Der Drachenthron: Roman (German Edition)
ließen und die thermischen Auftriebe nutzten, um im Segelflug über die Purpurnen Berge zu gleiten und den Treffpunkt mit Jehals weißem Drachen und ihrer kleinen Eskorte zu erreichen, machte sich Nastria Gedanken über ein gewisses Söldner-Pärchen und fragte sich, wie ihnen das Alleinsein bekam. Vermutlich nicht so gut, entschied sie.
Nach ein paar Stunden hatten sie die Südseite der Purpurnen Berge mit ihren hohen Gipfeln umflogen und steuerten nun auf die Drotanhöhe zu, ein kuppelförmiges Bergmassiv mit flachem Rücken, der groß genug war, dass ein ganzer Schwarm Drachen darauf landen konnte. Die Drotanhöhe beendete das Hoheitsgebiet des Adamantpalasts. Im Westen war das Land noch zerklüfteter und erstreckte sich bis zum Weltenkamm – hier begann die Herrschaft von Valmeyan, dem König der Felsen. Im Süden grenzte das Bergmassiv an Königin Alipheras Reich, das Reich der Erntekönigin.
Nein , verbesserte sich Nastria. An Königin Zafirs Reich .
Die Drotanhöhe war kein echtes Drachennest, doch Sprecher Hyram hatte dort vor langer Zeit eine kleine Feste mit eigenen Pferchen bauen lassen. Dieser Teil des Landes war auch für seine legendären Jagden berühmt. Sobald Nastria ihr Reittier in guten Händen wusste, begab sie sich auf die Suche nach der Königin. Sie wusste genau, wo sie Shezira finden würde. Hyram hatte an der Nordseite der Drotanhöhe einen Aussichtsturm errichtet, von dem man einen hervorragenden Blick auf die Landschaft hatte, die steil in den riesigen Talkessel mit dem reißenden Furienstrom abfiel und sich anschließend zu den höchsten Gipfeln der Purpurnen Berge aufschwang, die sich viele Meilen entfernt erhoben. Shezira war tatsächlich dort und starrte gebannt über das Tal, die Augen fest nach Norden gerichtet.
»Ich wusste, ich würde Euch hier finden.« Nastria trat neben ihre Königin. »Haltet Ihr Ausschau nach der Weißen, Eure Heiligkeit?«
»Natürlich.«
»Sie müssen das Gebirge überfliegen. Sie hatten heute eine viel härtere Route als wir.«
»Das weiß ich. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass sie wahrscheinlich erst in einigen Stunden ankommen werden. Dennoch möchte ich auf sie warten. Ich fürchte, ich wäre nicht besonders gesprächig, bis ich meine kostbare Weiße wohlbehalten zurückhabe.«
Nastria gestattete sich ein verstohlenes Lächeln, da die Königin ihr Gesicht nicht sehen konnte. »Ich bin ein wenig überrascht, dass Ihr nicht auf Mistrals Rücken sitzt, um ihnen entgegenzufliegen.«
Shezira schnaubte. »Wir beide wissen, wohin das führen würde. Der Himmel ist riesig. Wir fliegen durch verschiedene Täler, um unterschiedliche Berge herum, ohne einander je zu Gesicht zu bekommen. Jeder verirrt sich. Nein. Ich ertrage das Warten. Nur mit Müh’ und Not, aber ich ertrage es.«
»Eure Heiligkeit, darf ich mit Euch über Königin Aliphera sprechen?«
»Wenn es sich nicht vermeiden lässt. Ich hatte sie eingeladen, hierherzukommen und mit uns zusammen auf die Jagd zu gehen, bevor wir zur Hornspitze weiterfliegen.« Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Wie schrecklich, dass sie von uns gegangen ist. Ich habe mich gefragt, ob ihre Tochter wohl stattdessen kommt. Die neue Königin. Welche ist die Ältere?«
»Zafir, Eure Heiligkeit.«
»Ja.« Shezira lächelte. »Eine weitere Königin, der es nicht vergönnt war, Söhne zu bekommen. All die Könige dort draußen mussten geglaubt haben, wir hätten einen Geheimpakt geschlossen. Diese Zafir. Ich habe sie einmal getroffen, aber das ist schon viele Jahre her. Sie und ihre Schwester wirkten sehr unscheinbar. Was wisst Ihr über die beiden?«
»Nicht mehr als Ihr, Eure Heiligkeit.«
»Wirklich, Feldmarschall?« Shezira hob eine Augenbraue. »Das sieht Euch überhaupt nicht ähnlich.«
Nastria spürte, wie sie errötete. »Wir sollten einen Reiter ausschicken, Eure Heiligkeit, zum Drachennest der neuen Königin. Wir sollten ihren Segen für unsere Reise einholen. Wenn sich der Drache auf der Stelle auf den Weg macht, wird es uns nur einen Tag kosten. Falls wir bis morgen abwarten, dauert es zwei Tage, bis wir ihre Antwort erhalten.«
Die Königin nickte. »Trefft alle nötigen Vorbereitungen. Schickt Hyrkallan. Er ist der passende Kandidat, immerhin musste er seinen Jagddrachen die ganze Zeit über zügeln. Für seinen Geschmack fliegt Mistral nicht schnell genug.«
Der Tonfall in der Stimme der Königin verriet Nastria, dass sie sich nun zurückziehen sollte. Sie biss sich auf die Lippe. An der Tür
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