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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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wie nie in der Öffentlichkeit, aus Angst, Unruhe auszulösen. Orgks sind hier in Turai ziemlich verhasst. Und sie hassen uns. Der Drachenbändiger hat sein Quartier in einem kleinen Häuschen auf dem Zoogelände. Es ist zwar verboten, mit ihm zu sprechen, aber ich vermute, dass sich ein Versuch lohnt.
    Makri zieht einige sehr misstrauische Blicke von den Wachen und den Posten an den gewaltigen Eisernen Löwengittern auf sich, durch die man das Palastgelände betritt, und ist entsprechend beleidigt. Als herauskommt, dass wir dem Königlichen Zoo einen Besuch abstatten, kassiert sie noch ein paar unfreundliche Bemerkungen von den Wachsoldaten.
    »Vermutlich vermisst sie ihr Drachenbaby«, meint einer.
    »Orgk«, sagt ein anderer verächtlich.
    Makri runzelt die Stirn, schafft es aber, ihre Wut im Zaum zu halten, jedenfalls bis man von ihr verlangt, ihr Schwert abzugeben. Meine Waffe darf ich behalten, und Makri ist fuchsteufelswild über diese himmelschreiende Ungerechtigkeit. Ich versuche, sie so gut ich kann zu beschwichtigen, das heißt, so gut wie gar nicht. Schließlich betrete ich das Palastgelände mit einer Makri im Schlepptau, die gereizter ist als ein verwundeter Drache, und der nächsten Person, die es wagen sollte, sie zu beleidigen, schreckliche Rache schwört.
    Der Königspalast in Turai ist eines der Wunder unserer Welt. Viele weit größere Staaten als wir haben weitaus bescheidenere Regierungssitze. Seit vor einigen Generationen der Reichtum aus den Goldminen ins Land geströmt ist, haben verschiedene Könige und Prinzen sich gegenseitig darin überboten, immer noch prächtigere Residenzen zu errichten.
    Hinter dem gewaltigen Löwentor, das so hoch wie sechs Männer ist, liegt eine fabelhafte Luxushöhle. Die Gärten allein schon werden in allen Menschenländern gerühmt. Sie haben gewaltige Lauben, endlose Rasenflächen, Alleen und riesige Blumenbeete. Alles das wird von Flüssen und Fontänen bewässert, die sich vor einigen Generationen Mirafior-al-Giersch, der große Elfen-Gartengestalter, ausgedacht hat. Der Palast selbst ist ein gewaltiges Gebäude aus weißem Marmor und silbernen Minaretten. Die Höfe sind mit blassgrünen und gelben Fliesen ausgelegt, die aus dem Weiten Westen importiert worden sind, und alle Dächer des Palastes sind mit vergoldeten Schindeln gedeckt. Die Korridore und die Salons sind mit Mosaiken aus goldenen Blättern und gefärbten Steinen bedeckt, und die Privatgemächer wurden von Künstlern und Tischlern ausstaffiert, die man aus der ganzen Welt hergelockt hat.
    Und hier habe ich einmal gearbeitet. Als ich noch Hoher Ermittler der Palastwache war, hatte ich hier überall Zugang. Jetzt bin ich etwa so willkommen wie die Pest.
    Das Gelände ist riesig, und wir brauchen eine Weile, bis wir den Zoo erreichen. Es ist heiß, und ich bin müde und weder in der Stimmung, Orgks noch Drachen zu besichtigen. Vergeblich weise ich Makri auf einige Sehenswürdigkeiten hin, die uns begegnen, denn ihre Laune ist ebenfalls zu mies, als dass sie sich überwinden könnte, die Gebäude zu bewundern. Obwohl Architektur zu ihren Kursen an der Universität gehört. Ihre miese Laune verschlimmert sich noch, als von einem nahe gelegenen Turm der Sabbam ausgerufen wird und wir uns hinknien müssen. Ich muss sie praktisch in den Schwitzkasten nehmen und sie zu Boden zwingen. Wenn wir hier auf dem öffentlichen Gelände des Palastes unsere vorgeschriebenen Gebete nicht verrichten, dann werden wir so schnell wegen Unfrömmigkeit vor Gericht gezerrt, dass unsere Füße nicht einmal den Boden berühren.
    Ich habe Schwierigkeiten, in der Hitze wach zu bleiben, und döse während der Gebete ein. Makri weckt mich ganz zwanglos mit einem Tritt. Ich ignoriere ihre boshaften Seitenhiebe über meine religiösen Unzulänglichkeiten und rapple mich auf. Der Zoo kommt allmählich in Sicht, aber als wir uns seinen weißen Mauern nähern, gibt es plötzlich einen Aufruhr. Die Leute sind verängstigt, und Wachen und Zivilbeamte rennen überall wie aufgescheuchte Hühner herum. Wir beeilen uns, aber als wir den Zooeingang erreichen, ist der Zutritt für die Normalsterblichen, die aus allen möglichen Richtungen heranströmen, bereits verboten. Ich erkenne einige sehr wichtige Palastbonzen, unter ihnen Konsul Kahlius. Der niojanische Botschafter fährt in einer geschlossenen Kutsche vor, und dieser folgt eine weitere Kutsche mit dicken Vorhängen und einem merkwürdigen, fremdartigen Wappen auf den Türen. Die

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