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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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Deutschland beschränken wird. Denn dass sich die schwedische Armee in Deutschland schon früh wenig sittsam verhält, zeigt ein Bericht des königlichen Sekretärs Lars Grubbe an Kanzler Oxenstierna vom Sommer 1630. Darin wird über Exzesse und Unregelmäßigkeiten im besetzten Pommern geklagt. Die Schweden plündern Frankfurt an der Oder im April 1631.
    Übel ergeht es auch Würzburg. Die dort einquartierten Schweden verzehren die letzten Lebensmittelvorräte der Bewohner, die »dazu erbärmlich mit Schlägen traktiert« werden, wie ein Chronist notiert. Dabei sind viele der Berserker, die den Ruf der Schweden ruinieren, gar keine Skandinavier. In der Söldnertruppe des Königs, die im Sommer 1632 etwa 150.000 Mann zählt, stellen sie nur noch zehn Prozent der Kämpfer. Die Masse der Soldaten sind anfangs Schotten, Iren, Engländer und Waliser, später vor allem Deutsche. Schlechte Besoldung verwandelt die Männer des Königs in Räuber, welche die örtliche Bevölkerung eher von Essbarem als vom kaiserlichen Joch befreien.
    Der König weiß, was der Geldmangel anrichtet. Im Juli 1631 klagt er in einem Brief an Kanzler Oxenstierna über »widerliches Plündern und Rauben« seiner Soldaten. Die Ursache liege in der »größten Armut«, unter der die Kriegführung der Schweden leide. Mit immer weniger Geld beschäftigt der Schwedenkönig in Deutschland immer mehr Soldaten. Gustav Adolf, der im Frühling 1632 seinen Vormarsch nach Süddeutschland fortsetzt, ist knapp bei Kasse. Wie knapp, zeigt sich, als er im März 1632 in Nürnberg einmarschiert. Der hohe Herr verlangt von den Stadtvätern sofort einen Vorschuss für Soldzahlungen und die Lieferung von Brot, Bier, Fleisch, Wein und Hafer. Dennoch wird der Einzug in die alte Reichsstadt zu einem Volksfest, bei dem sich die Menschen zu Tausenden in den Straßen drängen. Farbenprächtig gekleidete Bürger säumen die Straßen, Mütter heben ihre Kinder dem Herrscher entgegen. Porträts des Schwedenkönigs, in Kupfer gestochen oder in Holz geschnitzt, finden massenhaft Absatz.
    Das nächste größere Ziel des Heerführers ist Augsburg, Zentrum der Hochfinanz seit dem Aufstieg der Fugger und Welser. Die mehrheitlich protestantische Stadt unterwirft sich im April 1632 nach einer kurzen Kanonade. Der bayerischen Besatzung wird freier Abzug gewährt. Beim Griff nach diesem Wirtschaftszentrum zeigt der halbdeutsche König, dass er ganz schwedische Politik macht: Die Augsburger sollen durch einen Eid zu »getreuen Untertanen« der schwedischen Krone werden. Sie müssen hohe Abgaben zahlen. Und sie sollen einen schwedischen Statthalter akzeptieren, einen Vetter des Kanzlers Oxenstierna. Über der vermeintlichen Befreiungsmission des Schwedenkönigs liegt der Fluch der Fremdherrschaft. Die Augsburger fügen sich. Sie wählen auf Befehl des Königs einen neuen Stadtrat, dem nur Protestanten angehören. Nach einem Dankgottesdienst in der Sankt-Anna-Kirche zeigt sich der König am Fenster des Marquart-Fugger-Hauses. Die auf dem Platz versammelten Bürger huldigen ihm mit der gewünschten Eidesformel. Augsburg ist wegen der Nähe zur Donau von militärstrategischer Bedeutung. Die Handelsmetropole hat für den Schwedenkönig zudem hohen symbolischen Wert, als Stadt des Religionsfriedens von 1555.
    Bald ist auch München greifbar. Im Mai 1632 reitet der Kriegsherr mit drei Regimentern von Ismaning her in die bayerische Metropole ein. Während seine Soldaten beim Vormarsch im Umland rauben, brennen und morden, verblüfft er die katholische Landeshauptstadt durch »Manneszucht« seiner Kämpfer. Die veräußern in der Stadt ungeniert Beutegut, vom Geschirr bis zum Rind. Viele Münchner kaufen die billige Hehlerware und bereichern sich so auf Kosten ihrer Nachbarn in den eingeäscherten Dörfern. Am 19. Mai setzt der König ein Signal zur Versöhnung mit den Katholiken. Nach einem Ritt zum Neuhauser Anger nimmt er in der Michaelskirche an einem katholischen Gottesdienst teil. Dabei lässt er sich vom Rektor des Jesuitenkollegs den Ritus erklären und stellt sogar Zwischenfragen auf Latein. Mit der Kontrolle über die bayerische Landeshauptstadt erweist er sich als der größte Eroberer seines Jahrhunderts in Europa – und das nicht nur auf dem Felde der Ehre. In den eingenommenen süddeutschen Städten gibt er den Party-Löwen aus Mitternacht, als flirtender Tänzer umschwärmt von aparten Patrizierinnen. Doch das Wohlleben währt nicht lange.
    Die taktischen Prestigeerfolge verdecken

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