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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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sprechen, aber das hält den jungen Pontifex Litanex natürlich nicht davon ab, mich heimzusuchen, und zwar unmittelbar, nachdem die Unruhen sich wieder gelegt haben. Die Sonne brennt noch heißer vom Himmel als vorher, und er schwitzt wie ein Schwein in seiner schwarzen Priesterrobe. Aber das Bier, das ich ihm großzügig anbiete, lehnt er dennoch ab. Der Priester macht die Runde in seinem Wahlkreis und schaut nach den Unruhen nach seinen Schäfchen. Makri schiebt ihren Kopf durch die Tür und will etwas sagen, als sie den Pontifex bemerkt und lieber den Mund hält. Sie verzieht sich wieder, und ich bemerke Litanex gerunzelte Stirn.
    »Entspannt Euch, Litanex. Ihr braucht wirklich nicht jedes Mal, wenn Ihr Makri zu Gesicht bekommt, dreinzublicken, als wäre Euer Seelenheil in Gefahr.«
    Er entschuldigt sich, sehr förmlich, gibt aber zu, dass Makri ihn beunruhigt. »Das orgkische Blut, wisst Ihr.«
    »Sie hat auch Menschenblut in sich. Und sogar Elfenblut. Vermutlich ergibt das eine sehr interessante Seele. Ihr solltet versuchen, sie zu bekehren.«
    Erneut wirkt er verlegen. »Ich fürchte, das darf ich nicht auch nur versuchen. Es ist Blasphemie, einem Orgk den Wahren Glauben zu predigen … Selbst, wenn sie nur ein Viertel Orgk ist, könnte ich mich vielleicht einer Häresie schuldig machen.«
    Ich lache bei der Vorstellung und beruhige ihn. Makri hat auch keineswegs vor, sich bekehren zu lassen. Nachdem wir noch ein bisschen über Gott und die Welt geplaudert haben, zieht er weiter.
    Ich trete auf den Flur. Plötzlich fällt mir etwas ein. Makri taucht auf und geht hinunter, zu ihrer Frühschicht. Ich frage sie, was sie vorhin wollte.
    »Ich wollte dir sagen, dass du mich nie wieder ansprechen oder auf sonstige Art mit mir kommunizieren sollst. Von jetzt an, Thraxas, existierst du einfach nicht mehr für mich.«
    »Makri…«
    Sie geht steif an mir vorbei und wirft den Kopf in den Nacken, dass ihr hübsches langes Haar um ihre wohlgeformten Schultern schwingt. Offenbar hat sie mir die gestrige Eskapade ganz und gar nicht verziehen.
    »Das hätte wirklich jedem passieren können!«, rufe ich ihr hinterher. Mist! Jetzt bin ich abgelenkt. Woran hatte ich noch gerade gedacht? An die Wahre Kirche. Irgend etwas daran stört mich.
    Unten sitze ich vor meinem Bier und einem Teller Eintopf und durchdenke alles noch einmal. Warum hat Litanex mich besucht? Viele Menschen in dem von Unruhen geschüttelten Zwölf Seen mussten seiner Unterstützung und seines Zuspruchs weit mehr bedürfen als ich. Wenn ich genauer darüber nachdenke, hat Litanex mich in den letzten Tagen unaufhörlich besucht. Ich habe ihn früher allerhöchstem einmal im Jahr zu Gesicht bekommen. Wieso ist die Kirche plötzlich ausgerechnet an meinem Wohlergehen so sehr interessiert?
    Als ich an die Wahre Kirche denke, fällt mir auch mein Gedankengang von vorhin wieder ein. Pazaz. Der Orgkische Drachenbändiger. Er hat doch gesagt, dass niemand mit ihm gesprochen hätte, außer Bischof Gabrielius. Laut Pazaz hat Gabrielius versucht, ihn zu bekehren.
    »Aber … Das ist ja unmöglich!«, rufe ich laut. »Litanex hat mir doch eben erklärt, dass es Blasphemie wäre, einem Orgk den Wahren Glauben zu predigen. Der Bischof konnte gar nicht versuchen, ihn zu bekehren. Er würde sich einer Häresieklage aussetzen, und das für die Seele eines einfachen Drachenbändigers. Die anderen Bischöfe würden über ihn kommen wie ein Böser Bann.«
    Ich stehe auf und schlage mit der Faust auf den Tisch. Makri sieht mich kühl an.
    »Das ist es! Deshalb scharwenzelt Litanex die ganze Zeit um mich herum! Er spioniert mich für den Bischof aus! Und Bischof Gabrielius ist hinter dem Tuch her! Die Kirche steckt hinter all dem! Die königliche Familie hat einem besonderen religiösen Ritus beigewohnt, als der Drache seziert wurde. Was bedeutet, dass die Kirche genau wusste, dass der Zoo menschenleer sein würde! Und vorher hat der Bischof mit dem Drachenbändiger gesprochen. Er hat nicht versucht, ihn zu bekehren! Er hat Informationen aus ihm herausgemolken! Genauso wie der kleine Litanex mich wegen Informationen anzapft! Und Litanex war an diesem Tag auch im Palast! Er ist mit uns in der Mietdroschke nach Hause gefahren. Vermutlich hatte er das Tuch dabei, was ihm ein anderer Kirchenmann gegeben hatte. Und wenn ich genau darüber nachdenke: Als ich zu Attilans Haus ging, um den Zauberspruch zu holen, war auch ein anderer junger Priester da. Er könnte den Spruch gestohlen haben,

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