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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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kurz bevor ich danach gesucht habe.«
    Makri hebt die Augenbrauen. Der Schweiß strömt ihr über die Haut und lässt ihre Muskeln glitzern. Sie hört zu, tut aber weiterhin so, als wäre ich nicht da.
    Ich frage mich, warum die Kirche das Elfentuch haben will. Es könnte eine Vielzahl von Gründen geben. Vielleicht will sie es verkaufen. Oder vielleicht will der Bischof in Ruhe Ränke schmieden, ohne dass ihn die anderen Bischöfe dabei belauschen können. Gabrielius ist sehr ehrgeizig und es wird für ihn Zeit, dass er endlich das Amt des Erzbischofs übernehmen kann. Es passt alles ganz gut zusammen. Und falls ich recht habe, sollte das Elfentuch mittlerweile im Besitz der Wahren Kirche sein.
    »Es befindet sich sogar möglicherweise in Litanex’ Gotteshaus! Wenn das stimmt, dann muss ich es suchen! Hast du heute Abend frei?«
    Makri schaut mich finster an. »Nein, ich muss lernen. Du bist auf dich allein gestellt.«
    Sie schnappt sich einen Feudel und wischt ein paar Tische ab. Dann stapft sie hinaus und holt eine Kiste mit Krügen herein. Tanrose taucht auf. Sie hat ein großes Stück Fleisch für den Mittagseintopf dabei. Ich kaufe eine Pastete und sage ihr, dass Makri böse auf mich ist. Tanrose ist natürlich längst über alles im Bilde.
    »Sie ist wütender als ein Troll mit Zahnschmerzen«, erklärt sie. »Aber sie wird darüber hinwegkommen.«
    »Ich brauche heute Abend ihre Hilfe. Hast du einen Vorschlag, wie sie etwas schneller darüber hinwegkommt?«
    »Schenk ihr Blumen«, rät mir die Köchin.
    Der Vorschlag ist so abwegig, dass ich zuerst nicht begreife, was sie meint. »Blumen? Wofür?«
    »Natürlich um dich zu entschuldigen.«
    »Mich entschuldigen? Mit Blumen? Bei Makri? Du meinst, ich soll gehen, Blumen kaufen und sie Makri als Geschenk geben? Als eine Art Entschuldigung? Blumen? Für Makri?
    »Genau.«
    »Reden wir hier über dieselbe Makri? Makri, die Frau mit der Axt?«
    »Nur weil eine Frau mit einer Axt umzugehen versteht, heißt das noch lange nicht, dass sie keinen Blumenstrauß zu schätzen wusste.«
    »Sie wird mich vermutlich damit erschlagen.«
    »Du wirst überrascht sein«, orakelt Tanrose und zerhackt geschickt das Fleischstück.
    Tanrose scheint allmählich überzuschnappen. Blumen für Makri, also wirklich! Die Vorstellung bereitet mir Kopfschmerzen. In dem Moment spaziert Prätor Zitzerius herein, begleitet von Konsul Kahlius höchstpersönlich. Junge, Junge. Meine Besucher werden von Tag zu Tag hochrangiger.
    Zitzerius berichtet angespannt, dass die Stadt immer schneller im Chaos versinkt. Die Kämpfe zwischen der Bruderschaft und dem Freundeskreis haben eine neue Dimension erreicht, und die Zivilgarde verliert allmählich die Kontrolle.
    »Ich habe dem König geraten, das Kriegsrecht auszurufen und die Armee mit der Angelegenheit zu betrauen«, erklärt Konsul Kahlius.
    Vermutlich wird der König zögern, das zu tun. Die Populären könnten sich öffentlich dagegen auflehnen. Einige Generäle stehen im Verdacht, Anhänger von Senator Lohdius zu sein. Niemand kann sagen, wie gehorsam sich die Volksgarde, wie sich unsere Armee in Friedenszeiten nennt, verhalten wird.
    »Wir stehen kurz vor der völligen Anarchie«, klagt Zitzerius. »Die Traditionalisten müssen wieder die Macht übernehmen, wenn die Stadt überleben soll. Habt Ihr den Brief bekommen?«
    Ich muss zugeben, dass ich ihn nicht habe. Das wird nicht allzu gut aufgenommen. Ich berichte von den Ereignissen des Vortages mehr oder weniger ausführlich. Ich erkläre nicht genau, wie es Sarin der Gnadenlosen gelungen ist, das Boah und den Brief einzukassieren. Zitzerius und Kahlius sind entsetzt und tadeln mich wegen meines Scheiterns. Der Konsul deutet unverhüllt an, dass ich die ganze Geschichte mit dem Drachen im Feenhain erfunden hätte, um mein Versagen besser aussehen zu lassen, und überlegt laut, ob ich das Boah nicht selbst verkauft habe.
    Ich hatte nicht genug Schlaf. Ich bekomme nie genug Schlaf. Es ist hier so heiß wie im Orgkus, der orgkischen Hölle. In meinem Kopf pocht es wie bei einem Hufschmied. Mehr ertrage ich nicht. Ich deute zur Tür und fordere sie auf, zu gehen. Der Konsul ist schockiert. Als Turais mächtigster Beamter ist er nicht gewöhnt, hinausgeworfen zu werden.
    »Wie könnt Ihr es wagen!«, dröhnt er.
    »Warum sollte ich es nicht tun? Ich bin ein freier Mann. Ich brauche niemandem zuzuhören, der mich als einen Lügner beschimpft, nicht mal, wenn es ein Konsul tut. Vor allem nicht, wenn

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