Der Drachentoeter
Oberfläche einer alten Kiste freiräumt und mein Machplat-Spiel aufbaut.
»Was hast du denn?«, erkundigt sie sich. »Du siehst ja trauriger aus als eine niojanische Hure.«
Ich erzähle ihr, wie es mit der Prinzessin gelaufen ist. »Ich habe drei Tagessätze bekommen, aber eigentlich hatte ich auf mehr gehofft. Vermutlich wird sie mich jetzt nicht mehr engagieren. Und ich würde mich auch nicht darauf verlassen, dass sie bei deiner Uni-Angelegenheit hilft.«
»Du meinst, du hast sie beleidigt?«
Das gebe ich zu, weise aber gleichzeitig darauf hin, dass mein Verhalten vollkommen gerechtfertigt war.
Makri fischt zwei Thazis-Rollen aus ihrem Oberteil.
»Das hier wird dich aufheitern.«
»Wenn Ghurd dich dabei erwischt, wie du sie aus der Bar stiehlst, wird er dich hinauswerfen.«
Sie zuckt bloß mit den Schultern. Ich zünde meine Thazis-Rollen an.
»Wie geht es mit deinem Studium an der Innungshochschule voran?«, erkundige ich mich.
»Ganz gut. Auf jeden Fall ist es besser, als auf einer Sklavengaleere zu rudern.«
»Das klingt nicht so, als wärst du sonderlich glücklich damit.«
»Es wäre ganz in Ordnung, wenn mir die anderen Studenten nicht ständig nachstellen würden. Einmal hat mir sogar einer ›Orgk‹ zugeraunt, als ich aus meinem Rhetorik-Kurs gekommen bin. Wenn man mich danach nicht sofort rausgeworfen hätte, hätte ich ihm den Kopf abgerissen. Außerdem darf ich meine Axt nicht in das Klassenzimmer mitnehmen.«
Makri zündet sich die andere Thazis-Rolle an und baut die gegnerischen Kräfte auf dem Spielbrett auf. Die erste Reihe bilden von links nach rechts Fußsoldaten der Abteilung Leichtfuß, Bogenschützen und dann Trolle. Die hintere Reihe besteht aus Elefanten, schwergepanzerten Berittenen und leichtgepanzerten Lanzenreitern. Jeder Spieler verfügt außerdem über einen Belagerungsturm, einen Heiler, einen Harfinisten, einen Zauberer, einen Helden und einen Seuchenspender. Und am jeweiligen Ende des Spielbrettes befindet sich die Burg. Ziel des Spiels ist, die eigene Burg zu verteidigen und die des Gegners zu stürmen.
»Kerk ist vorhin vor deiner Tür herumgelungert«, erzählt mir Makri.
Kerk ist einer meiner Informanten. Im Allgemeinen ist er ziemlich nutzlos und außerdem ein hoffnungsloser Boah-Süchtiger.
»Hat wahrscheinlich eine Information für mich. Er kommt nicht rein, wenn er hört, dass ich einen Klienten habe. Ich besuche ihn morgen.«
Ich öffne eine Flasche Bier, schenke uns einen kleinen Schluck Kleeh ein, nehme einen tiefen Zug von meiner Thazis-Rolle, und beginne das Spiel mit meiner Standarderöffnung, indem ich meine Fußsoldaten die Flanken hinaufschicke. Makri reagiert ebenfalls wie gewöhnlich. Sie schickt ihnen ihre leichtgepanzerten Lanzenreiter entgegen, um sie zu vertreiben, aber ich bemerke, dass sie ebenfalls unauffällig versucht, ihren Seuchenspender sehr früh ins Spiel zu bringen. Ich lasse meine Bogenschützen vorgehen, um meine Fußsoldaten zu decken, und sorge dafür, dass meine Zauberer und mein Heiler sofort eingreifen können.
Makri ist im Allgemeinen eine impulsive Spielerin und versucht auch jetzt, schnell zur Sache zu kommen, indem sie plötzlich den Rest ihrer schweren Kavallerie hinausschickt, gefolgt von ihren Elefanten. Ich ziehe mich etwas zurück und variiere mein Spiel, indem ich meinen Harfinisten aussende, der von meinem Helden gedeckt wird. Ersterer spielt den Elefanten etwas vor. Die Musik des Harfinisten hat die Kraft zu verzaubern, und sie lässt Makris Elefanten einschlafen. Sie kann nur noch frustriert zusehen, wie meine Trolle vorrücken und den Viechern den Rest geben.
Meine solide Phalanx aus Leichtfüßen und Bogenschützen beschäftigt mittlerweile ihre Kavallerie und ich schiebe in aller Ruhe meinen Belagerungsturm das Feld hinauf. Makris Kavallerie richtet unter meinen Leichtfüßen zwar ein ziemliches Blutbad an, aber ich habe meinen Heiler schon losgeschickt, um den Schaden zu begrenzen. Mein Zauberer hält solange ihren Helden in Schach.
Aufgrund ihres überstürzten Vorpreschens ist Makris Zauberer jetzt zu weit vom Geschehen entfernt, um eingreifen zu können, und als die Schlacht in der Mitte des Brettes am heißesten tobt, schicke ich meinen Helden mit einer Horde Elefanten die rechte Flanke hinauf und breche durch. Allerdings steht der Kampf plötzlich noch einmal auf Messers Schneide, als Makri unerwartet ihren Seuchenspender zurückzieht, und ich einige Elefanten verliere, bis mein Held den
Weitere Kostenlose Bücher