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Der Drachentöter

Der Drachentöter

Titel: Der Drachentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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und zog es so fest, daß die Liane fast gespannt war. Sobald sich das Tier bewegte, mußte sich die Schlinge um seinen Knöchel verengen.
    Retief schnitt einen zweiten Lianenstrang ab, verknotete ein Ende an einem starken Ast und behielt das andere Ende in der Hand, während er vorsichtig in die Tiefe kletterte.
    Das Geschöpf, das sich in dem Netz verstrickt hatte, sah Retief und zuckte zusammen. Im gleichen Moment schnappte wieder die Schere nach seinem Fell.
    »Stillhalten!« sagte Retief leise. »Ich werde versuchen, seine Aufmerksamkeit abzulenken.« Er trat auf einen schlanken Ast hinaus, der unter seinem Gewicht schaukelte, aber zum Glück nicht brach. Retief hielt in einer Hand das Seilende fest. Dann drang er dicht bis zum Netz vor.
    Das Geschöpf mit den Scherenarmen streckte ein bewegliches Auge vor und betrachtete Retief aus fünf Metern Entfernung. Retief sah, daß sich die Klaue in seine Richtung bewegte.
    Eine Frucht, so groß wie ein Baseball, hing neben Retief. Er pflückte sie, zielte genau und warf sie dem Raubtier in das Auge. Die Schale platzte, und eine gelbe Brühe tropfte heraus. Blitzschnell hackte die Klaue nach Retief, aber er hatte sich noch schneller abgestoßen und schaukelte nun wie Tarzan an dem Lianenstrang in die Tiefe. Zehn Meter entfernt landete er elegant auf einem Ast. Das schuppige Tier wollte ihm nachspringen. Metallharte Klauen kratzten über Holz, als sich die Schlinge an seinem Bein zuzog, Retief konnte von seinem neuen Standort aus beobachten, wie die Bestie einen Moment lang die Zähne fletschte. Dann zerriß das Seil, und das Tier polterte in die Tiefe.
     
    *
     
    Der stachelige Zooner hing schwer in den Fäden des Netzes und sah aus einer ganzen Reihe von Knopfaugen zu, wie Retief mit seinem Taschenmesser die einzelnen Spinnweben zerschnitt. Als er endlich frei war, fuhr er mit seiner vierfingrigen Hand in die Hüfttasche und holte einen kleinen Zylinder hervor, den er in sein mittleres Auge klemmte.
    »Hrikk!« sagte er mit einem leisen Raspeln. Sein Mund wirkte breit wie bei einer Runkelrübe, in die Kinder ein Gesicht geschnitzt hatten. Der Zylinder in seinem Auge blitzte kurz auf. Der Fremde steckte ihn wieder in die Tasche und holte einen zweiten Gegenstand hervor – eine Art Mundharmonika, die man an einem Band um den Hals hängen konnte. Das Wesen stieß eine Reihe von Lauten aus und sah Retief erwartungsvoll an.
    »Wenn ich mich nicht täusche, ist das eine elektronische Übersetzungsmaschine der Groaci«, sagte Retief. »Handelsgüter wie die Kamera, nehme ich an.«
    »Richtig«, schnarrte eine Stimme aus der Mundharmonika. »Donnerwetter, das Ding funktioniert tatsächlich.«
    »Die Groaci sind unübertroffen in der Herstellung von Miniaturgeräten und im Erwerb von Grundbesitz.«
    »Grundbesitz?« fragte der Zooner erstaunt.
    »Grundbesitz ist gleich Planetenoberfläche«, erklärte Retief.
    »Ach das. Ich horte, daß sie sich da unten irgendwo niedergelassen haben. Zweifellos ein Frühentwicklungstrauma. Aber wie bemerkte Zerd so treffend, als er sich in rauchender Salpetersäure auflöste? Jedem sei seine persönliche Art des Selbstmords gewährt.« Die Knopfaugen des Fremden streiften Retief. »Dein Todeswunsch allerdings nimmt sonderbare Formen an.«
    »Oh?«
    »Erst einmal neckst du den Lianenschreck. Das ist sehr gefährlich. Seine Klauen können fünfzehn Zentimeter Cih durchschneiden, als sei es Zoob-Pastete.«
    »Ehrlich gesagt, ich hatte den Eindruck, daß das nette Wesen dich fressen wollte.«
    »Das wollte es auch. Hätte mich zudem beinahe erwischt. Wäre kaum die Mühe wert gewesen. Ich gebe keine saftige Mahlzeit ab.« Der Zooner betrachtete nachdenklich sein Übersetzungsgerät. »Soll das vielleicht heißen, daß du mich absichtlich gerettet hast?«
    Retief nickte.
    »Wozu denn?«
    »Ich vertrete die Theorie, daß ein intelligentes Lebewesen seine Kollegen vor dem Gefressenwerden beschützen sollte, wenn es sich irgendwie machen läßt.«
    »Hmmm. Merkwürdige Auffassung. Und nun erwartest du wohl, daß ich mich revanchiere?«
    »Wenn es dir keine Unannehmlichkeiten bringt …«
    »Aber du siehst so – so eßbar aus …« Ohne Warnung schwang eines der ebenholzschwarzen Beine vor. Es sollte ein harter Schlag werden, aber Retief war schneller. Er verlagerte sein Gewicht ein wenig und fing das Schienbein des anderen mit seiner Schuhspitze ab. Der Zooner kreischte, schlug gleichzeitig mit beiden Armen zu und wimmerte, als ihm Retief eine Hand

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