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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Astral nach wie vor ein mächtiger Zauberer. Und er freut sich immer, mich zu sehen. Im Moment besuchen ihn nur wenige Menschen von meiner Bildung und meinen Manieren. Er schenkt mir ein Bier ein, und ich kippe es in einem Zug hinunter. Er schenkt mir noch ein Bier ein.
    »Draußen ist es so heiß wie in der Orgkischen Hölle«, sagte ich und leere das Glas wieder.
    Er schenkt noch einmal nach. Für einen Zauberer ist er kein schlechter Kerl. Ich lasse meinen Mantel und meine Tasche auf den Boden fallen. Der ist bereits von Sternentabellen, Karten, Teströhrchen, Kräutern, Tränken und Büchern übersät, also dem normalen Krimskrams eines schwer arbeitenden Zauberers.
    Ich frage ihn nach dem Zauberspruch und beschreibe ihn, so gut ich ihn erinnere.
    »Das ist ein ziemlich seltener Spruch«, meint Astral Trippelmond und streicht sich den Bart. »Soweit ich weiß, ist es keinem menschlichen Zauberer jemals gelungen, einen erfolgreichen Schlafzauber für einen Drachen auszuhecken. Das Beste, was uns eingefallen ist, war eine zeitweilige Ablenkung.«
    Er hat recht. Das habe ich am eigenen Leib schmerzhaft erfahren müssen. Mein Zug endete im letzten Orgk-Krieg als Drachenfutter, und das, obwohl ich einen Schlafzauber gewirkt habe. Und zwar mit voller Wucht. Damals steckte noch mehr Wumms hinter meinen Zaubersprüchen. Aber der Drache hat nicht mal mit den Wimpern gezuckt. Na ja, am Ende haben wir ihn trotzdem erledigt.
    »Haben die Orgks so einen Zauber?«
    »Vielleicht«, antwortet Astral Trippelmond. »Immerhin haben sie mehr Erfahrung mit Drachen als wir. Und ihre Zauberer arbeiten nach einem anderen System. In vielen Punkten sind sie schwächer, dafür jedoch in anderen wieder stärker. Es würde mich nicht wundern, wenn sie die Drachenkraft soweit gemeistert hätten, dass sie einen schlafen legen könnten. Allerdings hätte ich noch weniger erwartet, dass sie einen solchen Zauberspruch aus den Händen geben würden. Andererseits … Da gibt es natürlich immer noch Harm.«
    »Harm, der Mörderische?«
    Ich hätte mich fast geschüttelt. Nie im Leben würde ich mich in eine Sache einmischen, die auch nur im Entferntesten nach Harm, dem Mörderischen riecht. Er ist nicht nur der einzige wahnsinnige und abtrünnige Zauberer der Welt, sondern auch noch einer der mächtigsten und allen Berichten zufolge, auch so ziemlich der furchteinflößendste.
    »Habt Ihr jemals mit ihm zu tun gehabt?«
    Astral streicht sich den Bart.
    »Nicht direkt. Aber einige Angehörige der Zaubererinnung sind ihm auf ihren Reisen begegnet und haben mir Geschichten über ihn erzählt. Das war natürlich damals, als ich noch zu den Zusammenkünften der Zaubererinnung gehen konnte. Offenbar nimmt er Boah und kann fliegen.«
    »Das können alle Boah-Süchtigen.«
    »Nein, ich meine, er kann richtig fliegen. Das behauptet man jedenfalls. Und er kann außerdem auch noch Drachen reiten.«
    »Ich dachte, nur Orgks könnten Drachen reiten.«
    »Harm ist ein halber Orgk«, erklärt Astral. »Und er verbringt seine Zeit in der Einöde mit dem Versuch, die orgkische und menschliche Magie zu vereinen. Die letzten Gerüchte besagen, dass er an einem Zauber arbeitet, mit dem er eine ganze Stadt in den Wahnsinn treiben kann. Er nennt ihn den ›Acht-Stadien-Schrecken‹. Jedenfalls hat man uns das so erzählt. Natürlich kann man Informanten aus der Einöde nicht trauen. Aber die Innung war so besorgt, dass sie angefangen hat, an einem Gegenzauber zu arbeiten. Harm, der Mörderische, hat nicht viel für Menschen übrig.«
    »Ich verstehe trotzdem nicht, aus welchem Grund er etwas mit diesem Zauberspruch zu tun haben sollte, den die Prinzessin so gern in ihren Besitz bringen würde.«
    »Ich auch nicht«, gibt Astral Trippelmond zu. »Und das, was Ihr davon erinnert, klingt nicht nach ihm. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Spruch einem orgkischen Zauberer entwendet worden ist. Oder vielleicht haben ihre Diplomaten ihn einfach nur für den Fall bei sich gehabt, dass der Drache verrückt wird und anfängt, die ganze Stadt zu verbrennen.«
    Ich sollte nach Hause eilen und sofort darüber nachdenken. Nach einem weiteren Bier, einem kleinen Gläschen Kleeh und einer Portion Fleisch, die uns Astrals Diener serviert, breche ich auf. Ich hocke in meiner heruntergekommenen Stube und brüte. Was will ein niojanischer Botschafter mit einem orgkischen Zauberspruch? Ihn verkaufen? Sicher, es wäre ein wertvolles Unterpfand, für das jede Regierung gut bezahlen würde,

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