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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufhören zu grinsen. Er spürte das Blut durch seine Adern pumpen und fühlte sich lebendig. War es wirklich so einfach? Einmal in die Luft geworfen, und man war glücklich?
    »Noch mal!«
    Aber Aiphyron schüttelte den Kopf. Aufmerksam sah der Drache ihn an. »Später. Jetzt hör mir mal zu. Du hast mir ja einen eurer Mythen erzählt, die ihr über Generationen vererbt. Wir Drachen kennen solche Mythen nicht, wir haben keine Generationen, und wir werden alt, viel älter als ihr. Dennoch haben wir natürlich Anekdoten und Geschichten, die ein Drache dem anderen berichtet, und es sind viele Geschichten aus allen Gegenden der Welt, denn nur wenige von uns sind für eine längere Zeit sesshaft, und mit Flügeln kommt man
weit herum. Manche von den Geschichten handeln auch von Menschen, wenn auch meist nur am Rande, und eine davon möchte ich dir jetzt erzählen.
    Vor vielen Jahren, als die gigantischen Vorväter der Trolle noch nicht zu Feuersteinen zerfallen waren und die großen Gebirge beherrschten, machten sie Jagd auf Drachen. Sie konnten mit Felsen und Eis verschmelzen, so dass selbst unsere scharfen Augen sie nicht zu entdecken vermochten, und so lauerten sie nahe der Gipfel auf uns. Stets banden sie drei riesige Felsbrocken mit langen Schnüren zu einer Bola aneinander und warfen diese nach uns, mehrere hundert Schritt weit konnten sie diese werfen, und so holten sie immer wieder einen Drachen vom Himmel, zerbrachen seine Flügel und fraßen ihn roh. Und zum ersten Mal empfanden Drachen Angst.
    Die Vorväter der Trolle höhnten, kein Drache würde fortan mehr eines ihrer Gebirge im Flug überqueren. Natürlich hätten wir die Gebirge ohne Not umgehen können, doch niemand sagt einem Drachen, was er zu tun und was er zu lassen hat. Und so stürmte der erste Drache los, um sich seine Freiheit zu beweisen, doch er wurde vom Himmel geholt und aufgefressen. So erging es auch dem zweiten und dem dritten, dem vierten und dem fünften. Und schließlich wagte es keiner mehr. Jahre zogen ins Land, und kein Drache überquerte fortan ein Gebirge, und alle Drachen wurden darüber von großer Schwermut ergriffen. Es war, als hätten die Vorväter der Trolle ihnen die Flügel gestutzt.
    Da wurde ein Drache geboren, der hieß Firbentorh und flog schneller als alle anderen und tobte mit den Wirbelstürmen um die Wette. Und er erkannte, dass die Drachen erst wieder glücklich und frei sein würden, wenn einer von ihnen ein Gebirge überquerte.

    >Ich werde es tun<, sagte er also und machte sich auf. Nicht in der Nacht, sondern am helllichten Tag, damit ihn jeder sah, und er rief auch noch nach den Vorvätern der Trolle.
    >Ein Drache!<, grölten diese vor Freude, denn sie hatten schon lange keinen mehr gesehen. >Was willst du?<
    >Ich will über euer Gebirge fliegen.<
    >Ha!<, riefen diese. >Du brauchst nicht zu betteln, wir lassen dich nicht!<
    >Ein Drache bettelt nicht!<, erwiderte Firbentorh. >Ich wollte mich nur überzeugen, dass ihr auch nicht schlaft und meinem Flug über das Gebirge zusehen könnt.<
    Ein Aufschrei antwortete ihm, und wilde Trommeln riefen alle Vorväter der Trolle zur Aufmerksamkeit. Firbentorh lachte auf, und als die Sonne am höchsten stand, begann er seinen Flug. Er tauchte zwischen die Berge, ließ sich von den Winden über eisbedeckte Gipfel tragen, stürzte waghalsig in Schluchten und raste im Zickzack voran. Riesige Bolas und Felsen sausten an ihm vorbei, die Vorväter der Trolle warfen gar mit brennenden Bäumen nach ihm, und einer schleuderte sogar seine Trommel und streifte damit seinen Flügel. Doch Firbentorh unterdrückte den Schmerz und raste weiter. Die Vorväter der Trolle heulten vor Wut und Enttäuschung und warfen immer wilder nach ihm. Ganze Hagelstürme aus Gestein und primitivem Werkzeug prasselten auf Firbentorh nieder, doch er schlängelte sich zwischen ihnen hindurch. Hin und wieder musste er schließlich doch einen Treffer einstecken, und er wurde müde.
    Am Ende des Gebirges wartete nun der König der Vorväter der Trolle auf ihn, und er schleuderte seine Bola mit scharfkantigen Kristallen nach ihm. Firbentorh warf sich zur Seite und konnte mit knapper Not verhindern, dass sich die wirbelnden
Taue um seinen Körper wickelten und er in die Tiefe gezogen wurde. Doch einer der riesigen Kristalle zerschmetterte ihm den linken Flügel, so dass dieser nur noch hilflos in der Luft hing. Firbentorh stürzte, doch sein Schwung war so groß, dass er auch noch über die letzte Bergkette

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