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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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war die Weiße. Der andere war dunkelbraun, mit grün schillernden Schuppen an den Innenseiten seiner Beine. Ein Reiter saß auf seinem Rücken, doch er suchte rasch das Weite, während die Drachen mit den Flügeln schlugen und sich im Wasser rollten. Dann endete der Kampf, und die Drachen ließen voneinander ab. Der weiße Drache humpelte. Das dunklere Tier erhob sich, schnüffelte im Wasser herum und brüllte. Einer seiner Flügel war offensichtlich gebrochen, und der Drache schien nun kaum noch Notiz von der Weißen zu nehmen.
    Sie war jedoch im Weg und behinderte seine Schussbahn. Kemir rannte ein paar Meter in den Wald hinein und folgte dann dem Flusslauf, doch Reiter Semian war verschwunden.
    Der Knappe war noch am Leben. Wie auch immer ihm das gelungen sein mochte. Der Bursche stolperte blind über die Steine. Der weiße Drache packte ihn mit einer Klaue, drehte sich um und lief los.
    Kemir sah ihnen nach. In seinem Innersten zerbrach etwas.

36
     
    Die Drachenkönigin
     
    H yram trat ins Freie, um Zafirs Drachen zuzusehen, die eben im Nest des Adamantpalasts landeten, doch mit seinen Gedanken war er immer noch bei Jehal. Nach der Katastrophe mit dem Wahrheitsrauch blieben ihm drei Möglichkeiten. Am verlockendsten wäre es, Jehal einfach umbringen zu lassen, solange sich ihm noch die Gelegenheit bot. Aber das bedeutete Krieg, und die oberste Pflicht eines Sprechers lautete, alles in seiner Macht Stehende zu tun, damit nie wieder ein Drachenkrieg ausbrach. Den Prinzen im Kerker schmoren zu lassen hatte ebenfalls einen gewissen Reiz, würde Hyram jedoch nichts bringen. Sobald Shezira seine Nachfolge als Sprecherin antrat, würde sie ihm die Freiheit schenken, egal wie sehr sie von seiner Schuld überzeugt war. Geschickter war es also, ihn lieber früher als später freizulassen und dann zu beobachten, was er vorhatte.
    Das hingegen hatte ebenfalls nicht funktioniert. Anstatt nach Süden zu fliegen, was Hyram die Möglichkeit gegeben hätte, ihn im Auge zu behalten, war Jehal nach Westen aufgebrochen, zur Drotanhöhe. Von dort war er nach Norden geflogen, wahrscheinlich um sich Königin Sheziras langwieriger und sinnloser Suche nach dem verschwundenen Drachen anzuschließen. Shezira kannte ihre Ritter viel zu gut, als dass Hyram einen Spion hätte einschleusen können, und somit war die Viper wieder auf freiem Fuß. Irgendwann würde er wiederauftauchen, doch Hyram wäre wohler in seiner Haut, wenn er wüsste, was Jehal im Schilde führte. Er will Sprecher werden. Er weiß, dass ich eher sterben würde, als Shezira wegen einem wie ihm zu verraten, also denkt er womöglich bereits an ihren Nachfolger. Wen würde sie auswählen? Höchstwahrscheinlich Valgar, oder? Wenn er dann noch am Leben sein sollte.
    Königin Zafirs Drachen landeten der Reihe nach. Ein Zucken machte sich in Hyrams Wange bemerkbar und ließ sich nicht unterdrücken. Valgar ist auch nicht mehr der Jüngste. In zehn Jahren ist er ebenso alt wie ich heute, und Jehal wäre im perfekten Alter. Womöglich ist das sein Plan.
    Nach allem, was er im Laufe der letzten Tage erfahren hatte, war er unsicher, wie er Königin Zafir begegnen sollte. Sie hatte behauptet, dass Aliphera und Jehal ein Verhältnis hatten, und recht behalten. Sie hatte behauptet, dass Jehal nicht für den Tod ihrer Mutter verantwortlich war, und vielleicht lag sie auch in dieser Hinsicht richtig. Er war sich nicht einmal mehr sicher, ob es ihn überhaupt noch interessierte. Ausgerechnet Aliphera hatte sich mit der Viper eingelassen und dadurch ihre Ehre besudelt. Sie verdiente den Tod. Wenn ihr Ableben ein Unfall gewesen war, bereute Hyram lediglich, dass sie Jehal nicht mit sich in die Tiefe gerissen hatte. Ich muss sie aus meinen Gedanken verscheuchen. Selbst wenn Jehal sie nicht auf dem Gewissen hat, bringt er immer noch seinen eigenen Vater um. Und für dieses Vergehen könnte er hängen. Am besten vergesse ich sie ein für alle Mal.
    Doch da war sie, stand in Fleisch und Blut vor ihm, ganz genauso, wie sie vor zwanzig Jahren ausgesehen hatte, anmutig, strahlend, unvergleichlich schön. Er kam sich wie ein törichter Narr vor und schämte sich plötzlich. Fühlte sich alt und verkrüppelt. Wie konnte er es wagen, sich überhaupt in ihrer Gegenwart aufzuhalten?
    »Eure H-Heiligkeit.« Er verbeugte sich. Das ist nicht Aliphera. Sie ist tot! Das ist ihre Tochter. Wenn auch ihr Ebenbild. Warum ist mir das nie zuvor aufgefallen, wo sie ihr doch zum Verwechseln ähnlich

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