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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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geändert«, schlug Nica vor und drückte Ben rasch den Schlüssel wieder in die Hand. »Ist deiner, du hast ihn gefunden.«
    Langsam schob Ben ihn in die tiefe rechte Tasche seiner abgeschabten und mit zahlreichen bunten Flicken übersäten Hose. Zum ersten Mal im Leben besaß er etwas Wertvolles, abgesehen von dem Blausilber, das sie in der Mine eingesteckt hatten, doch er konnte sich nicht freuen. Zu viele Geschichten von armen Tölpeln kannte er, die einen Zauber gebrochen hatten und daraufhin von seiner freien Magie besessen wurden. Oder sie wurden von einem Fluch getroffen, der den
Zauber schützte. Ben hatte von Frauen gehört, denen riesige Warzen auf den Augenlidern wuchsen, so dass sie diese nicht mehr öffnen konnten, wie auch von einem Bauer, über dessen Feldern es nicht mehr geregnet hatte, selbst wenn über die Äcker seiner Nachbarn das stürmischste Gewitter hinwegfegte, nur weil er ihren Fruchtbarkeitszauber vor lauter Neid aus dem Boden gerissen hatte.
    Die Erde um den Schlüssel herum war tiefschwarz und trocken gewesen, und der Tod trocknete die Dinge aus. Was war das für ein Zauber?
    Ben fluchte und stapfte mit seinen Freunden durch die Ruine, doch sie bemerkten nichts, was sich seit dem Fund verändert hatte. Noch immer dösten kleine gelbe Salamander auf den Mauerresten und huschten davon, wenn sie ihnen zu nahe kamen. Eine silberne Libelle, auf deren Flügeln sich die wechselnden Grüntöne der Blätter spiegelten, tanzte durch die Ruine, und weder sie noch andere Tiere noch die dämmernden Drachen wirkten nervös. Nirgendwo hatte sich eine bislang verborgene Tür geöffnet, kein Keller voller Schätze war plötzlich erschienen. Auch stürzten die alten Mauern nicht ein, sie standen fest, auch ohne dass der Schlüssel in der Erde ruhte. Irgendwo rieselte ein wenig grauer Mörtel zu Boden.
     
    Mit Sonnenuntergang waren letztlich die meisten Bedenken verflogen, und als sich Yanko und Nica in das Turmzimmer zurückzogen, waren die beiden bester Laune, lachten und alberten herum. Nica wirkte ausgelassen wie nie seit dem Tod ihres Vaters. Bislang hatte sie Ben nicht darauf angesprochen, worüber er sehr dankbar war. Schließlich war er es gewesen, der ihn mit der als Waffe geschwungenen Fackel getroffen,
in Brand gesteckt und in den Drachenschlund gestoßen hatte. Auch wenn der Drache Nicas Vater aus- und gegen die Wand gespuckt hatte, hatte doch Ben seinen Tod eingeleitet.
    Tagsüber wusste er, dass es richtig gewesen war, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hatte, den mordgierigen und besessenen Ketzer zu stoppen, doch oft genug träumte er deswegen noch immer schlecht, denn nachts schlief sein Verstand. Dann sah er sein von Wut und Hass verzerrtes Gesicht, den Schmerz und die Überraschung, als er mit voller Wucht von der Fackel getroffen wurde. Viel deutlicher als in jener Nacht hörte er den Schädelknochen knirschen und den dumpfen Aufprall gegen die Felswand. Manchmal erwachte Ben davon, riss japsend die Arme hoch, um einen Angriff abzuwehren, einen Angriff, der nicht kam.
    Ben sah Nica und Yanko nach, wie sie Hand in Hand zu ihrem Schlafplatz schlenderten, auch wenn er in der Dunkelheit nicht mehr als grobe Schatten erkannte. Dann stapfte er zu seiner Decke, die er am anderen Ende der Ruine ausgebreitet hatte. Er wollte die beiden nicht hören, solange er allein daneben liegen musste, ihr Getuschel, die Küsse und Berührungen. Er wollte nicht neben diesen Geräuschen liegen und sich einsam fühlen. Für einen Moment dachte er an die schöne Anula, die er in Falcenzca kennengelernt und anfangs für eine rüschennasige Rinnsteinschnepfe gehalten hatte. Die er belogen und getäuscht hatte, um den Drachen Juri zu befreien, die ihn dann jedoch so intensiv angesehen hatte, dass er es nicht vergessen konnte. Leichtfertig hatte er versprochen, sie zu besuchen, wenn er erneut nach Falcenzca käme, doch seit Wochen war er nicht in die Stadt hinübergelaufen. Jetzt wünschte er sich, sie wäre hier bei ihm.
    Dann bemerkte er, wie sich die Drachen erhoben. Alle drei
breiteten die Flügel aus, auch die von Juri waren in den letzten Wochen dank Bens außergewöhnlicher Gabe vollständig nachgewachsen, und seit gestern konnte er wieder fliegen. Ben war ein Drachenflüsterer, und das bedeutete, er verfügte über die Kraft, Drachen zu heilen, indem er ihnen die Hände auflegte. Sogar abgeschlagene Körperteile wuchsen unter seiner Berührung wieder nach, nur den Tod konnte er nicht rückgängig

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