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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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sieht?
    Königin Zafir verbeugte sich und küsste seinen Ring. »Sprecher. Welche Ehre.«
    Er starrte sie an, konnte die Augen nicht von ihr lassen. Sie glich Aliphera zu deren Glanzzeit, mit dem am Hinterkopf aufgetürmten Haar, das ihren schwanengleichen Hals bestens zur Geltung brachte, derselben roten Reitkleidung, demselben geschnitzten, bernsteinfarbenen Drachen an der Kehle, derselben rostbraunen Pelzstola zum Schutz gegen den kalten Wind. Alles an ihr schien zu strahlen.
    »I-Ihr tragt den Pelz Eurer M-Mutter.«
    Zafir senkte den Kopf. »Seit ihrem Tod habe ich mir angewöhnt, immer etwas zu tragen, das ihr gehört hat. Um ihr Andenken zu ehren. Ich hoffe, ich habe Eure Gefühle nicht verletzt.«
    »K-Kommt.« Hyram reichte ihr den Arm, den sie mit einem Lächeln nahm. »I-Ich muss mich bei Euch entschuldigen, Königin Z-Zafir. Vor langer Zeit habe ich Eure Mutter s-sehr geliebt. Ich hätte die D-Dinge, die ich nach Eurer Krönung gesagt habe, niemals sagen dürfen.«
    Sie sah ihn mit traurigen Augen an. »Nein, Sprecher, das hättet Ihr nicht. Prinz Jehal hat meine Mutter auf dem Gewissen. Das wissen wir doch jetzt beide.«
    Er wich ihrem Blick aus und biss sich auf die Lippe. »Ich w-weiß nicht so recht. Es könnte ein U-Unfall gewesen sein.«
    »Soviel ich weiß, befand er sich auf ihrem Drachen, als sie starb.«
    »Das w-weiß ich.«
    Zafir erstarrte für einen kurzen Moment. »Ihr wisst davon?«
    »J-Ja. Er hat es mir erzählt. Ich h-habe mich ihm gegenüber nicht von meiner königlichsten Seite gezeigt, aber ich habe v-viel herausgefunden.«
    »Ihr müsst mir alles erzählen!« Sie wirkte immer noch angespannt. Hyram war leicht verwundert.
    »Ich weiß, dass j-jedes Eurer Worte der Wahrheit entsprach. Ich w-weiß jetzt, dass ich Eure B-Briefe hätte beherzigen müssen. Ich weiß, ich h-habe Euch Unrecht getan. B-Bitte verzeiht mir. Wie geht es Eurer restlichen F-Familie?«
    Sie schien sich zu beruhigen. »Meine Schwester ist immer noch zu Tode betrübt. Onkel Kazalain hat mit Vergeltung gedroht. Er wütet und schreit und trinkt und giert nach Krieg, hat jedoch nicht den leisesten Schimmer, gegen wen er kämpfen soll.« Sie bedachte Hyram mit einem gedankenvollen Blick. »Seine Wut richtet sich insbesondere gegen Königin Shezira. Ihm will die törichte Idee nicht aus dem Kopf, dass Ihr den alten Pakt missachtet und Aliphera zu Eurer Nachfolgerin erkoren haben könntet. Seine Söhne sind ihm ein großer Trost, aber das ist auch schon alles. Was den Rest anbelangt, so ist das ganze Reich mit unendlicher Trauer erfüllt.« Dann lächelte sie ihn an, und er zerschmolz förmlich.
    »I-Ihr seid ebenso schön wie Eure M-Mutter, Königin Zafir. Ich hoffe, das w-wisst Ihr.«
    »Ihr seid zu gütig. Aber erzählt mir mehr von Jehal. Ich bin in dem Glauben hergekommen, Ihr würdet mir unzählige Fragen stellen wollen, und hoffte, Euch zu beeindrucken, indem ich bereits einige Antworten kenne. Doch Ihr wisst weit mehr als ich.«
    Er führte sie aus dem Drachennest hinaus, wo eine Reihe Kutschen darauf wartete, Zafir und ihr Gefolge zum Palast zu bringen. Dort verließ er sie, während hundert Dienstboten umherschwirrten, Kisten, Säcke und Schachteln in alle vier Ecken des Palasts trugen. Hyram hatte ihr erneut den Turm der Lüfte zugewiesen, in der Hoffnung, sie würde verstehen, welche Ehre er ihr damit machte. Als er Zafir zu sich gerufen hatte, hatte er sie eigentlich erneut beschuldigen wollen. Womöglich hätte er ihr dieselbe Behandlung zukommen lassen wie Jehal, ein kleines bisschen Folter und der Wahrheitsrauch. Jetzt erfüllte ihn allein die Vorstellung mit Grausen. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Die Viper verdiente es wegen tausenderlei Dingen, aber Königin Zafir?
    Sie war das Ebenbild ihrer Mutter. Ihre Kleidung, ihr Haar, der Schmuck, die Art, wie sie sprach und sich benahm, erinnerten ihn so sehr an Aliphera. Es war ihm zwar bewusst, dass sie die Ähnlichkeit absichtlich unterstrichen hatte, doch das kümmerte ihn nicht weiter.
    Am Abend speisten sie in der großen Halle des Palasts, wo die aus Gold gegossenen Köpfe der vergangenen vierundvierzig Sprecher auf sie herabsahen. Zafir trat mit einem Dutzend schimmernder Drachenritter im Schlepptau ein. Gekleidet war sie in dem Tiefrot und den herbst – lichen Brauntönen, die Aliphera besonders gemocht hatte. Sie trug sogar Alipheras Lieblingskleid, und bei ihrem Anblick schossen Hyram die Tränen in die Augen. Ich bereue so viel .
    Beim

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