste, dass sie tagsüber kaum Aussichten auf Erfolg hatten. Es gab zu viele Ritter in der Stadt. Doch er verabscheute Gitter fast ebenso sehr wie Feuer.
    Ben erzählte auch von dem Gespräch der Stadtwächter, das er belauscht hatte.
    »So ein Unsinn!« Aiphyron schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Könige. Jeder ist sein eigener Herr.«
    »Und was ist mit der sagenhaften Größe?«
    »Na ja, ein bisschen übertreibt man natürlich, wenn man jemandem Angst machen will.«
    »Ein bisschen? Ein Rachen so groß wie ein Palast? Schau dir doch deinen an.«
    »Es geht doch nicht um meinen.« Aiphyron schnaufte. »Natürlich bin ich größer als die meisten von uns, aber ich kannte früher einen Drachen, der war bestimmt vier- oder fünfmal so groß wie ich.«
    Ben starrte Aiphyron an. Bei ihrer Höhle hatte er ihn aus Langeweile und einer Laune heraus gemessen, er war dreizehn
Schritt lang, und die ausgebreiteten Flügel spannten sich sogar noch deutlich weiter! Das Vier- oder Fünffache? Das waren... furchtbar viele Schritte.
    »Wo gibt es denn einen so großen Drachen?«
    »Im Meer, er lebt irgendwo im Meer. Geboren wurde

Weitere Kostenlose Bücher