Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
Vom Netzwerk:
einbalsamiert wurde. In dem Haus bleibt der Getötete noch bis Dezember 1632 aufgebahrt. Erst dann erfährt der Reichsrat in Stockholm die Todesnachricht. Das Protokoll der Versammlung vermerkt dazu skandinavisch kühl: »Der Senat verbrachte diesen Tag in Weinen und Klagen.«
    Es ist, als könne selbst der tote König sich nur allmählich vom deutschen Boden lösen, auf dem sich sein Schicksal vollendete. Tausende von Trauernden begleiten seinen Leichnam, der eine Nacht lang in der Schlosskirche zu Wittenberg aufgebahrt wird. An diesem Ort hatte Martin Luther mehr als hundert Jahre zuvor die Reformation begonnen. Der kurze Aufenthalt in der Lutherstadt symbolisiert das bleibende Verdienst des schwedischen Königs: Er hat den Sieg der katholischen Reaktion und Gegenreformation in Deutschland verhindert.
    Monatelang steht sein Sarg im Schloss Wolgast, einer später zerstörten Residenz der Pommernherzöge. Im Juni 1633 endlich überführen ihn die Schweden per Schiff in die Heimat. Dort lässt ihn seine Frau ein Jahr lang im Schloss der Hafenstadt Nyköping aufbahren, bis er am 2. Juli 1634 in der gotischen Riddarholmskirche in Stockholm beigesetzt wird. Was Gustav II. Adolf den Schweden bedeutet, sagt sein Kanzler Oxenstierna: »In Schweden hat niemals einer regiert, der ihm gleich genannt werden dürfte. Wir wissen das. Aber auch alle fremden Nationen, Freund und Feind, müssen davon Zeugnis geben.«
    Mehr als ein Jahrhundert später wird der preußische König Friedrich II ., der Große, sich im Kampf gegen die Habsburger auf Gustav Adolf berufen. Denn der Schwedenkönig hat dazu beigetragen, jenes protestantische Gemeinwesen zu bewahren, aus dem das für seine religiöse Toleranz bekannte Preußen hervorgeht. Friedrich wird Gustav Adolf würdigen als einen Kämpfer gegen den »Despotismus« des Wiener Hofes und als einen »König, dem man nichts vorwerfen kann als zu viel Ehrgeiz, einen Fehler, der leider den meisten großen Männern eigen ist«.

GRIFF NACH DEN STERNEN
    Der böhmische Landadlige Albrecht von Wallenstein
stieg zum reichsten und mächtigsten Heerführer auf.
Als der Kaiser Verrat witterte,
ließ er seinen Generalissimus ermorden.
    Von
    Norbert F. Pötzl
    D ie Gäste erwiesen sich als eine rechte Plage. Mit seinem Hofstaat und zwei Kompanien Leibkürassieren war Albrecht von Wallenstein, von seinem Prager Palais kommend, am 31. Juli 1625 in der westböhmischen Grenzstadt Eger eingetroffen. Hier wollte der von Kaiser Ferdinand II . soeben zum Oberbefehlshaber ernannte Feldherr auf eigene Rechnung eine Armee zusammenstellen, sie sollte dem Habsburger, so dessen Dekret, zur »Wiederbringung des allgemeinen hochnotwendigen Friedens, zur Erhaltung Unserer kaiserlichen Hoheit« wie auch zur »Defendierung der Reichkonstitutionen« verhelfen.
    Das Haus des Bürgermeisters Wolf Adam Pachelbel, am unteren Marktplatz gelegen, war für eine Nacht das erste Quartier Wallensteins, dann fand er komfortablere Unterkunft im Schloss Lehenstein des Ratsherrn Georg Erhard Werndl. Dorthin musste der Egerer Stadtrat in den folgenden fünf Wochen große Mengen erlesener Speisen und Getränke liefern, was die Kommune an die 12.000 Gulden kostete. So viel verdienten etwa 20 nicht eben schlecht bezahlte Hofbeamte in einem Jahr. Der »Quartierscommissarius« Johann von Aldringen leitete derweil in der Region die Musterung der angeworbenen Söldner.

    Quelle: AKG
    Porträt des Albrecht von Wallenstein
    (1823 von Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld,
    nach einem Gemälde von Anton van Dyck um 1630)
    Am 12. August rief Wallenstein die Vertreter der Stadt zu sich und befahl ihnen, 45.000 Gulden in die Kriegskasse zu liefern. Die Honoratioren klagten, sie hätten doch schon 40.000 Gulden bezahlt, ihre Frauen hätten dafür ihren Schmuck verkaufen müssen. Doch Wallenstein blieb hart: »Schaffet, dass das Geld, was euch der Commissarius Aldringen anbefohlen, ausbezahlet werde, ich kann sonst nicht marschieren, ich habe euch in der Stadt mit Einlogierung des Kriegsvolks verschont und gute Disziplin gehalten.« So erzählt es Golo Mann in seiner monumentalen Wallenstein-Biografie von 1971. Nach einigem Gefeilsche einigte man sich auf 7000 Gulden.
    Gemäß seiner Philosophie, dass »der Krieg sich selbst ernähren« solle, schonte Wallenstein auf diese Weise die kaiserliche Kasse. Er verlangte von den Territorien, in denen seine Truppen standen, Kriegssteuern, sogenannte Kontributionen, um seine Armee zu finanzieren. Er hatte

Weitere Kostenlose Bücher