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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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Abendessen erzählte er ihr unter dem Mantel der Verschwiegenheit, was er Jehal angetan und aus ihm herausgepresst hatte. Sie lauschte ihm schweigend, doch ihre Augen schienen ihm sagen zu wollen, dass er genau das Richtige getan hatte.
    »Es spielt keine Rolle, ob er sie gestoßen hat oder ob sie gefallen ist«, sagte Zafir leise, nachdem er seine Ausführung beendet hatte. »Er ist verantwortlich, und ich hasse ihn. Früher mochte ich ihn. Es gab eine Zeit …« Sie senkte den Blick. »Es gab eine Zeit, da hoffte ich, er würde mich anstelle von Prinzessin Lystra heiraten. Aber jetzt …« Sie schauderte. »Sie soll ihn ruhig behalten. Ich hätte damals auf Euren Rat hören sollen, ebenso wie meine Mutter. Es wird keinen Krieg geben, Sprecher, das verspreche ich Euch. Aber ich werde auf Vergeltung sinnen. Das verspreche ich Euch ebenfalls.«
    Allmählich stieg ihm der Wein zu Kopf. Der Rausch überdeckte die Symptome seiner Krankheit, doch das war nur eine Ausrede. Hauptsächlich überdeckte der Alkohol die Verbitterung und die Reue und den Schmerz, die andere Krankheit, die ihn von tief innen heraus auffraß. Allerdings nicht an diesem Abend. An diesem Abend machte der Wein alles nur noch schlimmer und erfüllte Hyram mit einer rührseligen Gefühlsduselei, die ihn dazu brachte, Zafir alles zu verraten. Wenn er es nicht getan hätte, wäre er auf der Stelle in Tränen ausgebrochen. Vor all seinen Rittern und ihren Gefolgsleuten hätte das zweifellos sein Ende bedeutet. Die ganze Zeit sah sie ihn eindringlich an. Sie sprach kein Wort, aber in ihren Augen glaubte er Verständnis und Anteilnahme zu lesen. Er hatte angenommen, dass sie ihn einen Narren nennen würde, einen Dummkopf, der durch sein Verhalten Jehal gegenüber den Frieden der Reiche bedrohte, dass es idiotisch war, eine Frau zu betrauern, die er kaum gekannt hatte, und dass der Tod nun einmal der Tod war und er sich über die Jahre freuen sollte, die ihm vergönnt gewesen waren. Doch stattdessen beugte sie sich zu ihm und flüsterte ihm zu.
    »Ich kann meine Mutter nicht zurückbringen, Hyram«, wisperte sie sanft. »Aber bei Eurer Krankheit – falls es sich tatsächlich um die gleiche handeln sollte wie bei König Tyan – kann ich vielleicht helfen.«
    »Die V-Viper behauptet, einen H-Heiltrank zu besitzen«, lallte Hyram. »Die A-Alchemisten wissen nichts davon. Ihr sagtet, Ihr hättet I-Informationen. In Eurem Brief.«
    Sie beugte sich noch näher zu ihm. »Er bekommt die Tränke von den Taiytakei, aber ich habe ihm ein Schnippchen geschlagen.« Lächelnd holte sie ein kleines Glasfläschchen hervor. »Er hatte eine Probe bei sich, als er auf Euer Geheiß hin zum Palast kam. Ich wage zu behaupten, dass er Euch damit verhöhnen wollte.« Sie kicherte. »Ich habe es gestohlen, als er auf dem Weg hierher eine Nacht in meinem Drachennest verbracht hat.« Sie öffnete den Flakon und schüttete Hyram und sich selbst einige Tropfen in den Wein. »Ich wollte meine Alchemisten beauftragen herauszufinden, was es mit dem Elixier auf sich hat, doch Ihr kennt sie ebenso gut wie ich. In einem Jahr haben sie vielleicht eine Antwort, vielleicht aber auch nicht. Ich ließ es testen.« Sie hob ihren Kelch und trank. »Es ist kein Gift, das weiß ich. Es ist …« Sie kicherte erneut. »Es ist eine milde Version der Jungfrauenreue. Natürlich weiß ich nicht, ob das Elixier bei Eurer Krankheit hilft, aber ich bin sicher, dass es völlig ungefährlich ist. Wenn Ihr Jehals Worten Glauben schenken wollt, dann kuriert es nicht die Krankheit, sondern hält sie lediglich so lange in Schach, wie Ihr den Trank einnehmt. Wenn Ihr aufhört, kehren die Symptome zurück.«
    Hyram starrte auf seinen Wein. Dann schnupperte er an dem Kelch.
    »Es schmeckt widerlich, besonders in Verbindung mit Wein. Brandy ist besser.«
    »I-Ihr habt schon einmal davon gekostet?«
    Zafir zuckte mit den Schultern. »Ich wollte auf Nummer sicher gehen, bevor ich es Euch anbiete. Selbstverständlich habe ich erst davon probiert, als ich völlig überzeugt war, dass es kein Gift ist.«
    »A-Aber es kommt von der V-Viper.« Hyram schüttelte den Kopf. Der Raum verschwamm vor seinen Augen. »Es hätte s-sonst was sein können.«
    Sie lehnte sich im Stuhl zurück und rückte ein wenig von ihm ab. »Ihr müsst es nicht trinken, Sprecher. Wenn Ihr es jedoch tut, und es Wirkung zeigen sollte, so habe ich mehr.«
    »Wie v-viel mehr?«
    Jetzt musste sie lachen. »Genug für ein paar Monate. Genug für Eure

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