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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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zögerte sie einen Moment. »Ich könnte bleiben, wenn Ihr das wünscht, Eure Heiligkeit. Es wird noch ein paar Stunden dauern.«
    Shezira schüttelte den Kopf. »Nein, Feldmarschall. Lasst mich eine Weile allein. Mir gefällt es hier. Die Weite erinnert mich ans Fliegen, und außerdem will ich die Erste sein, die meine Weiße erblickt. Ihr habt doch sicherlich tausend Sachen zu erledigen?«
    »Nur eine, Eure Heiligkeit.« Nastria lächelte traurig beim Hinausgehen. »Euch zu dienen, meine Königin.«

10
     
    Der tote Drache
     
    S ollos verbrachte die Nacht zusammengekauert in einem riesigen hohlen Baumstamm. Er hatte sich gegen die Kälte mit herabgefallenen Blättern zugedeckt und zu guter Letzt überraschend gut geschlafen, selbst nachdem der Regen eingesetzt hatte. Niemand war ihm gefolgt, und als er erwachte, redete er sich sogleich ein, dass alle Drachen längst weggeflogen waren. Vorsichtig bahnte er sich einen Weg zurück zum Fluss, für den Fall, dass einer von Königin Sheziras Reitern überlebt hatte, aber alles, was er vorfand, waren die verkohlten Gepäckstücke. Der weiße Drache war verschwunden, auch sonst war niemand dort, und sogar von der Leiche des Knappen fehlte jede Spur. War er etwa vom Fluss weggeschwemmt worden? , fragte er sich. Doch obwohl der Fluss sehr breit war, war das Wasser nur knietief und mit Sandbänken und Steinen durchzogen.
    Vielleicht ist der Knappe überhaupt nicht gestorben.
    Er zuckte mit den Achseln, wusch sich und trank einen Schluck, bevor er – wenn auch ohne große Hoffnung – in den Überbleibseln ihrer Habseligkeiten nach etwas Essbarem kramte.
    »Hab dich!«
    Beinahe wäre Sollos das Herz stehen geblieben. Kemir stand direkt hinter ihm.
    »Irgendetwas gefunden, das auch nur im Entferntesten nach Frühstück aussieht?«
    »Nein.« Sollos funkelte Kemir böse an. »Alles verbrannt.«
    »Sie hatten es auf die Weiße abgesehen, nicht wahr?«
    »Wer auch immer sie waren.«
    Kemir hob die Schultern. »Irgendwelche Lords auf Drachen. Kann die Typen einfach nicht auseinanderhalten.«
    »Es ist aber wichtig.« Sollos seufzte. »Auf solche Dinge müssen wir achten.«
    »Nun, ich habe keine Farben erkennen können, wenn das weiterhelfen sollte.«
    Sollos bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Nicht wirklich. Konntest du sehen, was mit dem weißen Drachen passiert ist?«
    »Nach der ersten Angriffswelle ist er zum Himmel emporgeschossen. Ich hab aber nicht gewartet, um zu sehen, wohin er fliegt.«
    »Nach Süden. Er ist nach Süden.«
    »Hat auch alles mitgenommen, was vom Knappen übrig geblieben ist.«
    »Wirklich?« Sollos blinzelte überrascht.
    »Der Junge ist von einer seiner Klauen herabgebaumelt. Vielleicht war der Drache hungrig. Immerhin ist er nicht gefüttert worden. Der Knappe muss tot gewesen sein. Er hat die erste Feuersalve voll abbekommen.«
    Sollos seufzte. Das erklärte, warum er die Überreste des Knappen nicht gefunden hatte. »Wir sollten nicht zu lange am Fluss bleiben. Falls sie zurückkehren, werden sie als Erstes hier nach uns suchen.«
    »Königin Shezira würde ebenfalls hier als Erstes nach uns schauen.«
    Sollos dachte eine Weile nach und versuchte auszurechnen, wie lange es wohl dauerte, bis die Königin bemerkte, dass ihr kostbarer weißer Drachen verschwunden war. »Sie werden frühestens morgen Leute nach uns ausschicken. Ich meine, unsere Leute. Wie dem auch sei, wir sollten uns auf die Suche nach dem Alchemisten machen.«
    Kemir wirkte wahrlich überrascht. »Wirklich? Denkst du echt, dass der noch am Leben ist?«
    Sollos zuckte mit den Schultern. »Es wäre doch möglich. Oder hast du was Besseres vor?«
    Schweigend kletterten sie den Berghang hoch, bewegten sich im Schutz der Bäume und suchten vorsichtshalber immer wieder den Himmel ab, bis Sollos glaubte, eine Meile zurückgelegt zu haben. Den ganzen Vormittag über durchstreifte er die Gegend und rief, so laut er es eben wagte, nach Huros. Aber der Alchemist blieb unauffindbar. Letztlich gab Sollos die Suche auf. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, den Alchemisten mutterseelenallein fortzuschicken. Niemand war ihnen gefolgt, trotz seiner Bedenken. Sie hätten zusammenbleiben können. Der Mann war noch dazu verwundet gewesen.
    Nein, ermahnte er sich. Sobald Drachen im Spiel waren, war jeder Mensch auf sich selbst gestellt, und sich aufzuteilen war die einzig richtige Entscheidung gewesen. Kemir hätte ihm zugestimmt, hätte ihm genau

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