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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Magie in Toteneichen, Wasserfeen oder auch dem Blausilber steckte. Die Welt war von ihr durchdrungen, und manchmal formte sie sich eben zu einer bestimmten Gabe aus. Im Kleinen steckte sie in jedem, doch manchmal befähigte
sie jemanden, wirklich Außergewöhnliches zu tun. Nur selten konnte man die Magie sehen wie das Schimmern von Blausilber.
    Zahlreiche Männer und Frauen hatten versucht, die Magie mit Hilfe einer Zauberwurzel aus der Erde zu ziehen und für sich zu nutzen. Seit Jahrhunderten mühten sich diese Alchimisten, eine Wurzel der Weisen herzustellen, mit deren Hilfe auch ein Mensch die Magie aufnehmen konnte. Doch bislang vergeblich, soweit Ben wusste. Er hatte nur von Menschen gehört, die ihre Gabe von Geburt an besaßen. Von einer zierlichen Frau, die stark genug war, ein Pferd zu tragen, von einem Mann, dem das Wasser unter den Füßen zu Eis gefror, einem Mädchen, das mit Käfern reden konnte und zahlreichen anderen. Nie hatte er sich gefragt, woher diese ihre Gabe hatten, es war nicht wichtig. Wichtig war nur, was sie damit vollbrachten.
    Doch jetzt, wo er selbst über eine Gabe verfügte, wollte er wissen, woher und warum, und ob es etwas mit seinem verschollenen Vater zu tun hatte. Auch wenn jede Geschichte über einen Gabenträger betonte, dass sich die Magie einfach jemanden aussuchte. Die ursprüngliche, ungebundene Magie war unberechenbar, und so folgte sie auch keinen Regeln, wenn sie jemanden mit einer Gabe beschenkte. Für Menschen, die sich gern an Gesetzmäßigkeiten klammerten, war dies unbefriedigend, und auch Ben brauchte lange, bis er seine Fragen unterdrücken konnte. Die Priester nannten die Gaben auch Hellwahs Geschenk, doch Ben wusste nicht, weshalb der Sonnengott gerade ihm ein solches Geschenk machen sollte.
    Er wandte sich damit nicht an Aiphyron, sondern grübelte schweigend; seit Jahren war er es gewohnt, Fragen für sich zu behalten. Letztlich tat er das Woher und Warum doch mit
einem Schulterzucken ab und hoffte, dass er sich richtig entschied, Aiphyrons Flügel wieder wachsen zu lassen, dass Samoths Fluch wirklich eine Legende war und der Drache auch mit zwei gesunden Flügeln sein Freund blieb und nicht zum Menschenfresser wurde.
     
    Am späten Nachmittag, als der Fluss im schwindenden Sonnenlicht träge dahinfloss, sahen sie die Baumstämme wieder vor sich, wie sie kreuz und quer auf den Wellen tanzten. Rasch holten sie auf, viel zu rasch, bis sie bemerkten, dass es daran lag, dass sich die Stämme nicht von der Stelle bewegten. Sie wurden irgendwie festgehalten. Aiphyron paddelte sofort gegen die Strömung an, so dass auch er und Ben auf der Stelle blieben und sie erst einmal beobachten konnten, was siebzig oder mehr Schritt vor ihnen geschah.
    »Sie haben ein Netz gespannt, um die Stämme hier abzufangen und aus dem Fluss zu holen.« Ben deutete auf ein schweres Seil, das links und rechts am Ufer befestigt war und an dessen Unterseite ein grobmaschiges Netz zu erahnen war. Mehr war auf diese Entfernung nicht zu erkennen. Rechts zwischen den Bäumen lugte die Ecke einer Hütte hervor, eine Gestalt saß in der Nähe des Seils am Ufer und starrte auf die Stämme.
    »Wollen wir an Land und zu Fuß daran vorbei?«, fragte der Drache, aber Ben schüttelte den Kopf und deutete zu der Gestalt.
    »Wahrscheinlich hat er uns schon gesehen. Und er sollte nicht unbedingt deinen Flügel auch noch erkennnen.«
    »Was kümmert das einen einzelnen Holzfäller? Der ist doch froh, wenn er nicht gefressen wird. Und bis der wieder unter Menschen kommt...«

    In diesem Moment traten drei weitere Personen zu der sitzenden Gestalt. Zwei trugen Kettenhemden, die in der Sonne glitzerten, und darüber rote Umhänge mit einem bunten Wappen. Einer von ihnen deutete in den Wald, kurz darauf trat noch jemand herbei, ein fetter Kerl mit nacktem Oberkörper, der einen Kopf größer war als die anderen. Aufgeregt sprachen sie aufeinander ein. Dabei achtete keiner auf den Fluss, sie hatten Ben und Aiphyron noch nicht entdeckt.
    »So allein ist der Holzfäller gar nicht«, zischte Ben. Ihm gefielen die Gerüsteten mit den Wappen gar nicht. Gehörten sie zum Drachenorden? Suchten sie nach ihm? Das Wappen konnte er auf die Entfernung nicht erkennen. So schnell konnten sie seinetwegen nicht hierhergelangt sein, doch es war bestimmt besser, nicht von ihnen gesehen zu werden. Weder er noch Aiphyrons Flügel. »Lass uns vorsichtig ein Stück zurückschwimmen und weiter oben an Land gehen. Im Dunkel der

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