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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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sechzig, womöglich auch siebzig Meter entfernt. Etwas in ihm, das nicht vor Angst gelähmt war, erkannte, dass das zu nah war. In letzter Sekunde drehte er das Gesicht weg, bevor ein Schwall heißer Luft und Dampf seine Haut versengte und ihn zurück in den Wald schleuderte. Er erhaschte einen flüchtigen Blick auf den entsetzten Reiter, der gerade eben noch den Knappen ausgeschimpft hatte und nun vom Schwanz des Drachen in die Luft katapultiert und wieder aufgefangen wurde. Vom Knappen selbst fehlte jede Spur.
    »Na los! Unter die Bäume mit Euch!«
    Der Erste der angreifenden Drachen stob davon. Noch während Huros ihm nachblickte, schleuderte das Tier den Reiter, den es mit seinem Schwanz festgehalten hatte, hoch in den Himmel. Huros konnte nicht sagen, wo der Mann aufschlug. Ein zweiter Drachen kam im Sturzflug auf sie zu. Aus den Augenwinkeln sah er den weißen Drachen, der zusammengerollt zwischen den dampfenden Steinen lag, die Flügel schützend wie ein Zelt über seinem Kopf ausgebreitet. Als Huros auf seine Finger hinabschaute, war die Haut auf seinen Handrücken glühend rot und begann bereits zu schmerzen. Er konnte versengte Haare riechen. Seine Haare.
    Der zweite Drache öffnete den Mund. Huros blieb nicht länger wie gebannt stehen, sondern drehte sich um und rannte mit eingezogenen Schultern los, als wollte er in seinem Mantel versinken. Eine weitere Hitzewelle traf ihn im Rücken. An den Stellen, an denen seine Haut bereits verbrannt war, schrien seine Nerven gequält auf. Als er einen Blick zum Himmel wagte, sah er mehrere Drachen, die sich eine erbitterte Schlacht lieferten.
    »Kommt schon! Kommt schon!« Die beiden Söldner warteten am Waldrand auf ihn.
    »Was? Was?«, keuchte Huros. Der Schmerz traf ihn nun mit voller Wucht. Er hatte sich schon früher Verbrennungen zugezogen. Am Handrücken, am Gesicht, am Hals. Das war das Schicksal eines jeden Alchemisten. Er versuchte sich einzureden, dass die Verbrennungen nicht tief waren, und er konzentrierte sich allein auf diesen Gedanken. Die Haut würde Blasen werfen und sich schälen, aber sie würde heilen …
    Es funktionierte nicht. Der Schmerz war entsetzlich. An seinen Händen war es am schlimmsten. Sie fühlten sich an, als stünden sie immer noch in Flammen.
    Die Söldner packten ihn an den Armen und zerrten ihn regelrecht in die Bäume. Vor einer Minute waren sie so selbstsicher gewesen. Jetzt waren sie aschfahl vor Angst. Dieser Anblick ließ Huros die eigene Panik so weit vergessen, dass er wieder vernünftig denken konnte.
    Wir werden von Drachenrittern angegriffen. Wer auf Erden würde …? Wer? Wer könnte dahinterstecken?
    Das bedeutete Krieg. Wenn die Königin davon erfuhr, gäbe es Krieg. Unwiderruflich, unumstößlich. Außer … Außer es gäbe keine Zeugen, die den Angriff bestätigen konnten.
    Er schüttelte die Hände der Söldner ab und begann mit aller Kraft zu rennen, tiefer und tiefer in den Wald hinein. Eine weitere Hitzewelle erfasste ihn von hinten, dieses Mal jedoch schwächer. Rauch stieg ihm in die Nase. Wir werden sterben! Sie werden uns bei lebendigem Leib verbrennen!
    »Anhalten! Anhalten!«
    Einer der Söldner packte ihn am Arm.
    Huros schlug ihm die Hand weg. »Warum? Wir müssen laufen. Sie werden uns umbringen!« O Gott, o Gott, es tut so weh …
    »Dreht Euch um!«
    Huros warf einen Blick zurück. In weiter Ferne, in der Nähe des Flusses, quoll dicker Rauch aus dem Wald. Flammen schossen empor.
    »Seht nur! Wir sind tief genug im Wald. Das Drachenfeuer kann uns im Moment nichts anhaben.«
    Huros schüttelte den Kopf. Jede Faser seines Körpers brüllte: Lauf, lauf, lauf, bis du umfällst vor Erschöpfung !
    Die Söldner sahen sich an. »Wir sollten uns aufteilen«, sagte Kemir. »Ist schwieriger für sie, uns zu verfolgen, wenn wir uns aufteilen.« Irgendwo hoch über ihnen, verborgen hinter dem dichten Blätterdach, stießen die Drachen markerschütternde Schreie aus.
    Sollos nickte. »Feuer von oben. So lautet die Strategie, um die Beute aus dem Schutz der Bäume ins Freie zu zwingen. Hast du gesehen, wie viele es sind?«
    Kemir zuckte mit den Schultern. »Denkst du, sie schicken Männer in den Wald, um uns aufzuspüren?«
    »Bezweifle ich. Kann man allerdings nie ausschließen.«
    Huros spürte, wie er erneut von Panik ergriffen wurde. Beide Söldner sahen ihn an. Was wusste er schon über das Jagen auf einem Drachenrücken? Nicht viel. Liefen Schnäpper immer in einer geraden Linie, sobald sie die Bäume

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