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Der Drachentöter

Der Drachentöter

Titel: Der Drachentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Retief. »Aber nehmen Sie sich in acht vor eventuellen Kolonisten. Ich könnte mir vorstellen, daß sie nervös werden, wenn sie erfahren, daß ihre Polizeitruppe auf einem Korallenriff festsitzt. Und ein schwebender Diplomat gibt ein gutes Ziel ab.«
     
    *
     
    Die Südwestbrise trieb Retief mit einer Geschwindigkeit von zwanzig Meilen pro Stunde dahin. Er ruckte den Steuerhebel hin und her, aber das Ding rührte sich nicht. Die Landschaft unter ihm wurde klein – weit hingedehntes türkisblaues Hügelland. Aus dieser Höhe konnte er eine Unzahl von Lebewesen erkennen. Ihre Pelze variierten von einem sanften Hellblau bis zu einem tiefen Violett. Sie schienen sich vor allem an einem bestimmten Fleck aufzuhalten – ganz in der Nähe des Korallenriffs. Er sah kleine schwarze Punkte, die vielleicht Gebäude darstellten. Doch dann wurde ihm die Sicht genommen, anfangs durch einzelne Nebelfetzen, später durch eine dichte feuchte Dunstschicht, die ihn an ein türkisches Bad erinnerte.
    Zehn Minuten lang wurde er weitergetragen, ohne auch nur das geringste zu sehen. Dann durchdrang wässeriger Sonnenschein die Nebelschicht. Im nächsten Moment sah Retief einen tiefblauen Himmel über sich, während sich die Sonne gleißend in der Dunstebene fing. In einer Entfernung von fünf Meilen erkannte er hellgrüne, verwaschene Formen, die durch die Nebelschicht drangen. Er setzte seine Steuerdüsen ein und flog hin.
    Eine Viertelstunde später war er so nahe, daß er glänzende gelbe Säulen erkennen konnte, die eine Unmenge von Laub trugen. Als er noch näher kam, sah er, daß die einzelnen Blätter die Größe von Tischtüchern hatten. Dazwischen leuchteten grelle rosa Blüten. Die Sonne stand im Zenit und gab den Laubhöhlungen einen warmen, goldenen Schimmer. Retief steuerte sein Gerät zu einem der Äste. Erst im letzten Moment erkannte er die langen Dornen.
    Er versuchte noch auszuweichen, aber es war zu spät. Der Ballon platzte, und die Luft entströmte zischend. Retief umklammerte mit beiden Armen einen dicken Ast und hielt sich fest.
     
    *
     
    Um ihn surrte, summte, zwitscherte und raschelte es. Er sah flaumige bunte Vögel in Kugelform, Eidechsen mit schillernden Schuppen, Schwärme von winzigen goldenen Schmetterlingen. Einmal hörte man weiter weg ein Knurren, und für kurze Zeit schwieg der Chor.
    Retief sah in die Tiefe. Er konnte nur Blätter und nochmals Blätter erkennen. Der Boden befand sich wahrscheinlich anderthalb Meilen tiefer. Keine leichte Kletterpartie – aber was sollte er sonst tun? Er befreite sich von dem beschädigten Fluggerät, suchte nach einem günstigen Weg und machte sich an den Abstieg.
    Retief hatte kaum fünfzig Schritte zurückgelegt, als ihm eine Bewegung im Laub auffiel. Er bog ein Blatt zurück und entdeckte ein helles großes Geschöpf, dessen ganzer Körper mit kurzen weißen Stacheln bedeckt war. Seine zahlreichen glänzendschwarzen Gliedmaßen kämpften vergeblich gegen ein Netz aus seidigen roten Fäden an, das ganz am Rande von zwei Ästen gesponnen war. Die Äste bogen sich tief unter dem Gewicht des Opfers – und eines anderen Geschöpfes.
    Retief sah angestrengt in die Schatten und erkannte eine gewaltige Klaue in der Form einer Gartenschere. Diese Klaue gehörte zu einem langen glatten Arm und einem silbrig glänzenden Körper.
    In diesem Moment schnappte die Schere zu und packte ein Haarbüschel aus dem hellen Pelz des Opfers, das sich ängstlich zur Seite rollte. Jetzt erst sah Retief, daß das Geschöpf eine kleine Tasche umgeschnallt hatte.
    Der Angreifer konnte offensichtlich nicht weiter vordringen, da sonst die Gefahr bestand, daß der Ast brach. Aber es war nur eine Frage der Zeit, wann die mörderische Schere ihr Ziel erreichte.
    Retief durchsuchte seine Taschen und entdeckte ein winziges Messer, mit dem er gewöhnlich seine Zigarrenspitzen kappte. Nun schnitt er damit einen langen, zähen Lianenstrang ab, rollte ihn wie ein Lasso zusammen und kletterte ein Stück höher.
     
    *
     
    Von einem Ast weit oben starrte Retief durch das Laubgewirr auf das vier Meter lange Biest, das mit dem Kopf nach unten an einem Zweig schaukelte. Das Raubtier streckte sich, um das Wesen, das sich in seinem Netz gefangen hatte, zu ergreifen.
    Retief ließ sich bis zu einer Astgabel hinuntergleiten, die sich dicht neben der Hinterpfote des Monstrums befand. Er schob die Schlinge seines provisorischen Lassos um den kräftigen Knöchel des Tieres, wickelte das andere Ende um einen Ast

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