Der Dreissigjaehrige Krieg
durch Brandenburg nach Westen vorzudringen, um das von den Kaiserlichen bedrohte Magdeburg zu retten. Die Schweden bemächtigen sich Berlins und Potsdams. Sie halten Wache vor dem Berliner Schloss. Aber sie können nicht verhindern, dass der kaiserliche Feldherr Johann von Tilly Magdeburg zerstört, wobei der Großteil seiner Bevölkerung umkommt.
Dennoch erweist sich die Katastrophe von Magdeburg für die Schweden als politischer Vorteil. Viele Protestanten sehen in Gustav Adolf nun erst recht den Retter vor dem Terror katholischer Landsknechte. Des Königs Flugschriften, er kämpfe gegen die »ausschweifende Gewalt und unbarmherzige Tyrannei des Hauses Österreich«, sprechen vielen Deutschen aus dem Herzen. Denn sie wissen, dass der habsburgische Kaiser Ferdinand II . mit dem »Restitutionsedikt« vom März 1629 für eine massive Rekatholisierung und die Rückgabe säkularisierter Güter an die Papstkirche sorgen will. Diese Regelung, die selbst manchen katholischen Fürsten missfällt, ist politische Munition für die schwedischen Angreifer. Die dringen im Sommer 1631 weiter nach Südwesten in das Herz Deutschlands vor.
Im Juli besetzen sie Havelberg, im September 1631 rücken sie in Wernigerode am Nordharz ein, kurz darauf steht Gustav Adolf auf dem Marktplatz von Erfurt, als Sieger einer großen Schlacht. In Breitenfeld nördlich von Leipzig hat das schwedische Heer dem kaiserlichen Feldherrn Tilly in den Tagen zuvor eine vernichtende Niederlage beigebracht. Die mit deutschen Kämpfern aufgefüllte Schwedentruppe, verbündet mit der Streitmacht Sachsens, führt 41.000 Mann ins Gefecht gegen 32.000 Söldner Tillys.
Mit leichten und schnell feuernden Geschützen und kleinen, mobileren Formationen erringen die Schweden den Sieg. Durch persönlichen Mut beflügelt Gustav Adolf den Kampfgeist seiner Soldaten. Er selbst führt in der Schlacht einen Trupp seiner finnischen Reiter. Mit ihnen stürmt er eine zentrale Artilleriestellung des Gegners. Tilly verliert mehr als 13.000 Mann und alle Kanonen. Er gelangt als Geschlagener mit nur 600 Mann nach Halle an der Saale. Der Sieg von Breitenfeld verstärkt den Mythos vom siegreichen »Löwen« aus dem Norden und eröffnet dem Schwedenherrscher den Weg in den Westen und Süden Deutschlands. Anfang Oktober überqueren Gustav Adolfs Truppen den Thüringer Wald und erreichen Schweinfurt. Dessen protestantische Bewohner streuen den einrückenden Soldaten zur Begrüßung Gras und Binsen aus.
Gefeiert von begeisterten Deutschen, setzt der Schwedenkönig seinen Siegeszug fort und marschiert Ende November 1631 nach Frankfurt am Main und Mainz, das er im Dezember einnimmt. Prunkvoll feiert der König seinen Einzug in die erzkatholische Stadt. Am Domturm lässt er die schwedische Fahne hissen und in der Schlosskirche einen Dankgottesdienst abhalten. Die Siegesfeier gipfelt in einem Bankett, nach dessen Ende der König in der Mainzer Martinsburg Quartier nimmt. Im Winter 1631/32 befindet sich Gustav Adolf im Zenit seiner Macht. Im Norden nehmen seine Truppen Wismar, Rostock und Dömitz ein. Die Feinde können den Schweden als Seemacht nicht mehr gefährlich werden. Im Herzen Deutschlands residiert der schwedische Beherrscher weiter Reichsgebiete, mächtig fast wie ein Kaiser.
Seinen Ruf als fähiger Feldherr hatte er noch vor dem Fall von Mainz durch den Rheinübergang im Dezember 1631 gesteigert. Die Flussquerung bei Erfelden südlich von Mainz ist eine pioniertechnische Meisterleistung: Die Soldaten bauen in Windeseile aus Booten und Scheunentoren eine Pontonbrücke. Doch auf dem Höhepunkt der Macht treten die Schattenseiten des königlichen Charakters immer stärker hervor. Der Kriegsherr im Lederwams ist ein fröhlicher Gastgeber und liebenswürdiger Gesprächspartner, aber oft auch ein jähzorniger Polterer. Gustav Adolf verletzt andere Menschen nicht nur verbal. Dem Kammerjunker Erik Ralamb, der sich wegen einer geschwollenen Hand weigert, an der Tafel Dienst zu tun, schlägt er im Dezember 1631 die Klinge seines Degens so heftig auf den Kopf, dass sie in Stücke bricht.
Weit schlimmer aber als der cholerische König mit dem Spitzbart treiben es immer wieder seine Soldaten. Zwar bescheinigen wohlwollende protestantische Historiker, darunter auch Friedrich Schiller in seiner »Geschichte des Dreißigjährigen Krieges«, den schwedischen Kämpfern später »Manneszucht«, also hohe Disziplin. Ein Lob, das Schiller wohlweislich auf die »ersten Zeiten« des Vormarsches in
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