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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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knurrte als des Königs Wachhunde. Doch so sahen sie wieder einigermaßen frisch aus, zumindest frisch genug, dass der Wirt von der Fetten Wildsau sie ihm abnahm. Von dem Geld kaufte er sich einen Kanten Brot und ein ordeutliches
Stück Käse, das er auf der Wiese vor dem Schulgebäude verzehrte.
    Durch die geschlossenen Fenster konnte er nicht hineinblicken, doch er sah, wie Priester Habemaas irgendwann mit ernster Miene das Gebäude verließ, und grüßte ihn mit vollem Mund. Hellwahs Diener schien ihn jedoch nicht bemerkt zu haben, er eilte einfach weiter. Ben blieb in der Sonne sitzen. Er hatte Zeit, denn Yanko schwitzte wie alle Jungen noch in der Schule.
    Oder wie fast alle Jungen, denn plötzlich rannte der kleine Nydhas auf den Tempelplatz, ein schmächtiger Stumpen, neun oder zehn Jahre alt, und immer ganz vorne mit dabei, wenn es darum ging, den Leinenball zu treten.
    Ein Junge, der niemals ruhig sitzen konnte, und der jetzt an Ben vorbeijagte und brüllte: »Drachenritter! Ein Drachenritter ist da!«
    Ben brauchte einen Moment, um den Satz wirklich zu begreifen, dann sprang er auf. »Was? Wo?«
    Aber Nydhas war schon an der Schule vorbei, rannte über die buckligen grauen Pflastersteine und schrie wieder: »Ein Drachenritter ist da!«
    Türen öffneten sich auf beiden Seiten der leicht abschüssigen Straße. Ben wartete nicht weiter ab, dass sich die Schulpforten öffneten, sondern eilte in die Richtung, aus der Nydhas gekommen war - dort musste der Drachenritter doch irgendwo sein.
    Ein Drachenritter!
    Endlich doch ein Drachenritter! Wenn das Ganze kein Scherz war. Wenn es stimmte, wollte er jedenfalls der Erste sein.
    Als er den Marktplatz erreichte, standen schon jede Menge
Knechte und Mägde herum, auch Yankos Vater entdeckte Ben in der rasch wachsenden Menge, andere Handwerker und ihre Frauen ebenso und auch den kahlköpfigen Gastwirt aus der Fetten Wildsau . Viele Augen glänzten, Münder standen offen, und selbst das verhärmte Antlitz eines greisen Knechts strahlte wie ein beschenkter Junge. Auf all diesen Gesichtern stand die Hoffnung, die mit einem Drachenritter das Ende der Abgeschiedenheit Trollfurts verband. Erst der neue Minenbesitzer, und so kurz darauf ein Ritter des Ordens! Es würde wieder bergauf gehen mit Trollfurt, nervöse, ausgelassene Vorfreude auf bessere Zeiten lag greifbar in der Luft.
    Um eine würdevollere und angemessen zurückhaltende Freude bemüht, stand der gut genährte Bürgermeister Odhulan vor der Menge und hatte eine Haltung eingenommen, mit der er nach Byassos Worten immer repräsentierte. Er hatte sich mit strahlendem Gesicht und stolz gereckter Brust zwischen Dagwarts Standbild und einem verstaubten Planwagen postiert, auf dessen Kutschbock eine junge Frau mit tiefschwarzen, gelockten Haaren saß. Ihre Lippen waren dunkelrot geschminkt, die Augenlider himmelblau, und an den Ohren baumelten große runde Silberringe, die beinahe bis zu den Schultern hinabreichten. Sie lächelte. Ihre weiße Bluse war eng geschnitten, und zwischen den deutlich erkennbaren Brüsten hing ein glänzender hellblauer Stein.
    Direkt am Planwagen stand ein riesiger Mann, der den Bürgermeister neben sich um beinahe eine Haupteslänge überragte. Der Mann trug die rote Tunika der Drachenritter, auf deren Brust ein eingewobener sonnengelber Drachenkopf prangte. Sein Gesicht war kantig und von einer großen Hakennase beherrscht, die dunkelbraunen Haare kurz geschoren. Die Arme des Ritters wurden von Ärmeln aus dünnem weißen
Stoff bedeckt, sie waren so dick wie Bens Oberschenkel, deutlich zeichneten sich die Muskeln unter dem engen Stoff ab. Über den linken Handrücken verlief eine lange rote Narbe. Der Mann hätte seinen Wagen wahrscheinlich selbst ziehen können, so beeindruckend stark sah er aus, doch es waren zwei dunkle Pferde an die Deichsel gespannt.
    Eigentlich hatte sich Ben einen Drachen erhofft, aber auch auf den zweiten Blick blieben es nur Pferde. Doch das änderte nichts daran, dass ein leibhaftiger Drachenritter gekommen war. Bens Hände schwitzten, und sein Mund wurde ganz trocken.
    »Herzlich willkommen in Trollfurt, Herr Narfried«, intonierte der Bürgermeister feierlich, und der Ritter dankte ihm. Kurz darauf hieß der Bürgermeister ihn erneut herzlich willkommen, als noch weitere Trollfurter herbeigeströmt waren, hoffnungsvoll, neugierig und mit verschmierten Händen, so dass man an dem Teig zwischen den Fingern oder dem Ruß erkennen konnte, von welcher Arbeit sie

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