Der Drachentoeter
ich Kopfschmerzen habe. Ich habe mein Bestes gegeben. Wenn das nicht reicht, dann eben nicht. Und jetzt geht.«
Zitzerius fegt meine Aufforderung gelassen beiseite. »Das ist nicht der richtige Moment für Eitelkeiten«, stellt er fest. »Wenn der Freundeskreis die Oberhand …«
Ich bringe ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Nach Wahlreden steht mir jetzt nicht der Sinn. »Ich weiß schon, ich weiß. Der Prinz wird entehrt. Euer Sohn wird entehrt. Die Traditionalisten sind entehrt, Ihr verliert die Wahl. Die Populären gewinnen. Lohdius kommt im Stechschritt an die Macht. Tatata. Das ist das Szenario, das Ihr entwerft. Das kenne ich zur Genüge. Also: Was soll ich Eurer Meinung nach tun?«
»Findet den Brief«, sagt der Prätor.
»Das ist mir bereits misslungen.«
»Dann versucht es eben noch einmal. Vergesst nicht, mein Sohn Zerberius ist Euer Klient. Dieser Brief wird ihn ins Gefängnis bringen.«
Ich runzle die Stirn. Es gefällt mir nicht, wie Zitzerius diese: ›Man kann einen Klienten nicht im Stich lassen‹-Floskel einsetzt. Ich wünschte, ich hätte von diesem verdammten Klienten nie etwas gehört. Es ist einfach zu heiß, um klar zu denken. Was wird Sarin die Gnadenlose mit diesem verdammten Schuldbrief anfangen? Sie hat sicher kein Interesse, ihn politisch auszunutzen, aber sie weiß bestimmt, wie wertvoll er für die Gegner des Königs ist. Die Populären sind die Leute, an die man ihn sehr gewinnbringend verkaufen kann, und für Sarin sind sie auch leicht zu erreichen. Denn Senator Lohdius wird vom Freundeskreis unterstützt, und Sarins Spießgeselle Georgius ist ebenfalls mit dem Freundeskreis verbändelt. Ich weiß ja nicht einmal, ob die beiden nicht sogar zusammenarbeiten. Es sieht so aus, als ginge Sarin mittlerweile eigene Wege. Seine Geschäftspartner aufs Kreuz zu legen, ist in Turais Unterwelt die übliche Geschäftspraxis.
»Wir können ihn vielleicht noch zurückkaufen, aber es wird Euch viel kosten, den Freundeskreis zu überbieten. Es wäre einfacher, wenn wir ihn stehlen könnten. Konnten Eure Zauberer Sarin denn immer noch nicht ausfindig machen? Sie hat sechs Pakete Boah dabei. Jemand sollte doch ihre Aura aufspüren können.«
»Budhaius von der Östlichen Erleuchtung hat die ganze Stadt nach ihr abgesucht, ohne etwas zu finden.«
Budhaius von der Östlichen Erleuchtung hat den Posten des ermordeten Blumius Adlerschwinge als Zauberer der Palastwache geerbt. Er hat genug Macht. Wenn er sie nicht mit seiner Magie findet, dann wahrscheinlich auch kein anderer.
Der Ruf zu den Morgengebeten dröhnt durch die Stadt. Der Konsul und der Prätor sind alles andere als erfreut, dass sie ihm folgen und in einer Kaschemme niederknien müssen, aber sie kommen nicht darum herum. Ich finde mich im Gebet zwischen einer blaugesäumten und einer goldgesäumten Toga wieder. Dabei fällt mir auf, dass der Saum meiner eigenen Toga schmutziggrau und ziemlich zerfranst ist. Ob meine Gebete eine besondere Kraft haben, wenn sie in einer so hochrangigen Gesellschaft heruntergeleiert werden? Anschließend diskutieren wir noch einige Einzelheiten, und ich willige ein, alles zu tun, um Sarin ausfindig zu machen. Schließlich verschwinden die beiden. Unterwegs klopfen sie sich die ganze Zeit den Staub von den Knien.
Makri taucht wieder auf und säubert den Boden. Ich appelliere an ihr gutes Herz und sage ihr, dass ich heute Abend wirklich Hilfe gebrauchen könnte. Sie weigert sich sogar, zu antworten und wischt mich praktisch mit dem Dreck hinaus. Ich bemerke, dass mir Tanrose hinter ihrem gewaltigen Kessel voll Eintopf vielsagende Blicke zuwirft.
»Zum Teufel damit!«, knurre ich und stürme hinaus. Floxos, der Blumenverkäufer, hat seinen Stand seit dreißig Jahren an der Ecke des Quintessenzwegs. Ich schätze, dass ich vor zwanzig Jahren seine Dienste das letzte Mal in Anspruch genommen habe. Er fällt vor Überraschung beinahe in seine Rabatten, als ich mich vor ihm aufbaue und einen Blumenstrauß verlange.
»He, Iglox!«, schreit er dem Fischverkäufer auf der anderen Straßenseite zu. »Thraxas kauft jemandem Blumen!«
»Hat er endlich eine Freundin?«, schreit Iglox zurück. Sein Organ ist so laut, dass die ganze Straße mithören kann.
»Wird auch langsam Zeit, dass du wieder auf Freiersfüßen wandelst, Thraxas!«, kreischt Nitribix, eine der gefragteren Prostituierten von Zwölf Seen. Die Neuigkeit wird von ihren Kolleginnen begeistert aufgenommen.
Ich schnappe mir einen Blumenstrauß,
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