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Der Drachentöter

Der Drachentöter

Titel: Der Drachentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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plötzlich das Gefühl, daß der Raum größer wurde. Er hielt den Atem an und warf den Gegner quer durch das Zimmer. Seine Beine fühlten sich wie Pudding an. Er suchte nach Halt und warf einen Tisch um. Magnan setzte sich prustend auf, als ihm ein Schwall eisiger grüner Punsch über den Kopf gegossen wurde.
    »Ja, ja, ich komme schon, Mutter«, murmelte er.
    Retief hörte Magnans Stimme wie durch Watteschichten. Mühsam richtete sich der Botschaftssekretär auf. »Wa-was ist geschehen?« Seine Blicke streiften die Scherben, den umgekippten Tisch, die Gestalt in der Ecke.
    »Retief – er ist es nicht …«
    Retief schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Er ging zu dem gefallenen Fremden hinüber. Das Geschöpf lag auf dem Rücken. Seine Augen waren glasig und weit offen. Ein Stück der zerbrochenen Punsch-Schale ragte aus seiner Brust. Sein Gesicht hatte einen blaßvioletten Ton angenommen.
    »Coriale!« sagte Magnan erschüttert. »Schon wieder tot!«
    »Wir verschwinden hier«, sagte Retief. »Die Coriales können wir morgen vormittag sortieren.«
    »Unbedingt.« Magnan lief zur Tür, riß sie weit auf – und zog sich zurück, bewogen von dem glänzenden Lauf einer Pistole. Der Besitzer der Waffe war ein spilleriger Groaci in der Uniform der Friedenshüter.
    »Keine Bewegung machen, häßliche Gesetzesbrecher«, zischte der Groaci in seiner Heimatsprache und ließ die fünf Stielaugen kreisen. »Euch mit Blut an den Händen ertappt zu haben, Weiche!«
    »Sie sind in einem schrecklichen Irrtum«, stieß Magnan hervor, als sechs weitere Groaci mit gezogenen Waffen in den Laden drangen. »Wir haben nicht … das heißt, ich habe nicht … nur Retief …«
    »Ah, Mister Magnan, nicht wahr?« zischelte der Patrouillenanführer mit seiner schwachen Stimme. »Unschuldsbeteuerungen selbstverständlich akzeptiert, ehrenwerter Sir – brauchen nur Zeugnis gegen wahren Verbrecher.«
    »Wahrer Verbrecher?« stammelte Magnan. »Sie meinen Retief? Aber …«
    »Wen sonst?« fragte der Groaci ruhig.
    »Aber – aber …«
    »Jetzt keine Aussagen zu machen«, tröstete ihn der Groaci. »Ruhig mitkommen und uns Killer überlassen.« Er machte eine Geste, und seine Untergebenen führten den protestierenden Magnan fort. Dann wandte sich der Groaci Retief zu.
    »Mich vielleicht kennen, Retief? Name, Shluh, früher Mitglied der Planetarischen Groaci-Polizei, einst tief von Ihnen gekränkt. Heute nacht, in den Zellen eines Groaci-Gefängnisses, endlich zu rächen die Schmach.«
     
    *
     
    Die mit Juwelen geschmückten Augenklappen von Hauptmann Shluh schimmerten im harten, hellen Licht der Verhörzelle.
    »Noch einmal, mein lieber Retief«, flüsterte er in akzentfreiem Terranisch, »worin lag der Grund für Ihr schreckliches Verbrechen? Hatten Sie vielleicht die Absicht, gewisse Pülverchen in die Nahrungsmittel zu tun, die für die Delegierten bestimmt waren?
    Oder gingen Ihre Pläne noch weiter? Hatten Sie den ruchlosen Gedanken, verbotene Abhörgeräte in die Eßgeräte zu schmuggeln – ich werde bezeugen, solche Geräte in Ihrer Kleidung gefunden zu haben.«
    »Die paar Jahre in den unteren Diensträngen haben Ihnen gut getan, Shluh«, sagte Retief freundlich. »Sie sehen nicht mehr wie ein Grünschnabel aus. Leider ist Ihre Sprache die gleiche geblieben.«
    »Und Sie, unglückseliger Terry, huldigen immer noch der Leidenschaft schnippischer Antworten. Es wird mir Freude bereiten, die Abwandlung von primitiven Scherzen zu flehentlichen Bitten zu beobachten.«
    »Ihr Groaci seid diesmal offensichtlich etwas schlauer als gewöhnlich vorgegangen«, meinte Retief nachdenklich. »Es war bestimmt nicht einfach, Botschafter Shindlesweet zur Teilnahme an diesen verrückten Friedensgesprächen zu bewegen – und wegen Kleinigkeiten macht ihr euch nicht soviel Mühe.«
    »Sie wollen damit andeuten, daß unsere Motive nicht ganz selbstlos waren?« fragte Shluh lächelnd. »Nun, Ihre Gedanken spielen keine Rolle, Weicher. Sie können sie höchstens noch Ihren Henkern anvertrauen.«
    »Betrachten wir die Sache einmal analytisch«, fuhr Retief fort. »Was hat bei all den Bemühungen herausgeschaut? Doch nur das eine: daß sich die Vertreter jeder bedeutenden Welt innerhalb des CDT-Sektors in einem Konferenzraum treffen. Aber vielleicht genügt das schon, Shluh, nicht wahr? Wenn durch irgendein unglückseliges Mißgeschick alle Anwesenden auf einmal ausgelöscht würden, wären die Verantwortlichen dieses Treffens in einer

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