Der Drachenthron: Roman (German Edition)
sich geschwind um und nahm seine Hände in ihre.
»Lass es dort. Ich möchte uns mit den Augen des Drachen beobachten.«
Sie zog ihn aufs Bett, und während er an ihrem Kleid riss und in sie eindrang, vergaß er Jehal und die Elixiere, und in seinen Gedanken war nur noch Platz für Zafir. Mit der Seide, die ihre Augen bedeckte, war es sogar noch leichter, sich Aliphera vorzustellen, die unter ihm keuchte.
Mitten in der Nacht wollte er unbemerkt aus ihrem Bett schlüpfen, aber Zafir hielt ihn zurück und ließ ihn alles um ihn herum vergessen, bis die Sonne allmählich wieder über den Horizont kroch. Dann schlief sie ein, und Hyram lag mit weit aufgerissenen Augen und hellwach da, starrte an die Decke und in die zwei Paar rubinroten Augen, die ihn vom Bettpfosten aus ansahen. War in der vergangenen Nacht nicht nur ein mechanischer Drache im Zimmer gewesen? Er versuchte sich zu erinnern und musste feststellen, dass es ihm nicht gelang. Als er auf seine Hände schaute, zitterten sie. Nicht stark, aber genug, dass es ihm auffiel. Eine grenzenlose Angst packte ihn. Elixiere! Er brauchte schon wieder einen Schluck.
Er kleidete sich rasch an und hastete zu seinen eigenen Gemächern. Die Elixiere waren noch genau dort, wo er sie zurückgelassen hatte, und warteten auf ihn. Er nahm einen tüchtigen Schluck und besah sich den kümmerlichen Rest. Langsam, aber sicher neigten sie sich dem Ende zu. Am Anfang hatte er auch nicht so große Mengen gebraucht wie jetzt.
Am besten dachte er einfach nicht mehr darüber nach. Sobald all das hier vorüber, sobald Zafir die nächste Sprecherin war, konnte er seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Alchemisten richten. Konnte herausfinden, woraus die Elixiere bestanden und woher sie kamen. Konnte so viel davon herstellen, wie er brauchte. Ja. So würde er es machen. Und er musste Zafir zur Sprecherin ernennen, denn wenn er es nicht tat, was wäre dann? Sie zu verlieren wäre im Moment gleichbedeutend damit, alles zu verlieren.
Das Elixier entfaltete seine Wirkung. Das Zittern ließ nach, und Hyram fühlte sich wieder stark. Er kleidete sich dem Anlass entsprechend und eilte zur Glaskathedrale, stellte sich dann vor den Altar und wartete. Er versuchte zu verdrängen, wie er vor vielen Monaten hier gelegen hatte, schwach und machtlos, während sich Königin Shezira über ihn beugte, kalt wie Eis und hart wie Stein.
»Lord Hyram.« Aus den dunklen Nischen der Kirche traten die Drachenpriester der Reihe nach zum Altar. Sie bildeten einen Kreis um Hyram und verbeugten sich wie auf Kommando. Niemals hätten sie es laut ausgesprochen, aber er konnte ihren Hunger nach ihm förmlich spüren, ihren glühend heißen Wunsch, dass er dem traditionellen Weg der Sprecher folgte, auf dem von einem Drachen entzündeten Scheiterhaufen verbrannte und seine verkohlten Überreste als Futter für die Tiere zum Drachennest gekarrt wurden.
»Hohepriester Aruch.« Hyram verbeugte sich nicht. In seiner Funktion als Sprecher hatte er die Bräuche der Glaskathedrale respektieren müssen, doch als einfacher Lord Hyram würde er die Priester mit der Verachtung strafen, die sie verdienten. »Ich bin nicht gekommen, um abgefackelt zu werden, wenn es das sein sollte, was Ihr erhofft.«
Aruch rührte sich nicht. »Eure Lordschaft war dem letzten Geheimnis so nahe«, flüsterte er. »So nahe. Näher als jeder andere Sprecher seit der Zeit der Narammeder. Ihr wurdet verdorben, Lord Hyram. Verdorben von der Hand einer Frau. Welche Tragödie! Ihr hättet einer von uns werden können.«
»Oh, bitte, alles lieber als das. Reißt mir die Organe bei lebendigem Leib heraus und bringt sie zum Drachennest. Selbst dieses Schicksal wäre angenehmer, als einer von Euch zu werden.«
»Eure Worte zielen darauf ab, uns zu verletzen, aber Ihr könnt unseren Schuppenpanzern keine Wunde beibringen, Lord Hyram. Wir bemitleiden Euch, jetzt und für alle Zeiten.«
»Ihr könnt noch etwas anderes für mich tun, Aruch, falls Ihr ein wenig Zeit erübrigen könnt. Ich gedenke die Frau zu heiraten, die Ihr dermaßen verachtet.«
»Das wissen wir. Wir haben alle Vorbereitungen getroffen. Und wir verachten niemanden, und jeder ist in unseren Mauern willkommen. Immer.«
»Nun, viele von uns werden zu Euch strömen, und das schon früher, als Ihr es für möglich haltet. Die Hochzeit wird in Kürze stattfinden. Morgen bei Tagesanbruch. Alle Personen von Bedeutung sind bereits hier, also warum warten?« Ja. Es war eine impulsive Entscheidung,
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