Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
Vom Netzwerk:
aber sie fühlte sich richtig an. Zieh die Hochzeit vor, selbst wenn es sich nur um einen Tag handeln sollte. Schrei es in die Welt hinaus. Die Fronten sollen geklärt sein. Sollen sich seine Feinde ruhig vor aller Welt formieren, wo er sie sehen konnte. Antros hätte dasselbe getan, und Shezira ebenfalls. So soll es sein. Hyram drehte sich um und trat aus dem Kreis der knienden Priester.
    »Es soll Menschen geben, die hier sogar Trost finden. Vielleicht erinnert Ihr Euch?«, murmelte Aruch, als Hyram an ihm vorbeischritt.
    Hyram schnaubte. »Einigen mag es gelingen, anderen nicht. Der Ausgang wird interessant sein, nicht wahr?«
    »Euer Wille geschehe, Lord Hyram. Euer Wille geschehe.«
    Als Hyram aus der Glaskathedrale eilte, erhoben sich die Priester lautlos und kehrten in die Schatten zurück.

51
     
    Wiedergeburt
     
    S ie ließen die Wagen brennend zurück. Die Soldaten waren alle tot und zerquetscht. Nadira beobachtete, wie die Leichen zu winzigen Punkten zusammenschrumpften und schließlich selbst die Rauchwolken nicht mehr zu sehen waren. Sie hatte überlebt, und das erfüllte sie mit Stolz. Sie hatte einen Ehemann gehabt, vier Kinder, die Pocken. Sie hatte sich im Seelenstaub verloren, war von Drachen angegriffen und von ihren Reitern vergewaltigt worden, und hatte alles überlebt. Sie dachte lange über das Überleben nach, während die Drachen weiterflogen, und sie dachte über den Soldaten nach, den sie getötet, dem sie mit einem Stein den Kopf zertrümmert hatte, bis nichts mehr von seinem Gesicht übrig gewesen war. Ein sonderbares Gefühl war zurückgeblieben, eine innere Leere, die sie nicht einordnen konnte.
    Sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wo genau sie sich befanden, abgesehen davon, dass sie immer noch irgendwo im Weltenkamm herumflogen. Die Berge, an die sie gewohnt war, erinnerten sie an riesige, hoch aufragende Monster, die sich böse Blicke zuwarfen, allerdings durch tiefe, breite Täler einen gebührenden Abstand wahrten. Hier hingegen schien alles zusammengequetscht zu sein. Die Gebirge drängten sich dicht aneinander, stapelten sich zuweilen gar übereinander. Die Täler glichen schmalen Schluchten. Niemand konnte hier leben. Das jedenfalls glaubte Nadira, bis sie das Dorf sah.
    Schneeflocke und der Aschgraue flogen darüber hinweg, drehten dann ab und schnellten in die Höhe. Nadira konnte ihre fieberhafte Aufregung spüren. Kein einziger Gedanke drang zu ihr, doch sie wusste, dass die Tiere gefunden hatten, wonach sie suchten. Die Drachen verbrachten den restlichen Tag mit Jagen, fraßen sich voll und rollten sich anschließend auf einem winzigen Felsvorsprung zum Schlafen zusammen. Nadira lehnte sich zaghaft an Schneeflockes Schuppen. Die Luft hier oben war bitterkalt, doch an manchen Stellen war das Tier viel zu heiß, um es zu berühren.
    Kemir stand auf, spannte den Bogen und verschwand. Sie verstand Männer wie Kemir. Er war stark. Er brachte das Essen nach Hause. Er hielt sie am Leben und gab ihr ein Gefühl der Sicherheit, und im Gegenzug blieb sie in seiner Nähe. Wenn er sie bat, schloss sie die Augen, stellte sich vor, sie sei weit weg, und gab sich ihm hin. Soviel Nadira wusste, hatte die Welt für eine Frau wie sie nicht mehr zu bieten, und das hier war das Beste, was sie von ihrem Leben erwarten konnte. Sie sollte sich glücklich schätzen.
    Eine Stunde später kam Kemir mit leeren Händen zurück, sah sie an, zuckte entschuldigend mit den Schultern und verschwand dann wieder. Nach einer Weile rappelte sie sich auf und folgte ihm. Er stand am Rand des Felshangs und blickte zu den gegenüberliegenden Bergen. Fernab von den Drachen spürte Nadira, wie sich die eisige Luft rasch einen Weg durch ihre Kleidung bis zu ihrer Haut bahnte. Zitternd schmiegte sie sich an Kemir.
    »Hier oben gibt es keine Nahrung«, sagte er. »Wir werden heute Nacht mit leerem Magen zu Bett gehen.«
    Er sprach nicht viel, und normalerweise war sie froh darüber. Die Drachen redeten sogar noch weniger. Manchmal sagte die Weiße etwas zu ihr. Der Schwarze redete, als existierten sie überhaupt nicht. Anfangs hatte es Nadira mit großer Angst erfüllt, dass sie die Tiere in ihrem Kopf hören konnte. Jetzt erwachte in ihr ebenfalls eine unsägliche Wut, wenn die Drachen in Zorn gerieten. Abgesehen davon nahm sie kaum etwas wahr. Sie waren eine schweigsame Gesellschaft. Ihr gefiel das, nicht jedoch an diesem Abend.
    »Hunger ist für mich nichts Neues. Das hier ist es, nicht wahr? Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher