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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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der Anti-Monarchie-Partei, ist die Spannung noch gestiegen. Als Rhizinius letztes Jahr die Wahlen zum Vizekonsul gewann, bedeutete das einen sensationellen Sieg für die Populären, die von Senator Lodius geführt werden. Die Traditionalisten, das Sammelbecken für die Anhänger der Königlichen Familie, Konsul Kahlius und der größte Teil des Senates, betrachteten den Wahlausgang gar als das Ende der Zivilisation. Die Zivilisation ist zwar noch da, doch falls Rhizinius seinen Posten dieses Jahr verteidigen kann, dann möglicherweise nicht mehr allzu lange. Die Königliche Familie kann die Opposition zwar nicht mehr einfach beiseite wischen, aber sie ist auch noch nicht so schwach, um sich einfach übertölpeln zu lassen. Prätor Zitzerius ist von ihnen als Rhizinius’ Gegenkandidat aufgestellt worden, und versucht, für die Traditionalisten Stimmen zurückzugewinnen. Er ist ein ehrlicher Mann, jedoch nicht sonderlich beliebt. Trotzdem hat er eine reelle Siegchance. Er ist vom Senator zum Prätor aufgestiegen, und viele Leute glauben, dass er seine Sache gut macht. Außerdem steht er in dem Ruf, keine Bestechungsgelder anzunehmen, was in dieser Stadt beinah unerhört ist. Daher könnte er eines Tages sogar für den Posten des Vizekonsuls in Frage kommen.
    Ich denke nach, während draußen die Unruhen toben. Wer hat Attilan getötet? Wenn ich irgendwelche Spuren finden will, sollte ich vielleicht den Fall rückwärts aufrollen. Wo kann zum Beispiel ein niojanischer Diplomat einen orgkischen Drachenschlafzauber herhaben? So was bekommt man schließlich nicht beim örtlichen Pillendreher unter dem Tresen zugeschoben. Konnte Attilan es von einem der orgkischen Botschafter im Palast erstanden haben? Das ist sehr wahrscheinlich. Aber wenn ihre Diplomaten auch nur im entferntesten den unsrigen ähneln, sind es keine Magier. Die Vertreter des Auswärtigen Dienstes werden immer aus den ältesten, geachtetsten Familien rekrutiert, und in denen ist so etwas Ordinäres wie Magie verpönt. Sie halten es schlicht für unter ihrer Würde, für Hokus Pokus. Orgks haben genau wie wir ihre Klassen und vermutlich auch entsprechenden Standesdünkel. Außerdem würden die Diplomaten, außer sie sind Verräter, einen wichtigen Zauberspruch niemals in unsere westlichen Hände geraten lassen. Und ich bezweifle aufgrund meiner Erfahrungen ernstlich, dass ein Orgk zu einem solchen Verrat fähig ist.
    Wer sonst in Turai könnte also einen solchen Spruch besitzen? Natürlich haben wir da ja noch den Drachenbändiger. Der wiederum ist ein Orgk, der sowohl diesen Zauber kennen als auch bestechlich sein könnte. Viele Orgks sind gierig nach Gold, eine weitere Eigenschaft, die sie mit den Menschen gemein haben. Wenn sie nicht so abgrundtief hässlich wären, dann, das beschwöre ich, könnte ich die Unterschiede kaum noch erkennen. In dem Moment fällt mein Blick auf mein Abbild im Spiegel hinter der Bar. Na ja, ich bin auch alles andere als ein Ölgemälde.
    Ich würde Pazaz gern einige Fragen stellen. Mein Orgkisch ist ziemlich eingerostet, also rekrutiere ich Makri, die aber eine sehr unwillige Helferin ist. Sie hat immer noch schlechte Laune, und die hat sich noch verschlimmert, weil sie in dem Aufruhr steckengeblieben ist und sicher zu spät zu ihrem Nachmittagskurs in Ethik gekommen ist. Die Aussicht, einem Orgk eine Visite abzustatten, ekelt sie geradezu an. Ihr Hass auf die Orgks ist so stark, dass sie es sich vielleicht nicht verkneifen kann, den Drachenbändiger auf der Stelle umzubringen. Ich ringe ihr das Versprechen ab, dass sie ihn nicht töten wird, außer er provoziert sie. Sie besteht jedoch darauf, Ihr Schwert mitzunehmen.
    »Ich soll mit einem Orgk reden, ohne ein Schwert griffbereit zu haben? Bist du verrückt geworden?«
    »Er steht hier unter diplomatischem Schutz, Makri.«
    »Den wird er auch dringend benötigen, wenn er mir dumm kommt«, gibt meine junge, hitzköpfige Gefährtin zurück und schnallt sich ihr Schwert um.
    Mit Mühe und viel Überredung gelingt es mir wenigstens, Makri davon abzuhalten, auch noch ihre Axt mitzuschleppen.
    »Um Himmels willen, Makri, wir statten dem Palast einen Besuch ab, und ziehen nicht in eine Schlacht. Und nimm dieses Messer aus deinem Stiefel. Es ist schon schwer genug, dich auf das Palastgelände zu bekommen, auch ohne dass du wie eine Ein-Frau-Invasionsarmee aussiehst.«
    Die orgkischen Diplomaten sind in einem Gebäude innerhalb der Palastmauern untergebracht. Sie zeigen sich so gut

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